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Mi, 1. Juli 2009, 00:00

Zehn Jahre Pro-Linux

Zum zehnjährigen Jubiläum haben wir zahlreichen Persönlichkeiten der freien Software-Welt eine Anekdote entlockt.

Die Telekom plant die Tarife zu senken. Künftig darf werktags zwischen 9 und 18 Uhr schon ab 6 Pfennig pro Minute und außerhalb dieser Zeiten gar ab 3 Pfennig pro Minute getratscht werden. Zeitgleich wird das mittlerweile privatisierte Unternehmen die Abrechnungsstrukturen ändern und alle Gespräche im Minutentakt abrechnen. Der Haken: Das Angebot gilt nur in Verbindung mit einem drei Monate laufenden Vertrag und ist lediglich in Form eines Zusatzpakets für knapp 10 DM zu haben.

Denkwürdig? Nicht wirklich! Und doch... Zehn Jahre ist es her, dass das ehemalige Staatsunternehmen sich zu häuten begann und in diversen Inkarnationen und Gestalten bei den Kunden für gemischte Gefühle sorgte. Und doch markiert diese Wende ein Ereignis, das das Leben mancher Leute veränderte. Pünktlich zum Ereignis der Telekom startete offiziell auch Pro-Linux in der aktuellen Form. Die Stunde Null nach LinuxWorld und 4Linux.

Pro-Linux ist heute zehn Jahre alt. Was schreibt man anlässlich eines solchen Ereignisses am besten? Etwas Feierliches. Etwas Witziges. Etwas für die Zukunft Motivierendes. Was steht denn zum Thema »Zehn Jahre Pro-Linux« zur Auswahl?

Viel, wenn man zurückschaut und die Veränderungen in der Gemeinschaft Revue passieren lässt. Mächtige Projekte entstanden und andere vermeintlich mächtige gingen unter. Auch wenn zehn Jahre weniger als die Hälfte der Zeit darstellen, die es freie Software schon gibt, und auch der Linux-Kernel vor zehn Jahren schon weit fortgeschritten war, ist es doch eine lange Zeit, in der viel passiert ist. Vieles hätten wir berichten können aus all diesen Jahren, aber statt selbst zu erzählen oder Sie gar mit einer (notwendigerweise langen) Zusammenfassung der Ereignisse der letzten zehn Jahre zu langweilen, wollen wir etwas höher greifen. Niemand anderes als die Protagonisten der ganzen freie Software- und Open-Source-Bewegung selbst soll ein paar Histörchen, Anekdoten und Bemerkungen beisteuern.

Dabei waren die Anekdoten nicht auf die letzten zehn Jahre beschränkt. Das ist auch gut so, denn das bemerkenswerteste Ereignis für viele Leute - und eines der wichtigsten für freie Software überhaupt - trat bereits ein Jahr vor der Gründung von Pro-Linux ein. Sie können es weiter unten nachlesen.

Wir sagen den Autoren der Beiträge herzlichen Dank. Leider kann es nicht ausbleiben, dass wir den einen oder anderen vergessen haben, der auch eine wichtige Rolle gespielt hat. Wir entschuldigen uns bei allen, die sich übergangen fühlen, und geloben Besserung - der 20. Geburtstag kommt bestimmt.

In diesem Sinne bedanken wir uns für die schöne Zeit und Ihre Treue und beginnen mit den denkwürdigen Ereignissen in freier und Open-Source-Software, aus der Sicht der wichtigsten Beteiligten geschrieben.

»Wie ein Auto, das mit Wasser läuft«

Thomas Bushnell ist der Gründer und ehemalige Chefarchitekt von GNU Hurd, dem Mikrokernel, der das GNU-System zu einem vollständigen Betriebssystem machen soll. Im November 2003 wurde er von Richard Stallman »entlassen«, als er die GFDL (GNU Free Document License) kritisierte. Er ist gregorianischer Mönch und unterstützt weiterhin freie Software, u.a. als Debian-Entwickler, wenn er nicht gerade Unterricht theologischen und philosophischen Fächern gibt.

Ich würde sagen, einer der denkwürdigsten Momente war, als wir auf einer Microsoft-Veranstaltung zur Veröffentlichung eines Produkts CDs verteilten - ich denke, es war eine Red Hat-Version, ich bin mir nicht mehr sicher. Wir gaben sie Journalisten und erklärten, dass das ein Betriebssystem war, das nicht abstürzte. Sie waren erstaunt und glaubten, so etwas wäre schlicht unmöglich, so als ob wir ihnen ein Auto zeigen wollten, das mit Wasser läuft. In ihren Augen waren wir eindeutig verrückte Leute, die ihnen einen Streich spielen wollten.

»Es änderte mein Leben«

Gaël Duval , der an der Universität Caen in Frankreich Netzwerktechnologien studierte, ist der Gründer von Mandrake Linux (heute Mandriva) und Ulteo. Er sandte uns ein Video mit seiner Geschichte. Das Video ist vorïbergehend nicht abrufbar. Der Text, den wir auch als Untertitel eingeblendet haben, lautet wie folgt:

Hallo, ich bin Gaël Duval, Gründer von Ulteo (2006) und Mandrake Linux (1998). Ich begegnete freier Software zum ersten Mal, glaube ich, 1994, als ich Student an der Universität war. Ich begann, gcc (einen C-Compiler) und Emacs (den Editor) zu nutzen, und zu dieser Zeit begann ich auch, all diese GNU-Namen in den FTP-Repositorien zu lesen - das war [für mich] zu dieser Zeit etwas mysteriös. Und bald danach kam der erste große Schock, als ich Linux entdeckte. Für mich war es wirklich ein großer Schock, es änderte tatsächlich mein Leben und möglicherweise sogar mein Schicksal.

Ein anderes großes Ereignis mit freier Software, an das ich mich erinnern kann, war 1998. Anfang 1998 arbeitete ich an der ersten Version von Mandrake Linux und plötzlich erfuhren wir - ich und viele andere in der Gemeinschaft - dass Netscape zu einem freien Softwareprojekt wurde. Das war wirklich eine riesige Neuigkeit zu dieser Zeit. Ich denke, für mich und viele andere war es ein Zeichen, dass etwas wirklich Großes mit freier Software im Gange war.

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