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Do, 27. Oktober 2011, 15:00

Ubuntu und Kubuntu 11.10

Eine kleine Vorstellung von Ubuntu 11.10 »Oneiric Ocelot«

Ausstattung

Der Login-Bildschirm von LightDM

Hans-Joachim Baader

Der Login-Bildschirm von LightDM

Sowohl Ubuntu als auch Kubuntu starten schnell, mindestens genauso schnell wie in der Vorversion. Sofern kein automatisches Login konfiguriert wurde, muss man sich anmelden, was unter Ubuntu jetzt mit LightDM, der gdm ersetzte, unter Kubuntu weiter mit kdm geschieht. Danach wird der vollständige Desktop zügig aufgebaut.

Der verwendete Kernel beruht auf Linux 3.0.4. Damit soll eine höhere Geschwindigkeit des Dateisystems ext4 ebenso einhergehen wie eine verbesserte Interaktivität. Das System unterstützt jetzt Multiarch, das heißt, dass auf einem 64-Bit-System 32-Bit-Programme installiert werden können und auch sofort lauffähig sein sollten - früher musste man dafür mitunter mühsam nach den benötigten 32-Bit-Bibliotheken suchen und spezielle Kompatibilitätspakete installieren. Der X-Server 1.10.1 und Mesa 7.10.2 bilden die Basis für die grafische Oberfläche einschließlich der 3D-Beschleunigung.

Wie gewohnt hat Root keinen direkten Zugang zum System. Zugang zum Root-Account ist aber über das Kommando sudo vorhanden. Damit kann man jeden beliebigen Befehl ausführen, nachdem man sein eigenes Passwort eingegeben hat. Wenn man, nachdem man als Root eingeloggt ist, ein Passwort vergibt, ist auch das direkte Einloggen als Root möglich.

Unity benötigt direkt nach dem Start mit einem geöffneten Terminal-Fenster etwa 320 MB RAM, KDE etwa 430 MB. Wer der Meinung ist, auf Nepomuk und Desktopsuche in KDE verzichten zu können, kann diese abschalten, wird dadurch aber fast nichts einsparen.

Bei der Geschwindigkeit lässt sich kein nennenswerter Unterschied zwischen den Desktops feststellen, sofern genug RAM vorhanden ist. Für KDE bedeutet das, dass man mindestens 768 MB RAM haben sollte.

Den Speicherverbrauch der Desktops zu messen ist nicht einfach. Schwankungen von 20 MB und mehr nach oben und unten sind möglich, je nach dem Zeitpunkt der Messung. Dies erklärt sich teilweise daraus, dass manche Programme bei ihrem Start einen oder mehrere Dienste starten. Diese Dienste werden bei Nichtbenutzung teilweise nach einiger Zeit auch wieder beendet. So sind die Angaben zum Speicherverbrauch nur als Anhaltswerte zu sehen, die sich je nach Hardware erheblich unterscheiden können.

Unity

Unity, in der Vorversion erstmals weit verbreitet eingesetzt, wurde massiv überarbeitet. Erst einmal wurde Unity auf GTK 3 portiert und nutzt nun Komponenten von Gnome 3 und keine mehr von Gnome 2. Das eigentliche Unity setzt eine Hardwarebeschleunigung der 3D-Grafik voraus und nutzt den Compositing-Manager Compiz. Steht keine Hardwarebeschleunigung zur Verfügung, wird automatisch Unity 2D genutzt, das nun kaum mehr vom normalen Unity zu unterscheiden ist, außer dass weniger Grafikeffekte genutzt werden. Einen Fallback-Modus gibt es nun nicht mehr. Unity 2D ist allerdings mit Qt implementiert und dürfte sich damit intern erheblich von Unity unterscheiden, auch wenn es funktional angeglichen wurde.

Die augenfälligste Änderung in Unity ist, dass der Ubuntu-Button vom Panel in den Starter wechselte und nun dessen oberstes Element darstellt. Unity ist jetzt etwas mehr konfigurierbar. Allerdings kann von einer konsequenten und konsistenten Konfigurierbarkeit, wie sie bei KDE gegeben ist, noch keine Rede sein. Vieles wird über Compiz konfiguriert. Dazu muss man CompizConfig nachinstallieren. Einige wenige andere Optionen halten die Gnome3-Systemeinstellungen bereit. Für noch mehr Konfigurierbarkeit sollte man auch dconf-tools installieren. Doch auch die Gemeinschaft war nicht untätig. Weitere Anpassungen von Unity sind möglich. Wem zum Beispiel das von den Anwendungen getrennte und in das Panel verlegte Anwendungsmenü nicht zusagt, der kann das Paket indicator-appmenu entfernen, damit ist das alte Verhalten wieder vorhanden. Weitere Eingriffsmöglichkeiten bieten die Indikator-Applets. Indikator-Applets sind die von Ubuntu entwickelte Ablösung der Gnome-Panel-Applets, die in Unity nicht mehr funktionieren. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Indikator-Applets, die die Funktion der alten Applets übernommen haben. Sie werden überwiegend über die Paketverwaltung installiert, wofür man aber zum Teil private Paketrepositorien einbinden muss. Eines dieser Applets stellt sogar das alte Gnome-Menü wieder her.

Apropos Indikatoren. Diese wurden von den Entwicklern ein wenig überarbeitet, der Sitzungs-Indikator wurde neu gegliedert und der Energiestatus-Indikator, sofern er benötigt wird, von den anderen separiert. Das Wechseln der Fenster mittels Alt+Tab wurde neu implementiert. Es erscheint nun ein kleines Fenster in der Mitte des Bildschirms, das erstens den Titel der Fenster anzeigt, zweitens die Position des aktuellen Zielfensters als dünnen Rahmen anzeigt und drittens nur innerhalb der aktuellen Arbeitsfläche wechselt. Die dünnen Rahmen sind allerdings vor manchen Hintergründen nicht zu sehen.

Der Starter überlagert das Gimp-Fenster

Hans-Joachim Baader

Der Starter überlagert das Gimp-Fenster

Der Starter ist immer sichtbar, außer wenn ein anderes Programm den Platz beansprucht. Dann fährt er links aus dem Bildschirm heraus - theoretisch. Startet man Gimp, stellt man fest, dass sich dessen Mehrfenster-Modus nicht mit dem Starter verträgt: das Tool-Fenster wird unter den Starter gelegt. Möglicherweise existiert das Problem aber auch nur in Unity 2D.

Die bisherigen »Orte« in Unity wurden durch »Linsen« ersetzt. Klickt man das Ubuntu-Icon, so erscheint die Schnellauswahl (Dash), in der man installierte Programme suchen und mit den neuen Linsen nach verschiedenen Kriterien filtern kann. Außer Programmen kann man auch Dateien suchen, wobei man schnell auf die zuletzt benutzten zugreifen kann, und Musik, wobei auch Angebote aus dem Music Store eingeblendet werden. Letzteres ist mit der Musikverwaltung Banshee verknüpft.

Unity mag in gewisser Weise frischen Wind auf den Desktop bringen, aber es leidet immer noch unter zahlreichen Unzulänglichkeiten. Binnen weniger Minuten konnte ich mühelos meherere davon finden.

  • Anwendungen haben normalerweise ein Kontextmenü in der Titelleiste, mit dem man sie z.B. auf eine andere Arbeitsfläche verschieben kann. Ist das Fenster der Anwendung maximiert, ist dieses Menü nicht mehr aufrufbar, zumindest mit der Maus nicht.
  • Hat man im Hintergrund ein maximiertes Fenster und im Vordergrund ein kleineres Fenster, so gibt es keine Möglichkeit, das Fenster im Hintergrund zu minimieren. Man muss es erst in den Vordergrund holen, damit der Minimieren-Button erscheint.
  • Bei der Definition der Tastenkürzel kann man jeder Aktion nur höchstens eine Tastenkombination zuweisen. Warum nicht mehrere? Das ist allerdings ein Gnome-Problem, weniger eines von Unity.

Der Desktop ist natürlich nicht Unity allein. Ubuntu hat nun Gnome 3.2 integriert, und wer will, kann den orginalen Gnome-Desktop durch die Installation der Gnome-Shell oder des Gnome-Panels (»klassisches« Gnome) wieder herstellen. Das Gnome-Mailprogramm Evolution wurde allerdings durch Mozilla Thunderbird 7.0.1 ersetzt, der wie Firefox eine Integration in den Starter und das Menü aufweist.

Als Webbrowser ist jetzt Firefox 7.0.1 dabei. Das Standard-Office-Paket ist LibreOffice 3.4.3. Startet man LibreOffice Writer, dann erscheint die Menüleiste nicht im Panel, sondern in der Anwendung, die Buttons zum Schließen, Minimieren und Maximieren erscheinen gar nicht, und es ist nicht möglich, vom maximierten Modus wegzugehen. Das Problem tritt nur bei Writer auf, bei Calc dagegen nicht.

Installiert sind auch Banshee 2.2.0, Inkscape 0.48.2, Gimp 2.6.11, Shotwell 0.11.2, Pitivi 0.15.0 sowie die Gnome-Anwendungen Empathy, Gwibber, Vinagre und Totem.

Startseite des Software Centers

Hans-Joachim Baader

Startseite des Software Centers

Das Software Center, das Hauptwerkzeug zur Installation und Verwaltung von Paketen, nicht jedoch zum Einspielen von Updates, wurde gründlich überarbeitet. In Version 5.0 wurde der Navigationsbaum durch eine Werkzeugleiste ersetzt. Ein Werbebanner sowie neue und die bestbewerteten Anwendungen füllen das Fenster der Anwendung aus. Von hier kann man dann zu den Paketen navigieren, den Bestand durchsuchen oder in den Kategorien blättern. Man kann, wie bei vielen Shopping-Seiten, bewerten, Rezensionen ansehen und eigene schreiben (sofern man das Programm installiert hat). Proprietäre Programme kann man direkt einkaufen. Um diese Funktionen zu nutzen, muss man ein Konto beim Ubuntu Software Center haben, das vermutlich auch für Ubuntu One dient.

Bei der Installation hat man nun die Möglichkeit, das neue Programm gleich zum Starter hinzuzufügen. Interessant ist auch die Möglichkeit, die Liste der installierten Anwendungen zwischen Rechnern zu synchronisieren. Um diese neue Funktion OneConf nutzen zu können, muss man aber ebenfalls ein Online-Konto haben.

Die Bedienung des Software Centers, das übrigens freie Software ist, weist allerdings einige Probleme auf. So kann man die Versionsnummer eines Programmes in den Übersichten nicht sehen. Die Kategorien unter den installierten Paketen sehen anders aus als unter »alle Anwendungen« und zum Aufklappen steht nur winziger Pfeil (oder + und -) zur Verfügung. Will man mehr als ein Paket installieren, muss man jedes einzeln bearbeiten; es gibt keine Möglichkeit der Markierung, um Aktionen auf mehrere Pakete anzuwenden. Immerhin kann man mehrere Aktionen starten, ohne auf die Beendigung der vorigen warten zu müssen.

Das Repositorium »oneiric-backports« ist nun standardmäßig aktiviert. Aktuell besitzt das noch keine Relevanz, da es noch nahezu leer ist, später sollen darin aber aktualisierte Versionen von Programmen erscheinen, die man optional installieren kann. Damit sollen es die Benutzer noch leichter haben, auf aktuelle Programme zuzugreifen. Für diese gibt es aber von Ubuntu keine Updates und keinen Support, die Installation erfolgt auf eigenes Risiko.

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