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Mi, 4. November 2009, 00:00

Der Linux-Kongress 2009 in Dresden

Beinahe wäre es zum dritten Mal zu einem Linux-Kongress in Hamburg gekommen. Doch zwei Monate vor dem Termin wurde der 16. Internationale Linux-Kongress auf Ende Oktober verschoben und nach Dresden verlegt. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die Themen und Vorträge.

Vorwort

Dresden 2009: Nicht weit vom Konferenzhotel, nahe der Altstadt, befindet sich die »Gläserne Manufaktur« von Volkswagen

Hans-Joachim Baader (hjb)

Dresden 2009: Nicht weit vom Konferenzhotel, nahe der Altstadt, befindet sich die »Gläserne Manufaktur« von Volkswagen

Vom 27. bis 30. Oktober 2009 fand im Dorint-Hotel Dresden der 16. Internationale Linux-Kongress statt. Ein Novum war, dass der Kongress erstmals in einem Hotel statt in von einer Hochschule gestellten Räumlichkeiten stattfand. Dies brachte verschiedene Annehmlichkeiten wie ein ausgezeichnetes Mittags-Büffet mit sich.

Ein zweites Novum war, dass der Kongress zusammen mit der OpenSolaris-Entwicklerkonferenz (OSDevCon) stattfand, wofür die Czech OpenSolaris User Group (CZOSUG) als Veranstalter mit ins Boot geholt wurde. Die Hoffnung der Organisatoren, durch die gemeinsame Veranstaltung mehr Entwickler anzuziehen, erfüllte sich aber nicht. Die drei Seminarräume, die für die Vorträge zur Verfügung standen, waren groß genug für die etwa 120 Teilnehmer des Kongresses (die OpenSolaris-Konferenz mitgerechnet). Gelegentlich kamen OpenSolaris-Nutzer in die Linux-Vorträge und umgekehrt, aber der Austausch zwischen beiden Lagern hielt sich wohl in Grenzen.

Tutorien: Dienstag und Mittwoch, 27. und 28. Oktober

Der Kongress bestand aus zwei Tagen mit Tutorien sowie zwei Tagen mit Vorträgen in zwei parallelen Reihen und Keynotes. Die Tutorien waren teils einen, teils zwei Tage lang. Im Einzelnen wurden die folgenden Tutorien angeboten:

  • Network Monitoring With Open Source Tools (2 Tage)
  • Building a high available virtualization cluster based on iSCSI storage and Xen (2 Tage)
  • A Linux Kernel Safari (1 Tag)
  • IKEv2-based Virtual Private Networks using strongSwan (1 Tag)
  • High-Availability Clustering with OpenAIS and Pacemaker (1 Tag)
  • Deploying VoIP - Identifying and avoiding pitfalls (1 Tag)

Aufgrund des schwachen Zuspruchs mussten zwei weitere Tutorien abgesagt werden. In den verbleibenden Tutorien saßen teilweise nur fünf Teilnehmer, dies führte jedoch dazu, dass man ausgiebig Fragen stellen konnte und auf alle Themen eingegangen werden konnte. Daher dürfte kaum jemand unzufrieden aus den Tutorien gegangen sein.

Erster Konferenztag: Donnerstag, 9. Oktober

Die Vorträge begannen am Donnerstag, dem 27.10.2009 um 9.45 Uhr mit einer Keynote von Ted Ts'o über Linux und Open Source 2010 und danach. Auf Ted Ts'o, CTO der Linux Foundation, können sich die Veranstalter verlassen: Trotz zahlreicher Reisen hat der prominente Entwickler erst eine einzige der bisher 16 Linux-Konferenzen verpasst. Nach der Keynote, die nett anzuhören, aber keineswegs brillant war, gab es bei Kaffee, kleinen Happen und Obst eine erste Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

Bei der folgenden Aufzählung der Vorträge behandle ich diejenigen ausführlicher, die ich selbst anhörte und für die keine Ausfertigung in den Proceedings veröffentlicht wurde. Die restlichen Vorträge erwähne ich nur mit einer kurzen Zusammenfassung. Die Vortragsunterlagen aller Vorträge, einschließlich der Keynote, sind als PDF-Dateien verfügbar.

Um 11.15 Uhr ging es weiter mit einem Vortrag von Glauber Costa in Raum 1 »QEMU - The building block of Open Source Virtualization«. Er erläuterte, was für Stärken und Schwächen QEMU aufweist, das heute für zahlreiche Aufgaben eingesetzt wird, für die es nie gedacht war. Im Raum 2 betrachtete Felix von Leitner im »Compiler Optimization Survey« die Optimierungstechniken von Compilern, darunter GCC, LLVM, MS Visual C++, ICC und Sun Studio. In den meisten Fällen lieferte GCC den besten Code. Sein Fazit war simpel: Programmierer sollten davon absehen, den Quellcode zu »optimieren« - in den meisten Fällen ist das Resultat schlechter als die Optimierung des Compilers und der Code wird dadurch schwerer lesbar und wartbar.

Der folgende Vortrag von Professor Renzo Davoli von der Universität Bologna »View-OS: Change your View on Virtualization« stellte eine interessante Virtualisierungstechnologie vor, die modular ist und nur so viel Virtualisierung leistet, »wie man braucht«. Die Referenzimplementierung läuft im Userspace, es gibt eine Variante mit Kernel-Treiber und eine ohne. Der Nachteil gegenüber User Mode Linux ist unter anderem die geringe Geschwindigkeit beim Zugriff auf die Festplatte. Aber vielleicht kann das noch optimiert werden.

Parallel dazu referierte André Osterhues über »A generic architecture and extension of eCryptfs«. Eine der vorgestellten Erweiterungen besteht aus Schlüsseln, die es mehreren Benutzern ermöglichen, auf dasselbe Dateisystem zuzugreifen. Eine zweite Verbesserung ist die Verwendung von Smartcards, und eine weitere ein neues LSM (Linux Security Module), das die privaten Daten, wenn sie gemountet sind, auch vor dem Root-Benutzer verborgen hält.

Nach der Mittagspause, in der ein hervorragendes warmes Büffet bereitstand, ging es in Raum 1 weiter mit Andi Kleen, der »Linux multi-core scalability« beleuchtete. Er untersuchte mit Benchmarks die Skalierbarkeit von Linux auf viele CPU-Kerne und versuchte die Grenzen auszuloten bzw. Engpässe zu finden. In seinem Vortrag konnte er zwei Stellen finden (drei, wenn man den Big Kernel Lock mitzählt), die noch Verbesserungen benötigen. Für eine davon ist bereits eine Lösung in Arbeit.

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