Kodi/XBMC selbst compilieren
Wer die aktuellste Kodi/XBMC-Version benötigt, findet diese meist nicht über die Paketverwaltung des Linux-Systems. Es ist aber nicht weiter schwierig, die neueste Version selbst zu compilieren.
Die Mediacenter-Software Kodi (vormals XMBC) ist bei fast allen Linux-Distributionen über die Standard-Repositorien verfügbar. Allerdings ist diese Version meist nicht sonderlich aktuell und lässt einige Funktionen vermissen. Ein Beispiel ist das PVR-Addon für MythTV, das bei normaler Installation derzeit noch nicht funktioniert. Zum Hintergrund: Kodi/XBMC unterstützt keine TV-Karten oder DVB-USB-Sticks direkt. Wer also mit Kodi TV-Programme sehen und Aufnahmen steuern will, braucht einen extra TV-Server. Und dieser lässt sich dann über ein PVR Add-on (Media Portal, DVD Viewer, Mythtv) in Kodi/XBMC einbinden. In ein selbst kompiliertes Kodi lassen sich dann auch PVR-Add-ons (Personal Video Recorder) für Live-TV nachrüsten, die beispielsweise in Ubuntu 14.10 fehlen. Programmierkenntnisse sind dafür nicht erforderlich.
Die Voraussetzungen schaffen
Wir gehen davon aus, dass Sie Ubuntu 14.10 oder einen seiner Abkömmlinge wie Xubuntu oder Lubuntu installiert haben und sich die Software auf dem aktuellen Stand befindet. Sollte XBMC/ Kodi bereits installiert sein, deinstallieren Sie es zunächst über das Paketmanagement. Damit Sie die folgenden Befehlszeilen nicht umständlich abtippen müssen, laden Sie sich zunächst das Shell-Skript »compile_kodi.sh« herunter und speichern es in Ihrem Home-Verzeichnis. Öffnen Sie mit der Tastenkombination Strg-Alt-T ein Terminal-Fenster, und machen Sie das Skript mit
chmod 775 compile_kodi.sh
ausführbar. Danach lässt es sich mit
./compile_kodi.sh
starten. Nachfolgend erläutern wir die einzelnen Befehlszeilen des Skripts, die Sie auch direkt in einem Terminal-Fenster ausführen können: Als Erstes fügen Sie die Paketquelle von Team-XBMC hinzu. Diese ist für die zusätzlichen Tools nötig, damit sich Kodi erfolgreich kompilieren lässt. Dazu führen Sie im Terminal-Fenster die folgenden vier Befehlszeilen aus:
sudo add-apt-repository -s ppa:team-xbmc/unstable sudo apt-get update sudo apt-get install git sudo apt-get build-dep kodi
Geben Sie Ihr root-Passwort ein, drücken Sie die Enter-Taste, und bestätigen Sie anschließend noch einmal mit der Enter-Taste. Nun erstellen Sie mit
mkdir -p ~/src/xbmc
ein Arbeitsverzeichnis. Wechseln Sie mit dem Befehl
cd ~/src/xbmc
in eben dieses Verzeichnis, und führen Sie dann die folgenden zwei Befehlszeilen aus:
git clone git://github.com/xbmc/ xbmc.git kodi git clone git://github.com/opdenkamp/xbmc-pvr-addons.git xbmc-pvr-addons
Es entstehen im aktuellen Ordner ~/ src/xbmc die beiden neuen Verzeichnisse kodi und xbmc-pvr-addons.
Kodi kompilieren und installieren
Wechseln Sie nun mit
cd ~/src/xbmc/kodi
in das Verzeichnis mit den Kodi-Quelltexten. Tippen Sie hier Folgendes ein:
./bootstrap ./configure --prefix=/usr/local make -j2 make install
Damit kompilieren Sie Kodi und installieren die Dateien unter
/usr/local. Das ist das bevorzugte Verzeichnis für Dateien, die nicht über das Paketmanagement installiert wurden. Der make-Parameter -j2
steht für die Anzahl der Threads, die der Compiler verwenden soll. Bei Prozessoren mit mehreren Kernen können Sie auch -j6
oder -j8
verwenden. Dies beschleunigt den Kompiliervorgang.
Danach erstellen Sie die PVR-Addons mit diesen Kommandos:
cd ~/src/xbmc/xbmc-pvr-addons ./bootstrap ./configure --prefix=/usr/local sudo make install
Das war es dann schon: Sie können das Programm jetzt in einem Terminal-Fenster über den Befehl kodi
starten oder auch im Ubuntu-Dash nach »kodi« suchen. Mit
sudo make uninstall
im jeweiligen Verzeichnis können Sie Kodi beziehungsweise die PVR-Addons bei Bedarf übrigens auch wieder deinstallieren.
Bitte beachten Sie, dass Kodi OpenGL-Beschleunigung benötigt. Für Nvidia- und AMD-Grafikkarten bietet Ubuntu über
auf der Registerkarte optimierte Treiber an. Kommt Intel-Chipsatz-Grafik zum Einsatz, installieren Sie die Pakete i965-va-driver, libaacs0 und libva-intel-vaapi-driver nach.