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Sa, 3. März 2001, 00:00

Das GUUG-Frühjahrsfachgespräch 2001 in Köln

Nach einer weiteren Pause berichtete Peter Bielert von PHLKZ. In der Airbag-Produktion der Firma Petri AG werden offene Systeme, insbesondere auch Linux, für die Produktionsplanung und -steuerung eingesetzt. Er gab einen sehr interessanten Praxisbericht und zog ein für Linux sehr positives Fazit. Projekte wie dieses gibt es sicherlich etliche, doch nicht jedes Projekt wird auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

Im Brauhaus

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Im Brauhaus

Das Büffet nach dem Ansturm

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Das Büffet nach dem Ansturm

Prof. Dr. Werner Winzerling von der FH Fulda beendete dann den formellen Teil des Tages mit seinem Vortrag "Was macht Linux für die Computerindustrie so interessant?" Seine provokative These: Linux ist weder technisch noch von der Benutzeroberfläche überragend. Aber: Die PC-Industrie ist sehr preisabhängig. Für jede PC-Komponente gibt es mehrere Anbieter, die durch den Wettbewerb dafür sorgen, daß die Preise niedrig bleiben. Doch auf dem Betriebssystem-Sektor hatte Microsoft nach dem Niedergang von OS/2, Netware usw. fast ein Monopol erreicht, in dem es den Preis nach Belieben hätte bestimmen können. Da kam der PC-Industrie Linux als neuer Konkurrent gerade recht. Aus diesem Grund wird es von IBM usw. derzeit so stark gefördert.

Nach der anschließenden Key-Signing-Party, an der ich nicht teilnahm, ging es zum geselligen Abend. Dieser fand, was mich nicht sehr wunderte, in dem gleichen Lokal statt wie 1998 beim Linux-Kongress. Damals war allerdings eine viel größere Teilnehmerzahl am Start, so daß alles ziemlich eng war. Diesmal genügten vier lange Tische und ein moderat großes Büffet. Wegen meiner Erkältung blieb ich nicht allzu lange. Noch vor Mitternacht war ich wieder im Hotel.

Freitag, 2.3.2001

Daß ich die ersten Vorträge des Tages verpassen würde, war schon eingeplant, denn diese begannen bereits um 9:30 Uhr und interessierten mich nicht besonders. Den zweiten Vortrag auch noch zu verpassen, war dagegen nicht vorgesehen. Und dennoch kam es so. Als ich vom Frühstück zurück kam und die Zimmertür mit meiner Karte öffnen wollte, tat sich nichts. Gar nichts. Die LEDs, die Erfolg und Mißerfolg signalisieren sollen, blieben dunkel. Ein schnell herbeigeholter Hotelmitarbeiter versuchte es mit einem Spezialgerät, doch auch dieses versagte. Er rief einen Techniker herbei, der schließlich feststellen mußte, daß die Tür nur mit Gewalt zu öffnen sei. Ich solle mich solange in die Lounge begeben. Ausgestattet mit einem Freigetränk mußte ich dort weitere fünfzehn oder zwanzig Minuten warten. Doch schließlich war die Tür geöffnet und repariert, und ich konnte auschecken und mit Sack und Pack zur Straßenbahn eilen.

Beim FFG angekommen, erlebte ich als erstes den Vortrag von Maik Aussendorf von SuSE. Er stellte SuSEs neues Tool ALICE vor, mit dem man Rechner automatisiert installieren kann. Es ist in etwa äquivalent zu Red Hats Kickstart und war von vielen Kunden gefordert worden. ALICE steht unter GPL und ist in SuSE 7.1 enthalten. Es verwendet allerdings YAST, was seine Verwendbarkeit mit anderen Distributionen praktisch ausschließt. Dennoch eine sehr interessante Sache.

Als nächstes kam der Vortrag von Andreas Jellinghaus, "Linux Desktop Netzwerk Installation - Design, Updates, Probleme". Andreas verglich hier verschiedene Ansätze, Linux-Rechner in einem Rechnerpool zu installieren, aktuell zu halten und zu verwalten. Der Vortrag beruhte auf seinen eigenen Erfahrungen mit der Verwaltung eines solchen Pools an der Uni Karlsruhe. Auch dieser Vortrag war sehr gelungen.

Snoopy beim Vortrag

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Snoopy beim Vortrag

Nach der Mittagspause, die an diesem Tag nur 60 Minuten lang war, hörte ich den Vortrag von Erwin Hoffmann zum Thema "QMAIL - ein effizienter und sicherer Sendmail-Ersatz". Hoffmann kennt sich aus in diesem Gebiet, unter anderem baute er das Email-System des WDR mit QMAIL auf. Mein Fazit des Vortrags: Für fast alle interessanten Features von QMAIL gibt es Patches, die man zu QMAIL hinzufügen muß. Denn der QMAIL-Autor Bernstein, den man sicher als ziemlich exzentrisch bezeichnen muß, erlaubt es nicht, modifizierte Versionen von QMAIL zu veröffentlichen, und eine offizielle Weiterentwicklung findet nicht statt.

Den abschließenden Vortrag hielt Snoopy, prominentes GUUG-Mitglied mit derzeit blau gefärbten Haaren. In lockerer Form erzählte er zahlreiche Anekdoten aus seiner recht kurzen Zeit als Gastronom in München (Gamers Matrix) und wie er nach einer gewissen Zeit wieder Lust auf die Arbeit als UNIX-Berater bekam.

Die Unterhaltung wurde gleich danach mit dem Quiz "Wer wird Milliardär" fortgesetzt. Claus Kalle und Snoopy hatten sich dieses ausgedacht, und es war sicher ein großer Spaß für alle Beteiligten. Leider erlebte ich das Ende nicht mehr, da ich meinen Zug zurück nach Karlsruhe zu erreichen hatte.

Fazit

Das Frühjahrsfachgespräch war eine nette Veranstaltung in überschaubarem Rahmen. Die Vorträge waren durchweg interessant und gut. Auch oder gerade weil die Themen nicht Linux-spezifisch sind, lohnt sich der Besuch für interessierte Linux-Anwender und Entwickler. Immerhin nimmt Linux inzwischen einen sehr großen Raum in den Vorträgen ein. Es bleibt mir zu wünschen, daß das Frühjahrsfachgespräch im nächsten Jahr wieder stattfindet und daß die Teilnehmerzahl allmählich steigt. An der Qualität der Vorträge sollte es nicht scheitern.

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