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So, 4. April 2004, 00:00

Vorschau auf Aurox 9.3 - ein Lufthauch, kein Sturm

In den nächsten Tagen soll sie in den Handel kommen, die neue Version der polnischen Linuxdistribution Aurox, angelangt bei Versionsnummer 9.3. Die auf Red Hat basierende Distribution von der Firma Software-Wydawnictwo aus Warschau erscheint im Vierteljahres-Rhythmus im deutschen Zeitschriftenhandel, die ISO-CDs können aber auch frei von den spiegelnden FTP-Servern heruntergeladen werden. Aurox selbst sieht sich als Endanwender-Distribution, die auf dem Desktop eingesetzt werden kann wie auch als Grundlage für produktive Server.

Diese Vorschau, die vor dem offiziellen Verkaufsstart in Deutschland erstellt wurde, ist keine rein technische Beschreibung einer Distribution, sondern stellt aus Usersicht dar, was sich geändert hat, möchte einen kurzen Einblick und Vorgeschmack geben. Eine längere Besprechung ist erst nach ausgiebigen Tests und auch nach Userfeedback möglich, denn viele Augen entdecken mehr als zwei.

Nach dem Einlegen der ersten CD bootet der Rechner wie gewohnt in den Installationsmodus. Nichts Neues passiert, einzige Änderung ist das »9.3« anstelle der vorherigen Versionsbezeichnungen. Ärgerlich stimmt, dass bei den Release-Notes wieder nicht auf einen gemeldeten Bug eingegangen wurde, wieder ist der Bildschirm leer, die Auswahl der Release-Notes führt auf eine leere Seite. Schon hier kann man bemerken, dass ein öffentlicher "Pre-Release-Test" der Distribution gut tun würde, oft angemerkt, leider nicht umgesetzt. Im weiteren Verlauf merkt man, die Installationsmaske ist genau gleich geblieben, keinerlei Veränderungen zu früheren Versionen, sogar die "Werbung" während dem Installationsverlauf bleibt unverändert. Hier könnte man statt Produktwerbung auch sinnvollere Dinge präsentieren. Die Installation des Grundsystems läuft ohne Probleme ab. Keinerlei Besonderheit wäre hier zu nennen, solide und stabil wird der Fortschrittsbalken dem Ende entgegen bewegt.

Dann ein Reboot, keinerlei Useraktivität nötig bis zur Einstellungsmaske für den Benutzer, etc. Genau da bleibt die PS/2-Maus hängen, nichts bewegt sich mehr am Mauszeiger. Mittels der Tabulatoren-Taste hangelt man sich von Menü zu Menü, mit einem beherzten Enter geht es weiter. Dieses Phänomen war auf drei verschiedenen Testrechnern zu bemerken. Dann aber ist die Maus wieder aktiv, wenn sich der Anmeldebildschirm des Loginmanagers zeigt. KDE in Version 3.1.5 und Gnome in Version 2.4.1 stehen zu Auswahl, falls man die Light-Desktop-Möglichkeit ausgewählt hat, auch eine gut strukturierte und gut eingerichtete FluxBox-Installation. Gnome 2.6 und KDE 3.2.1 hätten Aurox 9.3 gut gestanden, ebenso zeigt sich als Kernelversion die 2.4.22-1.2149. Wieso man hier nicht 1-2 Wochen gewartet hat und die neuen Versionen beigefügt hat, ist schwer nachzuvollziehen. Sicherlich ist der Termindruck bei einer im Zeitschriftenhandel erhältlichen Distribution ausschlaggebend bei solchen Entscheidungen, aber es hätte Aurox 9.3 gut getan. Natürlich handelt es sich bei dem Versionssprung von 9.2 auf 9.3 nur um ein Minor-Upgrade, aber ein wenig mehr Innovationen außer aktualisierten Programmversionen hätten der Distribution gut getan.

Eingeloggt findet sich der Nutzer sofort sehr gut zurecht, sowohl als erfahrener Benutzer eines Auroxsystems als auch als Umsteiger von einer anderen Distribution oder als Neueinsteiger aus der Windowswelt. Besonders das Startmenü ist sehr gut und übersichtlich aufgebaut.

Schade ist, dass einige Wünsche, die auf der Entwicklerliste, aber auch im deutschen Userboard www.auroxusers.de geäußert wurden, keinerlei Beachtung fanden. So würde Aurox sicher ein eigenes gut durchdachtes Paketverwaltungstool helfen, sich ein wenig von der Masse abzugrenzen, in der es sich bewegt. Neben dem reinen RPM-Aufruf kann allerdings mit YUM gearbeitet werden, das mit uprmi von Mandrake verglichen werden kann. Aber auch der Einsatz von apt4rpm ist möglich, bedarf allerdings einiger Vorkenntnisse. Vielleicht wird irgendwann die Anregung doch noch aufgegriffen, dieses Tool standardmäßig in die Distribution zu integrieren.

Wenn man den Versionsnummern glaubt, wird es noch eine 9.4 geben, bevor ein größeres Upgrade ansteht. Bei diesem, wahrscheinlich Aurox 10.0, sollte ein sichtbarer Sprung zu Fedora sein, das sich meiner Ansicht nach im Moment sehr stark vom ehemaligen Red Hat-Stamm wegbewegt. Nun liegt es an den Distributionsmachern von Aurox, diesen Weg mitzugehen oder den Anschluss zu verlieren, der dann im Nachhinein wohl nur sehr schwer aufzuholen sein wird.

Als Fazit einiger Testinstallationen und dem Nutzen der Distribution als Arbeitsumgebung für die täglichen Standardanwendungen kann man sagen, Aurox ist wieder ein Volltreffer gelandet. Nur Luftsprünge sollte man sich keine erhoffen, wenn man die neue Version über eine vorhandene Installation von Aurox installiert. Die Neuigkeiten halten sich in Grenzen. Sollte das vorhandene System stabil laufen, sehe ich keinerlei Veranlassung zu einem Versionenupgrade, denn diese minimalen Änderungen kann jeder Nutzer selbst vollziehen, ohne eine Gefährdung seines eingerichteten und stabil laufenden Systems zu provozieren.

Aurox mag auf dem richtigen Weg sein, aber die Schritte sind zu klein. Ein wenig mehr Mut zur Eigenständigkeit und zur Individualisierung der Distribution würde dem Auerochsen gut stehen.

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