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Do, 24. Februar 2011, 15:00

Durchstarten mit HTML5

Die wichtigsten Browser auf dem Markt bieten neue ominöse Funktionalität an, die deutlich über das bisherige HTML 4 hinausgeht. Diese gehört zu dem, was unter dem Namen HTML5 als Standardentwurf vorliegt. Was vorhanden ist, kann aber heute schon genutzt werden.

Vorwort

Cover von »Durchstarten mit HTML5«

O'Reilly

Cover von »Durchstarten mit HTML5«

Immer mehr ist von HTML5 als Nachfolger die Rede. Bekanntlich wird die Standardisierung von HTML5 erst in einigen Jahren abgeschlossen sein. Warum sollten sich Web-Entwickler also jetzt schon damit auseinandersetzen? Die Antwort ist klar: Weil die Entwicklung von HTML schon immer der Standardisierung vorausgeeilt ist. In der Erkenntnis, dass es unmöglich ist, einen HTML5-Standard durch ein Gremium zu diktieren, hat die WHATWG HTML5 zum »lebenden« Standard erklärt. Letztendlich definiert der Standard im Nachhinein das, was die Browser-Hersteller implementieren - die sich im Idealfall im Voraus auf eine gemeinsame Implementierung geeinigt haben.

Daraus folgt, dass Web-Entwickler HTML5 ab sofort nutzen können und sicherlich auch nutzen werden. Sie müssen allerdings immer berücksichtigen, dass nicht jeder Browser jedes Feature implementiert hat, und dass sich das mit jeder Version ändern kann. Folglich muss die Verfügbarkeit eines Features immer abgefragt werden, und für ältere Browser müssen Alternativen bereitgestellt werden.

So nimmt auch allmählich die Literatur zu HTML5 Fahrt auf. Von Mark Pilgrim stammt das im O'Reilly-Verlag erschienene Buch »Durchstarten mit HTML5«. Der Name Mark Pilgrim sollte vielen Lesern bereits bekannt sein, denn er ist im HTML5-Standardisierungskommittee aktiv. Für seinen Arbeitgeber Google arbeitet er dort an der Standardisierung von HTML5 mit. Auch als Autor mehrerer Bücher ist er mittlerweile in Erscheinung getreten. Sein neuestes Werk, das wir hier vorstellen, erschien bereits 2010 unter dem Originaltitel »Dive into HTML5« in den USA und erhielt hervorragende Kritiken. Nach Pilgrims eigenen Angaben verkaufte sich das Buch so gut, dass es schon nach kurzer Zeit die Produktionskosten hereingeholt hatte. Für ein Buch, das in voller Länge unter einer wirklich freien Lizenz online bereitsteht, ist das bemerkenswert. Auch die Erstellung des Buches ist bemerkenswert: Pilgrim stellte Entwürfe und abgeschlossene Kapitel online, sobald sie fertig waren.

Das Buch

»Durchstarten mit HTML5« besteht aus zehn Kapiteln. Jedes Kapitel ist mit durchschnittlich 20 Seiten vergleichsweise kurz. Kapitel 1 »Wie wir an diesen Punkt gelangt sind« betont, wie wichtig MIME-Typen für HTML einschließlich HTML5 sind und versucht mit Abschnitten wie »Alles, was Sie über XHTML wissen, ist falsch« zu punkten.

Kapitel 2 »HTML5-Funktionen« widmet sich der Erkennung der von den Browsern bereitgestellten Features von HTML5 und präsentiert eine kleine JavaScript-Bibliothek, die das erleichtern kann. Ihr Einsatz ist nicht unbedingt nötig, da die jeweiligen Abfragen ohnehin sehr simpel sind (meistens Einzeiler).

Kapitel 3 »Was all das bedeutet« erläutert die neuen semantischen Tags von HTML5. Das nächste Kapitel »Zeichenstunde« ist nur einem einzigen Tag gewidmet, dem canvas-Element. Um dieses zu nutzen, muss man auf das zugehörige JavaScript-API zugreifen. Zwei weitere neue Elemente sind audio und video. Um diese geht es im Kapitel 5 »Video im Web«. Dieses erläutert aber viel mehr die Grundlagen bzw. das derzeitige Durcheinander bei Videos im Web als die eigentlichen Tags. Das mag daran liegen, dass es zu den Tags nicht so viel zu sagen gibt. Stattdessen beschreibt der Autor auch die Kodierung von Ogg Theora-, H.264- und WebM-Videos und zeigt zum Schluss, wie man diese in einem Video-Tag zusammen mit Flash als Alternative kombiniert, so dass alle Browser abgedeckt sind. Das umfangreiche JavaScript-API der audio- und video-Tags wird dagegen gar nicht erwähnt. Selbst wenn es derzeit noch nicht fertiggestellt ist, wäre zumindest eine Aussage über den Status wünschenswert gewesen.

Die folgenden drei Kapitel beschäftigen sich ausschließlich mit neuen JavaScript-APIs, die ebenfalls zu HTML5 gerechnet werden. Das neue Geolocation-API ist Gegenstand von Kapitel 6 »Sie befinden sich hier (alle anderen auch)«. Es weist auf die Möglichkeiten, aber auch die möglichen Datenschutzprobleme hin, und wie die Browser das behandeln können. Kapitel 7 »Lokaler Speicher für Webanwendungen - gestern, heute und morgen« ist eine kleine Tour durch die Geschichte von lokalen Speichermöglichkeiten für Anwendungen. Der in HTML5 kommende Speicher besteht nur aus Schlüssel- und Wert-Paaren. Über die Sicherheit dieses APIs sagt der Autor leider nichts; immerhin werden die Daten nicht zu Web-Servern übertragen (außer explizit durch JavaScript-Code). Über diesen einfachen Speicher hinaus sind weitere Methoden im Gespräch, bis hin zu SQL-Schnittstellen. Mozilla hat allerdings bereits erklärt, dieses »Web SQL« nie zu unterstützen. Vielleicht einigen sich die Hersteller in Zukunft auf eine Objektdatenbank (»Indexed-DB)«, das ist allerdings noch Zukunft.

Kapitel 8 »Gehen wir offline« beschreibt Offline-Anwendungen. Anwendungen, die auch ausführbar bleiben wollen, wenn sie mit keinem Server verbunden sind, müssen zum einen deklarieren, welche Dateien der Browser vorab laden soll. Zum anderen müssen sie geänderte Daten zwischenspeichern (wozu der in Kapitel 7 angesprochene lokale Speicher herhalten muss) und später mit dem Server synchronisieren. Viel Aufwand also.

In Kapitel 9 »Formularwahn« geht es zurück zu Markup, hier kann man gegenüber dem alten HTML sogar JavaScript-Code einsparen, da es eine Menge neuer Formularfeldtypen gibt. Das Buch schließt mit Kapitel 10 »Mehr Semantik fürs web«, in dem die sogenannten Mikrodaten vorgestellt werden. Es geht darum, dem Markup semantische Informationen hinzuzufügen, die sich mit HTML5 nicht ausdrücken lassen. Hierzu gab es bereits konkurrierende Entwürfe von Mikroformaten und RDFa, HTML5 geht mit Mikrodaten einen eigenen Weg, jedoch können offenbar die Definitionen von microformats.org genutzt werden. Diese sind informell beschrieben. Hier hätte mich noch interessiert, ob eine automatisierte Bearbeitung in allgemeiner Form durch Browser und Web-Clients möglich ist. Wahrscheinlich ist das nicht der Fall, und die Information kann nur genutzt werden, wenn das Wissen über das Format in die Software einprogrammiert ist.

Fast jedes Kapitel enthält einen speziellen Abschnitt zum Internet Explorer, der vor allem in den Versionen 6 bis 8 zahlreiche Dinge anders macht. Ein Anhang beschreibt nochmals im Detail, wie man per JavaScript ermittelt, welche Funktionalität ein Browser unterstützt. Ein Index rundet das Buch ab.

Fazit

»Durchstarten mit HTML5« ist vor allem für Leute geeignet, die eine kurze, schnell zu überfliegende Übersicht über HTML5 wollen. Wer eine Referenz sucht, dürfte mit HTML5 - Webseiten innovativ und zukunftssicher eher glücklich werden, das gut den doppelten Umfang aufweist und die neuen APIs viel vollständiger darstellt.

Zum Schmökern ist vor allem die englischsprachige Version ein Genuss, dazu tragen auch die doppeldeutigen Titel und der lockere Stil bei. Etwas störend ist hierbei, dass bestimmte Passagen öfter fast wörtlich wiederholt werden, unter anderem in Kapitel 2. Diese hätten durchaus mit Verweis auf frühere Absätze vermieden werden können. Der deutschen Übersetzung merkt man an, dass es eine Übersetzung ist, einige Passagen hätte ein deutscher Autor wohl anders formuliert. Aber insgesamt ist sie gelungen, wobei die originalen Wortspiele allerdings teilweise wegfielen, da sie kaum übersetzbar sind.

Wer sich nicht daran stört, dass »Durchstarten mit HTML5« keine vollständige Darstellung von HTML5 ist, was aber vor der Fertigstellung des Standards auch kaum möglich ist, dem sei dieses Buch empfohlen. Weniger kann schließlich auch einmal mehr sein.

Fakten

Titel:Durchstarten mit HTML5
Jahr:2011
Autor:Mark Pilgrim
Preis:29,90 EUR
Umfang:232 Seiten
Verlag:O'Reilly
Homepage:http://diveintohtml5.org/
ISBN:978-3-89721-571-9

  • Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.

    - Weitere Informationen
Kommentare (Insgesamt: 4 || Alle anzeigen )
Gewinnspiel (DeerHunter, Do, 7. April 2011)
Ein gutes Buch kaufe ich gerne (Linuxgreis, Fr, 25. Februar 2011)
Re: Dank an den Author des Artikels (simpson-fan, Do, 24. Februar 2011)
Dank an den Author des Artikels (Mc Bain, Do, 24. Februar 2011)
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