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Do, 9. November 2017, 15:00

Streifzug durch Ubuntu 17.10

Firefox in Kubuntu

Hans-Joachim Baader

Firefox in Kubuntu

Multimedia im Browser und auf dem Desktop

Nicht viel Neues gibt es im Multimedia-Bereich. OpenH264 ist in Firefox als Plugin vorinstalliert und kann aktiviert werden, um WebRTC zu ermöglichen. Der eigentliche Plugin-Code wird offenbar bei der ersten Aktivierung heruntergeladen. Diese Vorgehensweise hat ihre Ursache darin, dass Cisco, von dem der Code stammt, nur für das binäre Plugin die angefallenen Patentlizenzen bezahlt hat. Der Quellcode des Moduls ist unter der BSD-Lizenz verfügbar, allerdings von der Patentlizenz nicht abgedeckt. Die vorinstallierte Firefox-Erweiterung Ubuntu Firefox Modifications ist bei Version 3.3 angekommen, benötigt aber wohl demnächst eine Aktualisierung, sonst wird sie nicht mehr funktionieren. Es ist die einzige vorinstallierte Erweiterung.

Wie immer muss man zum Abspielen der meisten Video-Formate zuerst das passende Plugin installieren. Viele Anwendungen sind in der Lage, die Installation selbst anzustoßen. Sie zeigen es in einer Dialogbox an, wenn ein zusätzliches Plugin benötigt wird. Diese sucht nach passenden GStreamer-Plugins, schlägt sie zur Installation vor und kann sie anschließend installieren. Das funktioniert korrekt, nach der Plugin-Installation muss man allerdings die Player-Software neu starten. Wenn man weiß, was man benötigt, kann man die Plugins aber auch von Hand über die Paketverwaltung installieren. Benötigt werden die Pakete gstreamer1.0-plugins-ugly, gstreamer1.0-plugins-bad und gstreamer1.0-libav. GStreamer liegt in Version 1.12.2 vor.

Video in Firefox 56

Hans-Joachim Baader

Video in Firefox 56

Rhythmbox funktioniert in dieser Version für die Wiedergabe von Musikdateien zunächst einmal tadellos, anders als vor einem halben Jahr. Möglicherweise liegt das an der alternativen Oberfläche, die von Ubuntu integriert wurde. Doch beim zweiten Aufruf stürzte es ab, und dabei blieb es bei allen folgenden Versuchen. Der Videoplayer Totem dagegen kann unter Wayland zwar alle Videos öffnen, aber es kommt nur der Ton, das Fenster hingegen öffnet sich nicht einmal. Dasselbe Phänomen war bereits in Fedora 26 zu beobachten und liegt nicht an fehlenden Codecs. Andere Player wie mpv funktionieren nämlich, so dass es wohl daran liegt, wie Totem die Videoausgabe anspricht - was man aber nicht auf offensichtliche Weise ändern kann.

Das Thema Flash kann man mittlerweile ganz entspannt sehen. Neuentwicklungen mit Flash sind verpönt, und die Zahl der Webseiten, die Flash einsetzen, sinkt. Das heißt aber natürlich nicht, dass alle Flash-Videos jetzt einfach so verschwinden. Es wird sicher noch viele Jahre lang Flash-Videos im Web geben. Während die proprietären Webbrowser meist einen eingebauten Flash-Player mitbringen, liefert Ubuntu die freien Webbrowser ohne Flash-Plugin aus. Da aber zum Beispiel Firefox über GStreamer alles abspielen kann, wofür Plugins installiert sind, also auch Flash, ist es auch meist nicht nötig. Wenn eine Webseite explizit das Adobe-Flash-Plugin benötigt, kann man es mit dem Paket »flashplugin-installer« installieren. Dieses wurde weiter aktualisiert, so das es die aktuelle Version 27 installiert, die von Adobe zwar weiterhin als Betaversion bezeichnet wird, aber trotzdem verwendet werden sollte.

Beim Abspielen von Videos ist unter KDE die Geschwindigkeit auch weiterhin auch ohne 3D-Hardware akzeptabel. Dank VLC ist es nicht nötig, GStreamer-Plugins nachzuinstallieren, die Medien laufen auch so. Standardmäßig wird VLC auch aufgerufen, wenn man eine Audio-Datei doppelklickt, trotz des installierten Cantata. Aber Cantata ist je eben kein Musik-Player, sondern lediglich ein Frontend für MPD. Die Einrichtung von Cantata ist einfach, so dass dieses Programm auch für die Zukunft eine gute Option sein könnte.

Fazit

Es ist wahrlich kein Vergnügen, die Nicht-LTS-Versionen von Ubuntu zu erkunden. Denn alles, was keine LTS-Ausgabe ist, muss bei Ubuntu als Betaversion für dieselben betrachtet werden. Fehlfunktionen treten ganz unweigerlich auf. Vielleicht werden sie in einigen Wochen behoben sein, doch man hat immer den Eindruck, dass wirklich niemand je die Programme in der Distribution getestet hat. So gibt es auch dieses Mal wieder Fehler, die schon nach wenigen Aktionen auftreten, bis hin zu Abstürzen in Rhythmbox und Muon Discover. Es scheint sogar, dass alles diesmal besonders schlimm zusammengepfuscht wurde. Ubuntu 17.10 ist schlichtweg unbenutzbar, und Kubuntu 17.10 hat auch einige Macken, die allerdings eher zu umgehen sind. Das lässt starke Zweifel an der Qualität der kommenden Version 18.04 LTS aufkommen. Vielleicht zeigte dieser Test aber auch nur die beiden problematischsten Desktopumgebungen. Der Kernel lief ohne Fehl und Tadel, also werden die Server-Edition und andere Desktopumgebungen vielleicht äußerst stabil laufen, aber man kann ja leider nicht alles testen.

Was Gnome und KDE angeht, so liegt das Problem nach meiner Einschätzung vorwiegend bei den Anwendungen, nicht bei den zugrundeliegenden Bibliotheken GTK+ und KDE Frameworks. Es kann eigentlich nicht verwundern, dass es so gekommen ist. In gewisser Weise kombinieren Gnome- und KDE-Anwendungen doch das Schlechteste aus mehreren Welten: Die Fehleranfälligkeit von C/C++ und die Langsamkeit und den Speicherverbrauch von JavaScript.

Nichts Neues gibt es in dieser Version von Snap und Flatpak zu vermelden. Das ist vielleicht auch gut so, denn beide sind noch experimentell und haben noch eine große Menge Arbeit vor sich, um einmal sinnvoll einsetzbar zu sein. So kann man am Ende (eigentlich wie immer) nur Entwicklern und Testern zu der neuen Version raten, alle anderen Benutzer sollten Version 16.04 LTS einsetzen.

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