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Mi, 15. März 2000, 00:00

Ausblick auf Kernel 2.4

Es hat sich inzwischen herumgesprochen, daß Linux 2.4 nun doch nicht mehr vor der Jahrtausendwende erscheinen wird. Man kann davon ausgehen, daß es Frühjahr 2000 wird, bis der neue Kernel fertig ist.

Vorwort

Da die Entwicklung von Linux jedoch ein stetiger Prozeß ist, kann man jetzt schon einen Vorgeschmack auf den neuen Kernel bekommen, indem man die aktuelle Entwicklerversion (zur Zeit 2.3.33) installiert. In diesem Artikel beschreibe ich, was einem dabei an Änderungen auffällt.

Voraussetzungen

Der derzeitige Entwicklungsstand des Kernels hat viele Treiber für ISA-Karten unbrauchbar gemacht. Wer einen modernen Rechner ohne ISA-Kram hat, wird damit keine Probleme haben. Wer jedoch einen älteren Rechner besitzt, sollte mit dem Testen noch warten oder zumindest die Kernel-Mailingliste mitverfolgen.

Konfiguration

Die Kernel-Konfiguration ist seit den Anfangstagen von Linux nicht mehr grundlegend geändert worden, auch wenn sehr viele Details neu geschrieben wurden. Es gibt also immer noch make menuconfig, make xconfig und make oldconfig.

Geht man von einer Konfigurationsdatei (.config) für den 2.2 Kernel aus, dürfte die Konfiguration in einer halben Stunde erledigt sein. Für eine komplett neue Konfiguration kann man auch eine Stunde brauchen.

Speicher

Selbstverständlich haben sich viele Konfigurations-Optionen geändert. Da fällt einem zunächst die Option High Memory Support im Menü "Processor type and features" auf. Diese ist normalerweise auf "off", kann aber auch auf 4 GB und 64 GB gestellt werden. Mit letzterer Einstellung können, soweit ich weiß, 32 GB physikalisches RAM verwendet werden. Das macht natürlich nur in Maschinen mit mehreren Intel-CPUs Sinn. Rechner mit anderen (64 bit) CPUs unterstützen ohne weitere Konfiguration schon viel mehr RAM.

Allgemeines Setup

Unter General setup ist nun das Format von /proc/kcore wählbar (a.out oder ELF). Der Parallelport-Treiber hat mehrere neue Optionen; es werden ECP und IEEE 1284 unterstützt. Bedeutend ist, daß jetzt PCMCIA-Unterstützung im Kernel gewählt werden kann. Damit fällt das Booten und Installieren einiger Laptops leichter. Viele Treiber, die in pcmcia-cs enthalten sind, wurden aber noch nicht in den Kernel integriert. Das schafft einiges an Konfusion, daher sollte man bis auf weiteres pcmcia-cs statt der Kernel-Treiber verwenden, wenn man auf letztere nicht angewiesen ist.

Block Devices

Bei den Block Devices wurde die Unterstützung verschiedener IDE-Chipsätze ausgebaut, vor allem im Hinblick auf DMA und Ultra-DMA. Ferner können am Parallelport angeschlossene Geräte mit den unterschiedlichsten Protokollen (auch IDE) bedient werden.

Am SCSI-Support hat sich nichts Offensichtliches geändert, jedoch wird der interne Aufbau des SCSI-Systems gerade komplett umgekrempelt. Zuviele Mängel im Design, das noch aus der Frühzeit von Linux stammt, waren wohl nicht mehr anders zu beheben.

Netzwerk

Im Netzwerkbereich wurde, fast schon traditionell, einmal mehr ein neues Paketfiltersystem eingeführt. Dieses nennt sich nun Network Packet Filtering. Der Umstieg auf das neue System ist allerdings nicht so hart wie der Umstieg von ipfwadm auf ipchains in Kernel 2.2. Es besteht Rückwärtskompatibilität zu beiden Tools durch spezielle Module. Will man den vollen Funktionsumfang des Packet Filters nutzen, sind allerdings neue Tools fällig. Doch wer nutzt schon den vollen Funktionsumfang? Schon Kernel 2.2 hatte eine ganze Menge von neuen Features, die kaum jemand kennt (Advanced Routing, Quality of Service usw.).

PPP hat eine Reihe von neuen Optionen, die alle als Kernel-Module ladbar sind: Kompression (LZW mit Patent-Problemen oder der gzip-Algorithmus), asynchrone Geräte (serielle Schnittstellen) und synchrone Geräte (z.B. ISDN).

Das IPv6-Protokoll bleibt im experimentellen Zustand, da seine Einführung äußerst schleppend vor sich geht. Interessant ist noch die Option kernel HTTP acceleration, hinter der sich ein einfacher Webserver verbirgt. Wer ihn aktivieren will, sollte /usr/src/linux/net/khttpd/README lesen. Die Konfiguration ist einfach, und es funktioniert. Leider konnte ich bisher keinen Performance-Test machen.

Bei den Netzwerk-Devices sind einige hinzugekommen, darunter Gigabit-Ethernet. Einige AppleTalk-Treiber sind nun ebenfalls vorhanden.

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