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Do, 27. Januar 2000, 00:00

Halloween Linux IV

Allgemeines

Halloween Linux basiert auf Red Hat Linux 6.1, ist jedoch an deutsche Bedürfnisse angepasst. Tatsächlich sind zwischen Red Hat und Halloween nicht sehr viele Unterschiede. Halloween besteht aus sechs CDs (i386-Binarys, i586-Binarys, Source, Powertools/Contrib-Bin, Powertools/Contrib-Source und Commercial/Non Free wobei die ersten beiden bootbar sind). Halloween kostet trotz dieses Umfangs nur 39 DM und ist damit deutlich günstiger als das originale Red Hat Linux.

Leider fehlt bei der Distribution ein vernünftiges Handbuch, nur ein 40-seitiges Booklet ist vorhanden, das zwar einige Grundlagen abdeckt und teilweise immerhin auf Weiterführendes wie Howtos und Internetseiten verweist, aber das ist doch etwas arg mager.

Auch verwundert es, dass das Handbuch empfiehlt, GNOME zu benutzen oder doch wenigstens mal auszuprobieren, KDE allerdings ist die Voreinstellung, wenn sowohl KDE als auch GNOME installiert werden.

Auf der Rückseite der Verpackung steht an einer Stelle, dass GNOME 1.0.10 enthalten sei, auf der Vorderseite steht als Version von GNOME 1.0.12 (was glücklicherweise korrekt ist). Das ist zwar nicht schlimm (zumal die Rückseite ohnehin so klein bedruckt ist, dass kaum einer lesen wird was draufsteht), zeigt aber, dass nicht sonderlich sorgfältig vorgegangen wurde. Übrigens verhält es sich mit den Versionen anderer Programme genauso.

Installation

Zuerst die von mir (Wolfgang) durchgeführte Installation, danach die von Pawel

Wolfgang Jährling

Natürlich habe ich zuerst die Pentium-optimierte Version verwenden wollen. Die grafische Installation konnte nicht gestartet werden (das ist mir bisher bei allen Red Hat-basierten Distributionen so gegangen außer bei der Go!Linux 7.0 Beta). Die textbasierte Installation wurde jedoch nicht gerade gut eingedeutscht, denn die Voreinstellung für die Tastaturbelegung war "us" und die Auswahl der deutschen Tastaturbelegung hat nur auf das fertige System einen Effekt aber noch nicht bei der Installation (was jeden der die amerikanische Belegung nicht im Kopf hat beim Festlegen der Mountpoints zum Wahnsinn treiben dürfte).

Wie bei Red Hat-basierten Distributionen gewohnt ist die automatische Hardware-Erkennung sehr ausgereift und da die Hardware meines Rechners (P166) insgesamt recht alt ist, waren auch keine Probleme zu erwarten. Nur die Bezeichnung des Monitors (AOC 5Vlr) musste ich aus einer Liste auswählen.

Nachdem alle Pakete eingespielt waren, bekam das Installationsprogramm ein Signal 11 (Segmentation Fault, also Speicherzugriffsfehler) und das System wurde runtergefahren. Nach dem Neustart konnte Halloween nicht gebootet werden. Ich installierte nochmal, diesmal von der ersten CD (i386), von der es auch funktionierte (Danke an Pawel für den Tip).

Nun der Installationsbericht von Pawel:

Die Installation wurde auf sehr herkömmlicher Hardware durchgeführt, einem 2 Jahre alten Home-PC. Der PC verfügte über: EIDE-Controller, Intel Pentium 166 MMX-Prozessor, 64 MB RAM, Diamond Stealth 64 Grafikkarte (2MB), Soundblaster: Creative 16PnP, serielle Maus, herkömlicher 17 Zoll-Monitor. Mit dieser Konfiguration müsste die Installation problemlos verlaufen.

Zuerst wurde die Installation mit Pentium-optimierten Paketen gestartet. Leider konnte in dieser Konfiguration nicht der grafische Installationsmodus starten. Die Installation wurde weiter in "Textmodus" sowie als "Expert" durchgeführt. Das Installationstool zeigte während der Paketauswahl nicht, wieviel freier Speicherplatz noch auf der Festplatte blieb. Das wurde erst erkannt nach der Formatierung. Man kann aber mit dem Schalter "Zurück" soweit schalten und die zu installierenden Pakete noch mal abwählen. Die Installation wurde abgebrochen mit der Fehler Meldung Nr. 11.

Wiederholte Installation mit "386-Binarys". Wieder wurde die die Installation als "Expert" und im "Textmodus" durchgeführt. Diesmal war die Installation erfolgreich. Das Installationstool erkannte richtig die Grafikkarte; es wurde automatisch der X-Server S3 ausgewählt, man musste nur den entsprechenden Monitor aus der Monitordatenbank auswählen bzw. wie bei mir, die Daten des Monitors eintragen. Nach der Installation war das System einsatzfähig. Das Ausführen von "setup" vervollständigte die Konfiguration. Besonders gut vorkonfiguriert war GNOME, KDE musste man ein wenig verfeinen. Das ging aber auch sehr schnell und einfach.

Dass wir beide das gleiche Problem mit der ersten CD hatten deutet auf einen Fehler in der Pentium-Installationsroutine hin.

Vorkonfiguration

Die Ansicht von Pawel teile ich vollkommen: GNOME ist bei Halloween hervorragend vorkonfiguriert, KDE nicht ganz so gut. Allerdings konnte bei GNOME kein anderes Theme als das voreingestellte gewählt werden, nach Druck auf "Ok" blieb das alte Theme bestehen. Ärgerlich fand ich, dass das GNOME-Core-RPM-Paket die Installation von Enlightenment erzwingt und obwohl ich diesen ursprünglich nicht ausgewählt hatte (da ich Window Maker nutzen wollte) war Enlightenment nach der Installation der Standard. Allerdings ist es beim RPM-Paketformat allgemein so dass sehr viel Overhead installiert wird.

Auch weitere Kleinigkeiten sind mit der Vorkonfiguration nicht in Ordnung: Die Standard-~/.bashrc definiert kein Alias ..="cd ..", was sich eigentlich schon als selbstverständlich durchgesetzt hat.

Nach diversen kleinen Anpassungen ist das System aber angenehm benutzbar.

Software-Auswahl und Aktualität

Die Aktualität der Kernel-Version (2.2.12) ist durchaus akzeptabel. Der Compiler gcc 2.95.1 (mit Java-Support) ist ebenso vorhanden wie die Standardbibliothek glibc 2.1.2. XFree86 liegt in der Version 3.3.5 vor, GIMP in 1.0.9. KDE wie zu erwarten in 1.1.2 und GNOME - wie bereits erwähnt - in 1.0.12 (October GNOME).

Alles, was man von einer Distribution erwartet, ist von Apache und ssh über Phyton und Tcl/Tk bis AfterStep, ImageMagick und TeTeX enthalten. Auf der vierten CD findet man neben Unmengen von Perl-Modulen und Themes zu KDE, WindowMaker etc. auch das Java Development Kit, die Java-IDE "FreeBuilder", POVray und zusätzliche Schriften für GIMP, jede Menge Frontends (z.B. ein GNOME-Programm zur Samba-Konfiguration) und alles was es sonst gibt, wie "Funny Manpages", einen Emacs-basierten AOL Instant Messenger-Client, ein NES-Emulator, ein UNIX-Client für BackOrifice... also jede Menge Zeug, mit dem man sich seine Zeit vertreiben kann, wenn der Linux-Server mal wieder monatelang keinen Ärger macht ;-)).

Die letzte CD ist eine Goldgrube an nicht freien Anwendungen (wobei die meisten Demoversionen sind): Der X-Server Accelerated-X, das Grafikadventure Hopkins FBI, Der PC-Emulator VMWare, Die Textverarbeitung WordPerfect, diverse Spiele von Loki Games wie Civilisation: Call To Power oder Myth 2, Cygnus SourceNavigator und natürlich StarOffice (5.1a).

Fazit

Ich persönlich war von Halloween Linux etwas enttäuscht. Es ist ein halbwegs eingedeutschtes Red Hat Linux 6.1 mit mehr als magerem Handbuch und Support nur über eine Mailingliste. Zwar sind viele Pakete enthalten, doch das wird durch eine Unmenge kleinerer Mängel zunichte gemacht. Die ganze Distribution scheint ein wenig lieblos zusammengestellt worden zu sein.

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