Der Open Source Summit 2017 in Prag
Mittwoch
Als zweites kam Mitchell Hashimoto von Hashicorp auf die Bühne, der unter anderem Vagrant (seit 2009) entwickelt hat. Er präsentierte seine Erfahrungen, wie man die Entwicklung einer Software skalieren kann: Das »Tao von Hashicorp«. Zentral sind für ihn die Abläufe, nicht die Technologien. Die Software sollte modular, einfach und zu neuen Funktionen zusammenzufügen sein. Die einzelnen Komponenten kommunizieren über Schnittstellen (ausschließlich) und sind nicht veränderbar, was ihren aktuellen Zustand angeht. Erkenntnisse und Automatisierung (die zwingen nötig ist) sollten in Code gefasst und entsprechend dokumentiert werden. Systeme sollten so robust sein, dass sie in jedem Fall ihren gewünschten Zustand erreichen. Zuletzt sollte aber Pragmatismus über Dogmen gestellt werden.
Im Anschluss stellte Jan Kiszka von Siemens »Herausforderungen beim Industrie-Einsatz von Open Source« vor. Auch Siemens hat sich radikal gewandelt und verwendet jetzt viel freie Software, sowohl intern als auch in Produkten. Einige Beispiele: Linux mit Echtzeit-Patch in Kraftwerken; das Xenomai-Echtzeitsystem in CNC-Steuerungen und medizinischen Bildgebern (MRT usw.); Debian in Bahn-Stellwerken; sicherheitszertifiziertes Linux in Zug- und anderen Fahrzeugsteuerungen; Yocto in der Gebäude- und Produktionsautomatisierung und KVM auf ARM-Systemen in speicherprogrammierbaren Steuerungen. Ziele sind unter anderem Langlebigkeit und Vermeidung der Fesselung an bestimmte Anbieter. Bei langlebigen Systemen stellt sich auch die Update-Problematik. Früher nahm Siemens oft Projekte, um sie intern weiter zu pflegen, wobei Änderungen möglicherweise nie ihren Weg zurück ins Originalprojekt fanden. Heute gilt das Motto »Änderungen zuerst im Originalprojekt« (Upstream first) auch bei Siemens. Grundsätzlich will Siemens ein gutes Mitglied der Gemeinschaft sein, das äußert sich auch in der Github-Präsenz des Unternehmens. Auch die Konformität mit freien Lizenzen gehört dazu. Zum Prüfen des eigenen Codes setzt Siemens dabei auf die freien Projekte FOSSology und SW360. Eine Information am Rande war noch, dass Mentor Graphics nun unter dem kürzeren Namen Mentor zu Siemens gehört.