Login
Newsletter
Werbung

Di, 25. März 2008, 00:00

Die Entwicklung von Akonadi

Interview mit Tobias König

Akonadi soll eine plattformunabhängige, innovative Speicherlösung für persönliche Daten werden. Im Interview erzählt Tobias König über seine Einbindung in die Entwicklung von KDE und die Entwicklung und Funktionen von Akonadi.

Tobias König

Emanuel Goscinski

Tobias König

Dieses Interview wurde auf kubuntu-de.org veröffentlicht und ist auf Deutsch, Englisch und Italienisch verfügbar.

Tobias König ist Informatikstudent und einer der Hauptentwickler von Akonadi, eine der innovativen Technologien, die es noch nicht in die erste Version von KDE 4 geschafft haben. Akonadi soll eine plattformunabhängige, innovative Speicherlösung für persönliche Daten werden. Im Interview erzählt Tobias König über seine Einbindung in die Entwicklung der KDE-Desktopumgebung und die Entwicklung und Funktionen von Akonadi.

kubuntu-de.org: Du bist ja sehr stark in die KDE-Entwicklung eingebunden. Was machst du, wenn du dich gerade nicht mit KDE beschäftigst?

Tobias König: Wenn ich nicht gerade an KDE entwickle, studiere ich Allgemeine Informatik an der HTW Dresden. Nebenbei arbeite ich als freier Mitarbeiter für die credativ GmbH.

kubuntu-de.org: Wer ist die credativ GmbH und was machen die?

Tobias König: Die credativ GmbH bietet Dienstleistungen rund um Freie Software an. Ein Großteil der Mitarbeiter kommen auch aus dem Open-Source-Umfeld, so zum Beispiel dem Debian-Projekt oder von Postgres. Aber auch ein paar KDE-ler arbeiten da :)

kubuntu-de.org: Könnte man also sagen, du hast dein Hobby zum Beruf gemacht?

Tobias König: Ja, sozusagen :). Hauptsächlich bin ich aber noch Student für die nächsten 2,5 Jahre.

kubuntu-de.org: Also rund um die Uhr mit Open Source Software beschäftigt ; ) Könntest du uns erzählen, in welchen KDE-Projekten du überall aktiv bist und welche Aufgaben du dort übernommen hast?

Tobias König: 'Zu Hause' bin ich im KDE-PIM Projekt. Das ist ein Subprojekt von KDE, welches sich mit Personal Information Management, also Kalendern, Adressbüchern und EMails, befasst. Neben der Betreuung von KAddressBook helfe ich bei der Entwicklung von Akonadi, dem neuen PIM-Storage. Während der Portierung von KDE3 auf KDE4 habe ich aber auch hier und da in den Kernbibliotheken von KDE mitgearbeitet.

kubuntu-de.org: Akonadi ist ein gutes Thema. Könntest du erläutern, was genau das ist? Gibt es nicht schon genug Groupware-Lösungen, die versprechen, mit allen möglichen Dateitypen zurecht zu kommen?

Tobias König: Das Wichtigste zuerst: Akonadi ist kein Groupware-Server! Akonadi ist vielmehr ein Zwischenspeicher und eine Abstraktionsschicht für PIM-Daten, ähnlich wie Phonon für Multimedia oder Solid für Hardware. Akonadi abstrahiert den Zugriff und die Verwaltung der Daten für das restliche System (z.B. dem Adressbuch oder dem Kalender), indem es alle Daten über eine einheitliche Schnittstelle anbietet. Das bringt einige Verbesserungen gegenüber KDE3:

  1. Die PIM-Daten müssen nur einmal im Speicher gehalten werden.
  2. Man hat eine zentrale Instanz, welche jede Veränderung der Daten mitbekommt und somit andere Komponenten über diese Veränderungen informieren kann.
  3. Das ganze Akonadi-Framework verfolgt einen asynchronen Kommunikationsansatz - ein Blockieren der Benutzerschnittstelle beim Laden oder Speichern von Daten sollte nicht mehr vorkommen.

kubuntu-de.org: Das ist ja schon mal eine ganze Menge: So wie ich das jetzt verstanden habe, wird der Zugriff auf die PIM-Daten einfacher und trotz zusätzlicher Software auch schneller. Wie wirkt sich das ganze für den einfachen Otto-Normalnutzer aus? In KDE3 gab es ja auch schon zahlreiche Möglichkeiten, dass mehrere Programme auf eine Ressource zugreifen. Kopete und Konversation können ja beispielsweise mit Kontact synchronisiert werden. Worin besteht also der Unterschied dazu?

Tobias König: Der Benutzer profitiert von Akonadi, da es keine Inkonsistenzen zwischen den verschiedenen Darstellungen auf dem gesamten Desktop geben wird. Ändert man einen Kontakt im Adressbuch, aktualisiert sich auch gleich das Plasmoid, welches Geburtstage anzeigt. Der Speicherverbrauch wird ebenfalls geringer, da nur noch der Akonadi-Server alle Daten im Speicher behalten muss.

Es ist nun auch möglich, die PIM-Daten besser in andere KDE-Programme zu integrieren. Neben dem Namen des Eigentümers einer Datei könnte z.B. auch sein Bild im Dateiberechtigungsdialog angezeigt werden. Da die Komponenten, welche die Daten zwischen dem Akonadi-Server und Datenquelle (z. B. Groupware-Server) transportieren, in separate Prozesse ausgelagert sind, führt eine schlecht programmierte Komponente auch nicht gleich zum Absturz des gesamten Systems. Die abgestürzte Komponente wird einfach wieder neu gestartet und die Daten werden neu geladen.

Kommentare (Insgesamt: 0 )
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung