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So, 14. August 2005, 00:00

Quo vadis, SUSE?

openSUSE 10.0 Beta 1 - Ein Erfahrungsbericht

Einleitung

Mit der Version 10 ihrer Linux-Distribution ändert SUSE bzw. Novell die Entwicklungsstrategie. Ähnlich wie bei Red Hat schon seit längerem üblich wird es auch bei SUSE ab jetzt eine freie Version (openSUSE) geben. Auf diese baut Novell/SUSE dann eine kommerzielle Distribution auf, die auch weiterhin über die gewohnten Wege vertrieben wird.

Vor einigen Tagen erschien die erste Beta-Version der kommenden openSUSE-Distribution, Codename Prag, mit der Versionsnummer 10.0 Beta 1. Wie der Namenszusatz »Beta« bereits andeutet, sollte diese Version nicht auf produktiven Systemen eingesetzt werden. In letzterem Falle sollte man auf das bewährte SUSE 9.3 zurückgreifen.

Trotzdem soll in diesem Artikel getestet werden, wie weit openSUSE bereits ist: Wo liegen die Unterschiede zu SUSE 9.3, wo gibt es Weiterentwicklungen, an welchen Stellen sind Verbesserungen notwendig?

Generelles

openSUSE ist SUSE Linux - das neue Linux-Derivat verleugnet seine Herkunft nicht. Weiterhin ist YaST das zentrale Werkzeug zur Konfiguration des Systems und RPM dient als Paketverwaltungssystem. Altgediente SUSE-User werden schnell mit dem neuen System zurechtkommen. Weitere Informationen speziell zu SUSE Linux finden sich auf der Homepage von SUSE bzw. bei Pro-Linux. Herunterladen kann man die vier ISO-Images von http://www.opensuse.org/ bzw. von den dort angegebenen Mirrors. Ein DVD-Image stand zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung.

Installation

Die Installation gestaltet sich - wie von SUSE gewohnt - denkbar einfach: Man kann den Vorschlägen des Installers folgen, hat aber als versierter Anwender ebenfalls die Möglichkeit, die Art und Weise der Installation bis ins Detail einzustellen.

Für diesen Artikel wurde die Distribution in ihrem Standard-Umfang installiert. Hierfür wurden nacheinander alle vier ISO-Images benötigt. Eine auf dem Test-System ebenfalls vorhandene Windows XP-Installation wurde nicht ordnungsgemäß erkannt und falsch in den Bootloader GRUB eingebunden. Auch mit YaST ließ sich hierzu kein funktionierender Eintrag im Boot-Menü erzeugen. Erst nach manuellem Abändern der Datei /boot/grub/menu.lst bootet GRUB neben Linux auch wieder Windows.

Ein weiteres Problem bildete das Paar Grafikkarte/Monitor. Diese ließen sich nicht zu einer »vernünftigen« Darstellung, sprich Auflösung und Bildwiederholfrequenz, überreden. Erst nach Installation des proprietären Nvidia-Treibers gelang es, eine annehmbare Darstellung einzurichten.

Der erste Eindruck

So präsentiert sich der Desktop nach der Installation

Thomas Zastrow

So präsentiert sich der Desktop nach der Installation

Nach der Installation startet openSUSE mit einem aktuellen KDE (Version 3.4.2 Level »a«). Letzteres ist nach SUSEs eigenem Look-&-Feel eingerichtet, als Hintergrundbild begrüßt den User ein nettes Chamäleon. Auf dem Desktop befinden sich dieselben Symbole wie bei SUSE 9.3. Mit einer Ausnahme: OpenOffice wird nicht mitinstalliert. Mehr dazu im Abschnitt »Software«.

Hardware

Der Scanner (Canon N670 U USB) wird erkannt und lässt sich über YaST konfigurieren. Der an sich problemlose PostScript-Drucker HP LaserJet 4000 wird erkannt, die Konfiguration mittels YaST scheitert allerdings. USB-Sticks werden automatisch gemountet, KDE benachrichtigt aber nicht mehr automatisch über neu angesteckte Sticks. Die Soundkarte funktioniert auf Anhieb. Der DMA-Modus meines DVD-Brenners ist deaktiviert. Das Netzwerk ist gewohnt schnell eingerichtet.

Anwendungs-Software

Im Gegensatz zur »großen Schwester« kommt openSUSE gänzlich ohne propietäre, kommerzielle Software daher. Es fehlen der Acrobat Reader, Java, und somit auch OpenOffice sowie der Flash-Player, um nur einige der wichtigsten zu nennen. Wie bei SUSE üblich, ist die Wiedergabe von MP3-Musik und DVDs erst einmal nicht möglich.

Ansonsten finden sich neben der KDE-eigenen Software die üblichen Software-Pakete im K-Menü wieder: The GIMP und als Webbrowser Firefox sind vorinstalliert. Zur Medien-Wiedergabe dienen Amarok bzw. der Kaffeine-Player.

Server-Software

Bereits seit einiger Zeit bietet YaST die Möglichkeit, die wichtigsten Netzwerk-Dienste zentral zu konfigurieren. Stellvertretend für die Vielzahl der konfigurierbaren Server-Dienste wurden hier der HTTP- und der SMB-Server ausgewählt.

Während sich Apache klaglos installieren und konfigurieren ließ, funktionierte der Samba-Dienst weder in die eine noch in die andere Richtung. Freigaben konnten nicht angelegt werden und SMB-Shares auf anderen Rechnern im Netz konnten nicht gemountet werden.

Fazit

Quo vadis, SUSE? - Angesichts der durchwachsenen Vorstellung des neuen openSUSE erscheint diese Frage berechtigt. Aus Sicht der Community ist die Freigabe der Distribution sicherlich zu begrüßen. SUSE Linux war noch nie das perfekte Produkt für Bastler und Linux-Kenner - es sprach bisher eher die produktiv arbeitenden Linuxer an. Letztere wollen ein System, welches direkt Out-of-the-box läuft - ohne langwierige Konfiguration per Hand. Ob sich in Zukunft genügend SUSE-Enthusiasten finden werden, die die offene Variante von SUSE Linux weiterentwickeln, wird sich zeigen.

Sicherlich muss bedacht werden, dass es sich um eine Beta-Version handelt. Einige Punkte erscheinen allerdings nicht ganz verständlich: Warum misslingt die Konfiguration eines PostScript-Druckers? Dies und einiges mehr beherrscht SUSE Linux seit Jahren einwandfrei.

Es bleibt also abzuwarten, wie sich das neue openSUSE entwickeln wird. Laut der Roadmap auf www.opensuse.org sind noch drei (!) weitere Beta-Versionen geplant, bis am 9. September die Version RC1 herauskommen soll. Es gibt viel zu tun.

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