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Di, 17. März 2020, 14:33

Software::Distributionen::Debian

Debian-Projektleiterwahl mit drei Kandidaten

Bei der anstehenden jährlichen Debian-Projektleiterwahl kandidieren drei Projektmitglieder. Der amtierende Projektleiter Sam Hartman stellt sich nicht mehr zur Wahl.

Software in the Public Interest

Der Debian-Projektleiter bestimmt ein Jahr lang die Richtlinien der Politik des Projektes und füllt damit eine ähnliche Rolle aus wie ein Regierungschef. Er kann vielerlei Aufgaben delegieren und andere Entwickler mit entsprechenden Vollmachten ausstatten.

Die Amtszeit von Sam Hartman, dem aktuellen Projektleiter, endet turnusgemäß Mitte April. Hartman hatte bereits vor einigen Tagen erklärt, nicht erneut zu kandidieren. An seiner Stelle fanden sich drei andere Projektmitglieder zu einer Kandidatur bereit, wie Debian-Sekretär Kurt Roeckx mitteilte. Einen Tag später haben die Kandidaten auch ihre Wahlplattform veröffentlicht, wie Roeckx schrieb (die korrekte URL folgte wenig später). Eine Übersicht über die Wahlplattformen, Termine und sonstigen Details der Wahl liefert die Informationsseite bei Debian. Die Wahlkampagne läuft demnach zwei Wochen lang und endet am 5. April. Vom 5. bis 18. April haben alle Debian-Mitarbeiter Gelegenheit, ihre Stimme abzugeben. Am 19. April dürfte dann der neue Projektleiter feststehen, dessen Amtszeit unmittelbar beginnt.

Die Kandidaten sind in diesem Jahr Jonathan Carter, Sruthi Chandran und Brian Gupta. In ihren jeweiligen Wahlplattformen erklären sie ihren Hintergrund, Ideen und Ziele für ihre Amtszeit erklären. Jonathan Carter hatte bereits im letzten Jahr kandidiert. In seiner langen Nominierungserklärung macht er keine Angaben zu seinen persönlichen Hintergründen, diese sind aber aus dem letzten Jahr bereits bekannt. Er arbeitet seit 16 Jahren an einem Debian-Ableger in Südafrika, arbeitet zusätzlich freiberuflich an Aufträgen, die meist mit Debian zusammenhängen, und setzte sich von Anfang an für freie Software ein. Offizieller Debian-Entwickler ist er erst seit drei Jahren. Er sieht Leute, die wie die Debian-Entwickler an einem gemeinsamen, dem Wohl aller dienenden Ziel arbeiten, als die Entwickler und Architekten einer besseren Gesellschaft, die die aktuellen Krisen meistern kann. Seine Schwerpunkte für Debian sind, Debian für Beitragende attraktiver zu machen, die Zusammenarbeit zu stärken und Engpässe zu beseitigen und die Projektverwaltung und Finanzierung besser einsehbar zu machen.

Sruthi Chandran kam 2015 erstmals mit Debian in Berührung und setzt sich seither für freie Software ein. Zuvor war sie Angestellte in einer Bibliothek eines Unternehmens. Seit knapp einem Jahr ist sie offizielle Debian-Entwicklerin. Sie pflegt eine Reihe von Paketen, was sie nach eigenen Angaben hauptberuflich als Selbständige macht. Daher findet sie nicht nur die Zeit, andere Debian-Mitarbeiter anzuleiten, sondern auch Workshops und Debian-Veranstaltungen in ganz Indien abzuhalten und sich an der Ausrichtung der Debian-Konferenz DebConf22 zu beteiligen. Sie ist eine der ersten Frauen, wenn nicht gar die erste, die sich als Projektleiter bewirbt, und möchte die Beteiligung von Frauen, aber auch »diversen« Personen, an Debian erhöhen. Denn diese sind nach wie vor, wie in den meisten freien Projekten, gemessen am Bevölkerungsanteil unterrepräsentiert.

Als dritter Kandidat nominierte sich Brian Gupta. Er will mit seiner Bewerbung nur ein Ziel erreichen: Eine Debian-Stiftung zu gründen, getrennt für die USA und Europa, die sich um administrative Dinge kümmert und dafür ein oder mehrere Leute einstellt. Vorbilder könnten die FreeBSD Foundation oder die US PostgreSQL Association und PostgreSQL Europe sein. Der Grund dafür ist, dass er nicht damit zufrieden ist, wie die SPI die Dinge handhabt. Es habe Zeiten gegeben, zu denen die SPI kaum zu erreichen war. Inzwischen behält sie zudem 5% der Gelder für Debian für die Verwaltung ein, was Debian bereits 16.000 US-Dollar gekostet habe, und behandelt Debian nicht mehr als vorrangiges Projekt, sondern nur noch als eines unter mehreren. Der Debian-Projektleiter sei auch nicht mehr automatisch zu den SPI-Treffen eingeladen. Zusätzlich sei die FFIS, die Debian in Europa unterstützen sollte, nicht mehr funktional. Gupta möchte die Projektleiterwahl zu einem Votum für eigenständige Stiftungen machen. Sollte sich dafür keine Mehrheit abzeichnen, würde er seine Kandidatur zurückziehen.

Gupta, der in New York City zuhause ist, ist seit 15 Jahren für freie Software aktiv, seit etwa sieben Jahren Mitglied von Debian und half in verschiedenen Bereichen an Debian mit. Er beschäftigt sich mit organisatorischen Dingen, nicht mit Entwicklung.

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