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Di, 18. September 2018, 12:37

Software::Entwicklung

Python wird politisch korrekter

Eine Nomenklatur-Änderung in Python sorgte bei den Entwicklern in den vergangenen zwei Wochen für teils rege Diskussionen. Stein des Anstoßes ist der Wunsch mancher Entwickler, auf politisch inkorrekte Ausdrücke, wie »Master« und »Slave« verzichten.

Python Software Foundation

Die Terminologie »Master/Slave« ist in der Computertechnologie eigentlich nichts Ungewöhnliches, beschreibt sie in der Regel die Form der hierarchischen Verwaltung des Zugriffs auf eine gemeinsame Ressource. So sorgt ein einzelner Master in den meisten Fällen für die Koordination der Zugriffe. Die anderen Teilnehmer - auch Slaves genannt – ordnen ihre Aktionen dem koordinierenden Master an. Die Technologie findet in vielen Bereichen der Kommunikationstechnik einen breiten Einsatz und wird unter anderem bei Netzwerken, Bussen und Softwarelösungen genutzt.

Neben technischen Aspekten, die je nach Software unterschiedliche Auswirkungen haben, sehen manche Entwickler die Nomenklatur allerdings vorbelastet. Hier wird vor allem auf die Bedeutung der Worte »Master« (Meister) und »Slave« (Sklave) und den historischen Kontext hingewiesen, die laut Aussage diverser Entwickler vermieden werden sollten. So hatten sich beispielsweise bereits in der Vergangenheit unter anderem Redis und Django mit dem Thema beschäftigt und die verwendete Terminologie einer Überprüfung unterzogen. Nun folgte auch Python der Diskussion.

Bereits vor zwei Wochen hatte Victor Stinner einen Patchset eingereicht, der sich der Problematik annahm und die Verwendung von »Master/Slave« innerhalb der Beschreibungen, den Funktionsnamen und der Parametrisierung anpasste. Unter anderem wurde aus --slaveargs die Option --worker-args und aus run_tests_slave() die Funktion run_tests_worker(). In der Dokumentation wurde aus »Master« ein »Parent« (Elternteil), »Worker« (Arbeiter) oder ein ähnlich abgeleiteter Begriff.

Die Resonanz auf die Änderungen fiel erwartungsgemäß unterschiedlich aus. Denn nicht jeder Entwickler wollte sich Stinners Argumentationskette anschließen. Viele Entwickler bemängelten unter anderem die grundsätzliche Anpassung der Nomenklatur – auch der, die außerhalb von Python lag. Zudem missfiel vielen Entwicklern, dass die grundsätzliche Diskussion in kleinem Kreise stattfand und durch einen Beschluss Einzelner zustande kam. »Ich bin nicht besonders begeistert von der Idee, dass Python sein Verhalten basierend auf geheimen Absprachen ändern muss«, schrieb beispielsweise Larry Hastings. Unter anderem fragte sich Hastings, ob Python künftig auch »kill« durch etwas neuen ersetzen wird.

Schlussendlich stoppte der eigentlich zurückgetretene Gründer das Projektes Guido van Rossum die Diskussion. »Ich schließe das jetzt«, schrieb van Rossum. Drei von vier Commits wurden akzeptiert und in den Code aufgenommen. Die vierte Änderung wurde nicht in den aktuellen Stand überführt, da sie die unter Unix genutzte Terminologie von UNIX-PTY-Dateien widerspiegelt. Die Entwickler fügten sich dem Entschluss. »Es gibt noch eine Diskussion über "pliant children" -> "helpers", aber das kann als Folge-PR behandelt werden, ohne diese Diskussion offen zu halten«, so der »wohlwollende Diktator auf Lebenszeit« abschließend.

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Kommentare (Insgesamt: 75 || Alle anzeigen )
Re: Wer ist hier die Pappnase? (Verfluchtnochmal_5987109, Fr, 21. September 2018)
Wer ist hier die Pappnase? (jainstearks, Fr, 21. September 2018)
Re: Man stelle sich vor ... (Anonymous, Do, 20. September 2018)
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