Dritte Welt

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Sulu

Re: Dritte Welt

#16 Post by Sulu »

@mvo
Meines Erachtens geht zu zu hart ins Gericht mit PeterM. Er legt die Finger schon auf einen wunden Punkt. Es wird von den Grosskonzernen ausgebeutet und wir alle hier profitieren davon. Du musst dein Gewissen in Watte verpacken wie ich es auch tun muss. Ausserdem hatt er sich sehr um eine möglichst sachliche Argumentation bemüht. Beispielsweise die ungenaue Berichterstattung in den Medeien kann doch jeder nachvollziehen der unmittelbarer Kenner der tatsächlichen Gegebenheiten ist.

@PeterM
Die Welt ist ungerecht. Stimmt. Ich habe allerdings den Verdacht, dass eine "gerechte" Welt sogar eine stagnierende Welt bedeuten könnte. Es wird immer Unterschiede geben. Ist jeder Unterschied ungerecht?

@Stormbringer
Die Korrelation von Lebenstandard mit Religion ist mir auch schon augefallen. Es gibt sie auch im christlichen Bereich. Dem Reichtum nach geordnet:
Protestanten, Calvinisten
Katholiken
Orthotoxe
Die ärmsten Läder sind auch überproportional islamisch. Alerdings. Wer ist die Henne und wer das Ei?
Was mir wirklich Sorgen macht sind die Millionen perspektivloser junger Männer in diesen Ländern. Wenn die einmal von irgendwelchen Heerführern gedrillt werden um im goldenen Westen .....
Ich bin eigentlich immer um Toleranz bemüht aber die hinterwälderische, patriarchalische Kultur des Orients geht mir schön langsam ernsthaft auf den Geist. Meines erachtens ist Lebenstandard dirket mit einer liberalen Gesellschaftsordnung verbunden. Deswegen können die Taliban, zumindest wirtschaftlich gesehen, keinen Erfolg haben. Dafür hassen sie uns "Weichlinge die von sexbessenenen unzüchtigen Frauen dominiert werden" aus ganzem Herzen. Wackere Leistung meine ängstlich auf ihr bischen Stolz bedachten Herren aus dem Orient. Wie wärs wenn ihr uns einmal auf Feldern wie Wissenschaft, Technik,... zu schlagen versucht.

Gruss
Sulu

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Stormbringer
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Re: Dritte Welt

#17 Post by Stormbringer »

Hi Sulu,

klar. damit hast Du ja auch recht!
Das Problem ist nur, wenn Du dorthin gehst und eben jenen Standpunkt vertrittst, sinkt Deine direkte Freiheits- / Lebenserwartung exponential (selbiges, nur um einige Faktoren kleiner, erwartet Dich übrigens auch, wenn Du es von hier tust).

Gerade in Ländern, welche start vom Islam geprägt, bzw. in denen der Islam eine wichtige, vielleicht gar zentrale Rolle spielt, sollten also, nach unseren Maßstäben, eher fortschrittliche Länder (z. B. VAE, Kuwait, Saudi Arabien, Katar, etc.) eine wesentlich engagiertere Funktion übernehmen. Aber: solange halt auch eben jene Länder sich Gastsklaven aus Ländern wie eben Pakistan, Bangla-Desch (richtig geschrieben???), usf. "kommen lassen", wird dies wohl nicht wirklich produktiv geschehen.
Das Problem der "Klüfte zwischen den Welten" (feiner Ausdruck ... <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/Wilk.gif" border="0" align="middle">) ist nicht durch Geld, durch politische Stabilität, durch Glaubenstoleranz, durch Völkertoleranz oder ähnlichem zu lösen - zum Einen ist es ein individueller Mix aus allem, zum Anderen muß als aller erstes ein Umdenken in den Köpfen geschehen.
Beispiel wohlhabende arabische Staaten: seit Jahren gibt es diplomatische Bemühungen vieler differenter Interessengemeinschaften zur Lösung des Terrorismusproblems, ausgehend von bspw. El Kaida - leider waren einige Staaten nicht sehr bemüht, andere antworteten nach dem Motto "da mischen wir uns nicht ein ...". Oder aber das palästinensiche Attentae durchaus während des Ramadan, oder aber auch während der Weihnachtszeit ausgeführt wurden, hat eben jene Staaten nicht weiter interessiert. Nun, wo es ihren direkten regionalen Bereich betrifft werden Stimmen laut, daß Kämpfe nicht während des Ramadans (als islamischen Festzeit zu sehen) nicht durchgeführt werden sollen - btw: die Kämpfe innerhalb Afghanistans wurden auch während der Ramadanzeiten fortgesetzt. Ebenso die Kämpfe in Serbien .... oder Christenverfolgungen in Indonesien während der Osterwochen.

Es ist halt immer wieder nur eine Frage des eigenen Standpunkts; und genau das sagen sich auch die regionalen Machthaber, seien sie militärischer oder religiöser Natur.
Continuum Hierarchy Supervisor:
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(Rechtschreibungsreformverweigerer!)

mvo

Re: Dritte Welt

#18 Post by mvo »

@Sulu
>Meines Erachtens geht zu zu hart ins Gericht mit PeterM....Ausserdem hatt er sich sehr um eine möglichst sachliche
Argumentation bemüht.
Auf seine Argumentation bin ich gar nicht eingegangen. Ueber Ideologie (und um nichts anderes geht es hier) laesst sich ohnehin nicht gut diskutieren.
Auf die Palme hat mich dieses hier gebracht:
>...bei anderen Leuten wie Milosevic, die noch viel mehr unbeteiligte Menschen töten ließen (dazu muss man sagen:
die Menschen im WTC waren ja keine "unbeteiligten" Menschen wie du und ich, sondern waren ja bei den Konzernen eingestellt, allerdings haben sie mit den
"Schattenseiten" des Kapitalismus ja viel weniger zu tun als so mancher Konzernchecf...

Nach seiner Definition bin _ich_ also kein Unbeteiligter wie PeterM und die anderen reinen Gewissens, sondern bei einem boesen kapitalistischen Konzern beschaeftigt und mit fuer die "Schattenseiten des Kapitalismus" verantwortlich, und wenn ich zufaellig bei der WTC-Katastrophe dabeigewesen waere, haette es ja nicht gerade den falschen erwischt.

Sulu

Re: Dritte Welt

#19 Post by Sulu »

" Es ist halt immer wieder nur eine Frage des eigenen Standpunkts; und genau das sagen sich auch die regionalen Machthaber, seien sie
militärischer oder religiöser Natur."

@Stormbringer. Fully Ackg.
Deine Postings gefallen mir eigentlich immer gut.

Du glaubst also dass ich mich nicht in Peshavar auf den Marktplatz stellen sollte und meine berechtigten Thesen lauthals verkünden sollte.
Wäre durchaus möglich. <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/Wilk.gif" border="0" align="middle">
Ja, die Erdölländer am persischen Golf zeigen die Bigotterie ganz exemplarisch. So ist Saudi-Arabien nahezu fundamental islamisch
(Wahabiten) um gleichzeitig eben Palästinenser u.ä. als Gastsklaven für sich arbeiten zu lassen. Allerdings sind wir auch nicht viel besser.
Die Amerikaner biegen sich die Realität ja auch so wie sie es brauchen (siehe S. Hussein). Und wir in Europa sind auch nicht ohne Schuld.
Warum ich so auf dem Orient herumhacke ist der Umstand, dass sie das Rad der Zeit zurückdrehen wollen.
Ich mag nicht zu meinem Seelenheil von irgendwelchen Überzeugungstätern gezwungen werden.
Ich sehe den wesentlichsten Fortschritt, den wir in der westlichen Welt haben eben in der
liberalen Gesellschaftsordnung mit relativ grossen privaten Freiräumen und im dem Zurückdrängen des Patriarchates wie der Religionen.


Ad Patiarchat: Bin kein Langhaar-Softie der den Frauen nach dem Mund redet. Ich finde einfach die
rigide Einteilung der Menschen nach Geschlechtern falsch. Das passt einfach nicht mehr in unsere Zeit.
Auch bin ich der Überzeugung das ein Teil unseres Wohlstand durch die Integration der Frauen in die
Arbeitswelt begründet ist.

Gruss
Sulu

Kind mit Tastatur

Re: Dritte Welt

#20 Post by Kind mit Tastatur »

Scheisse sind hier ein paar Kiddies am Werk ! LOL

Ich klär' jetzt alle, die es noch nicht wissen einmal auf, wie es tatsächlich kommt. Es wurde zwar schon hundertausend Mal gesagt, doch ich kann mich diesem Bann nicht entziehen LOLOLOLOL...

Also, das ist eine ganz einfach Gleichung: f(keine Wirtschaft) = Armut; das war's schon und damit lässt sich ALLES erklären. Alle weiteren Faktoren und bestimmte Ereignisse sind ganz objektiv gesehen nur Unterfaktoren, die distanziert betrachtet keine weitere Rolle spielen.

Und daran, dass es dort keine Wirtschaft gibt ist nicht allein die 1. Welt schuld, sondern zu einem, meiner Meinung nach, sehr hohen Grad auch die lokalen Regierungen der einzelnen Staaten, die ein derart großes Korruptionspotential und eine überproportional schlechtes Ressourcenmanagment betreiben, dass es wirklich gar kein Wunder ist, dass es so ist, wie es ist.

Das einzige was dagegen getan werden kann ist schlicht und einfach warten, bis die einzelnen Staaten von selbst auf einen Entwicklungsstand gekommen sind, der dem unseren gleicht, gleichwohl wir im selben Zeitraum natürlich nicht stehen bleiben werden mit unserer Entwicklung. Ein Einholen ist daher kaum mehr möglich, aber wenn sie schonmal soweit wären, wie wir jetzt, dann wäre das globalpolitisch, globalökonomisch und auch globalökologisch ein großer Fortschritt. Wir, also die Europäer haben die gleiche Entwicklung gemacht, oder was meint ihr, wie es hier vor 400 Jahren aussah ? Oder gar vor 800 ? Die Entwicklung kann von uns nicht beeinflusst werden. Jeder Einfluss führt nur zu einem Rückschlag ! - Ehm, und das sollte jetzt unter keinen Umständen missverstanden werden; eine Gewisse Hilfe ist möglich, auch eine Unterstützung, aber der Staat und mit ihm die Bevölkerung...oder besser die Bevölkerung und mit ihr der Staat muss sich von selbst entwickeln !

Linux rules!

Sulu

Re: Dritte Welt

#21 Post by Sulu »

@MVO. Ups hatte dein Posting nicht mitbekommen.

"Nach seiner Definition bin _ich_ also kein Unbeteiligter wie PeterM und die anderen reinen Gewissens, sondern bei einem boesen
kapitalistischen Konzern beschaeftigt und mit fuer die "Schattenseiten des Kapitalismus" verantwortlich, und wenn ich zufaellig bei der
WTC-Katastrophe dabeigewesen waere, haette es ja nicht gerade den falschen erwischt."

Genau das bist Du und ich natürlich ebenfalls (bin im Finanzdienstleistungssektor tätig).
Das wir an den "Schattenseiten" des Kapitalismus mitverantwortlich sind können wir doch eigentlich nicht abstreiten.
Ich glaube aber das PeterM uns eher unsanft daraufhinweisen will dass wir, besonders die Grosskonzerne,
eben mitverantwortlich sind oder zumindest sein könnten und dass nicht das gesamte Böse in Afganistan konzentriert ist. Das Ganze ist aufgrund seiner Jugend halt etwas Schwarz-Weiss geraten.
Bezüglich WTC hab ich allerdings eine ganz klare Meinung. Hätte ich einen der Täter in den Fingern dann könnte es ganz ganz steinzeitlich werden, da würde von meiner Kulturschicht nichts mehr überbleiben.

Gruss
Sulu

peterm
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Re: Dritte Welt

#22 Post by peterm »

Nochmal hi!

@mvo: Lass deinen Sarkasmus bitte zu Hause. In einer sachlichen Diskussion tragen dumme
Witze, die an Verleumdung grenzen, überhaupt nicht zum Thema bei. Du weißt ganz genau, dass
ich das nicht gemeint habe. Wenn du sachlich argumentierst, lässt sich viel mehr aus der Diskussion
machen. Wenn du dich persönlich angegriffen fühlst, kannst du das auch freundlicher sagen. Ich will
niemanden hier beleidigen.

@Stormbringer: Ich kann meine Einkünfte gar nicht spenden, weil ich noch gar nicht richtig verdiene.
Natürlich hast du recht, eigentlich müsste ich auch etwas für andere tun. Tut man nicht auch etwas
für diese Menschen, wenn man anderen Leuten vor Augen hält, wie es im Moment auf der Welt bestellt ist?
Aufklärung ist hier sehr wichtig. (bitte jetzt kein dummer Kommentar)

@Sulu (danke erstmal): Völlige Gerechtigkeit kann und wird es nie geben, ich stimme dir voll zu. Das Problem ist, dass
der Unterschied nicht z.B. so groß ist wie Deutschland >> Polen, sondern um ein vielfaches größer.
Und dieser Unterschied wächst leider täglich.

@Steffen: << nahezu jedes islamische Land ist arm >> Ich glaube, dass es mehr mit Geografie zu tun hat.
Saudi-Arabien und Kuwait haben Erdöl, und die Türkei ist ja schließlich kein Wüsten-Land und hat viel mit
unser europäischen Geschichte zu tun. Und der Islam ist nun mal hauptsächlich in Ländern mit ungünstigem Klima
verbreitet. In Südamerika ist das Christentum die am meisten verbreitete Religion; dort sind die Menschen auch
teilweise bitterarm.

@all : Ich stelle die Behauptung auf, dass die Religion in Wirklichkeit nur als Vorwand benutzt wird.
Das ganze ist immer ein Fall der Auslegung: Das Christentum kann in einem Kreuzzug die Bevölkerung Jerusalems
dezimieren, es kann aber auch Nicht-Christen helfen. Die 1. und 2. Strophe der Nationalhymne kann als Aufbruch
aus der Kleinstaaterei zu einem Land angesehen werden, sie kann aber auch von den Nazis zur Propaganda für unser
"deutsches" Volk verwendet werden.

nochmal @ Sulu: Soviel ich weiß, wirtschaften die Taliban, wie auch andere Gruppen in Afghanistan, hauptsächlich mit
dem Anbau von Schlafmohn.

Noch etwas: Als die Leute von Shelter Now -angeblich aus Missionierung - verhaftet wurden, habe ich mir gedacht:
Die Taliban sind ganz schöne Idioten.
Ich habe in letzter Zeit ein bißchen die (Online-)Nachrichten verfolgt, und auch ein bißchen nachgedacht.
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Taliban keineswegs dumm sind; ganz im Gegenteil, das sind anscheinend
höchst intelligente Leute (bitte jetzt kein Kommentar à la: "Du bist ein Vollidiot, die Taliban killen Zivilisten etc".
Intelligent bezieht sich hier nicht auf den Grad der Brutalität, sondern auf die Gerissenheit. Ihre Einstellung gegenüber anders-
denkenden ist ein andere Sache)

Ich habe mir folgendes gedacht: Wenn die Taliban absolut machtgierig sind, würden sie sich nie darauf einlassen, Terroristen zu helfen, und sich womöglich mit einer Weltmacht anzulegen. Von Leuten wie den roten Khmer oder den Nazis oder Milosevic oder Stalin
weiß man, dass sie ganz und gar machtgierig waren und Zivilisten ihnen mehr oder weniger egal waren (es sei denn, es waren Intelektuelle, die wurden in KZ`s gesperrt oder es wurden Menschen von den roten Khmer nur deshalb erschossen, weil sie eine
Brille trugen!). Stutzig gemacht haben mich so Sachen, dass z.B. die Taliban sich anscheinend sogar um die Flüchlingslager kümmern
(vielleicht tun sie das auch nur, damit die Flüchlinge nicht zu ihren politischen oder militärischen Gegnern überlaufen)
Deswegen meine ich, dass ihnen ihre eigenen Zivilisten nicht egal sind (sei es auch, weil es für sie selbst zu gefährlich wird, wenn
zu viele Menschen an ihnen zu zweifeln beginnen). Oder, wie schon erwähnt, dass sie ihren eigenen Leuten sagen, dass diese sich in ihre
Häuser begeben sollen und das Licht ausmachen sollen (vielleicht auch nur deshalb, damit die Flugabwehr besser arbeiten kann, obwohl
diese Technik heutzutage ja zum Großteil automatisch geht).

Ich bin kein Taliban-Sympatisant, und ich bin mir bewusst, was diese Leute tun. Ich bitte auch darum,
jetzt nicht wieder sarkastische Kommentare abzugeben; aber ich finde, wenn man Gegendarstellungen hört,
sieht vieles gleich ganz anders aus.

Und wie schon gesagt, bitte jetzt keine Kommentare à la "Wenn du sie so gern magst, dann gehe doch nach Afghanistan
und kämpfe für sie, vielleicht geht`s dir dann besser."

Ich will lediglich meine Meinung darstellen; mit sachlicher Diskussion lässt sich viel mehr erreichen als mit
nicht-argumentativer Streiterei. Wer nicht meiner Meinung ist, soll es mir ruhig ins Gesicht sagen, aber bitte
in einem angemessenen Ton. Dann bin ich auch bereit, auf Fragen einzugehen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,
auf Wiedersehen
(Gruß PeterM)

peterm
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Re: Dritte Welt

#23 Post by peterm »

Nachtrag:

<<aufgrund seiner Jugend>> Meine Jugend ist bisher eigentlich recht gut verlaufen,
ich habe Freunde, meine Eltern haben sich immer gut um mich gekümmert und ich hatte
keine traumatischen Erlebnisse in meiner Kindheit <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/Happy.gif" border="0" align="middle">

@mvo + Sulu: Mvo, ich habe natürlich nicht gemeint, dass du oder irgend ein anderer,
der bei einem großen Konzern arbeitet, den Tod verdient!!!
Ich habe mich an dieser Stelle wie so oft unklar ausgedrückt. Wenn du eine Arbeit suchst,
und du wirst bei einem Konzern eingestellt, kann man dir nicht vorwerfen, dass du böse
Absichten hättest oder ähnliches. Du gehst dort hin, weil du schließlich von irgendetwas leben
musst. Ob du jetzt selbstständig wirst oder im Dienstleistungssektor arbeitest, ist nicht so gravierend.
Es ist dein Recht, zu leben. Und du kannst nichts dafür, wenn der Firmenchef beschließt, in einem armen Land
zu Spottpreisen Erdöl anzuzapfen, das die Leute dort selbst in ihrer vielleicht irgendwann industriellen Zukunft
gebrauchen könnten (wobei diese armen Länder oft dieses Erdöl/Gas/etc. gern verkaufen, weil es unter Umständen
ihre einzige Einnahmequelle ist).

Wie schon gesagt, niemand kann dir vorwerfen, dass du absichtlich Menschen killst und dafür bestraft werden musst.
Du musst zugeben, dass du als Angestellter ein Teil deiner Firma und auch ihres Systems bist.
Damit trägst du, wenn auch nur sehr indirekt und in wirklich kleinem Maße, dazu bei, dass es anderen Menschen schlechter geht.
Jeder, der in irgendeiner Weise Produkte kauft, deren Baustoffe aus 3-Welt-Ländern stammen, tut das. Dafür muss man ihn nicht
gleich töten. Besser, und da wird keiner widersprechen, ist es, diese Menschen aufzuklären. Einzelne haben recht wenig Einfluss,
aber größere Organisationen können schon helfen.

@Kind mit Tastatur: <<Wirtschaft = reich, keine Wirtschaft = arm >>

Da kann dir wohl keiner widersprechen.
<<die Machthaber dort sind oft schuld>>

Da hast du auch recht. Nur: Warum gibt es so etwas dort?
Warum gibt es in Afrika solch hinrissige Bürgerkriege?

Die Menschen dort haben während der Kolionalzeit nicht gelernt, Probleme
friedlich oder diplomatisch zu lösen. Als dann die Besatzungsmächte abzogen,
gab es -aufgrund der die Stammesgebiete überhaupt nicht beachtenden Grenzeinteilung-
häufig viele Völker in einem Staat. Und die sind dann nicht fähig, ohne Waffengewalt
zu handeln, das haben sie ja nicht gelernt. (Kolonialbesetzer waren schließlich auch gewalttätig)
Natürlich muss man sagen, dass viele Diktatoren/Regime dort keineswegs blöd sind,
sondern einfach machtgierig sind. Diese Leute können sich aber meist nur deshalb halten, weil
in der Bevölkerung die Bildung so miserabel ist bzw. die Zivilisten aufgrund anderer Probleme
wie Nahrungsmangel gar nicht dazu kommen, sich gegen die Herrscher zu erheben.
Auch eine Folge der Armut.

Gruß PeterM

mvo

Re: Dritte Welt

#24 Post by mvo »

PeterM,
Dein Wissen ueber die Welt, das Du jetzt gerne anderen mitteilen moechtest, woher stammt das? Du hast selber gesagt, fast alle Information sei manipuliert. Ich habe z.B. einige Afrikaner kennengelernt, die mir ueber das gewaltige Informationsdefizit der Europaer ueber Afrika die Augen geoeffnet haben. Wenn man so will, existiert Afrika im Bewusstsein der Europaer fast nicht. Und wenn berichtet wird, natuerlich nur ueber die grossen Katastrophen. Aber auch in Afrika gibt es anderes und positiveres als nur Diktatur, Hunger und Aids.
Und ob Du es glaubst oder nicht, auch ich habe intensiv ueber diese Fragen nachgedacht. Ich habe jahrelang gruen gewaehlt, war sogar kurze Zeit Parteimitglied, und habe mich spaeter bei einer Umweltbewegung engagiert. Aber auch die Gruenen mussten lernen, dass die Welt nicht so einfach gestrickt ist. Ihr Aussenminister (ehemaliger Frankfurter Strassenkaempfer) sichert heute den USA die militaerische Unterstuetzung der Deutschen zu.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diskutieren oder Handzettelverteilen auf der Zeil verteilen nicht viel bringt. Damit erreicht man nur diejenigen, die sich sowieso schon fuer diese Themen interessieren. Das einzige, was wirklich etwas bringt, und mit dem man auch vor sich selber bestehen kann, ist ein Vorbild geben. Das muessen keine grossartigen weltveraendernden tollen Dinge sein, jeder kann in seinem Alltag klein anfangen. Und dann kommen auch die Leute auf einen zu und fragen von sich aus: "Wieso machst Du denn so etwas, was soll denn das?"

Steffen

Re: Dritte Welt

#25 Post by Steffen »

Jetzt ein Paar Fakten:

Die meisten armen Länder sind Diktaturen.
Islamische Länder sind meistens Diktaturen (Afghanistan, Pakistan, Indien, Ägypten, Saudi Arabien, Irak, Iran, Algerien, ...)
Es liegt nicht unbedingt an der Geographie, daß Länder arm sind. (Australien, Neu Seeland, Süd Afrika, Norwegen, Finnland, Schweden, Japan, China, Hong-Kong, Kanada usw. haben auch nicht die optimalen geographischen Bedingungen, sind aber finanziell recht gut situierte Länder.
In z.B. Afghanistan liegt es an dem Krieg mit den Russen, dem Bürgerkrieg und dem Islamistischen Steinzeit-Fundamentalismus.

Und warum sollte man diesen Steinzeit-fundamentalistischen Ländern helfen, wenn sie es nicht wollen? Entweder man stürtzt das Fundamentalistische Regime und hilft dann, oder man lässt es ganz bleiben.

Und noch etwas: Es liegt in Ländern wie Afghanistan sicher zum Großteil an dem Islamismus, daß sie so arm sind. Nachdem die Russen weg waren, hätten sie sich richtig aufbauen können, aber was machen sie? Sie bekriegen sich gegenseitig, und KEINER arbeitet was. (Alle Männer kämpfen, die Frauen dürfen aber nicht arbeiten).

Das was die Amis gerade tuhen, ist imho nicht mal so falsch.

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Re: Dritte Welt

#26 Post by linkfinger »

a long posting, isnt it?

@steffen
Dass das Abschaffen aller Religion die Probleme ist schnell dahingesagt. Stimmt aber nicht.

Ich will mal ein provozierendes Sprichwort benutzen: Je weniger ein Mensch weiß, desto schneller, sicherer und endgültiger urteilt er.

Ich denke, dass Du ziemlich schnell, sicher und endgültig geurteilt hast.

Das möchte ich keinesfalls als Beleidigung oder Mißachtung Dir gegenüber verstehen. Es zeigt mir lediglich sehr deutlich, dass überall nur mit Wasser gekocht wird.

Um diese Aussage aufzustellen, mußt Du Wissen über ALLE Religionen haben, du muß sie hinterfragt und kennengelernt haben und dann erkannt haben, dass deren Ziel oder Effekt die Schaffung der benannten Probleme ist.

Das ist meines Wissensstandes aber keinesfalls der Fall. Christen, Moslems wie auch Buddhisten, sogar Hinduisten können in einem Gebot des Friedens bis hin zur Feindesliebe leben, welches der jeweiligen Religion innewohnt. Sie können aber auch im Namen ihrer Götter oder ihres Gottes zum Schwert greifen, was zweifelsohne in der Vergangenheit geschehen ist.

Wer nur das eine aus der Religion nimmt, vergißt, das er seine eigene Religion begründet und diese damit zur Sekte macht. (Sekte kommt von Sektor, also von Teil-Stück). Wer die ganze Religion eines der genannten Weltglauben in sich aufnehmen will und danach leben will, der wird

- keinen anderen töten oder sonstwie peinigen
- helfen, dass es allen auf Dauer besser geht
- Unterdrückung verachten
- den Anderen achten und ehren
- seinen Standpunkt gegen andere gewaltlos abgrenzen

Falls Ihr darauf antworten wollt, dann laßt die Vergangenheit ruhen. Weder die Kreuzzüge, noch die Heiligen Kriege, noch die blutigen Bekehrungen zu Ciceros Zeiten, sind in die heutige Zeit zu portieren.

Der Linkfinger
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Steffen

Re: Dritte Welt

#27 Post by Steffen »

mein letztes Posting war etwas durcheinander, da ich unter zeitdruck stand, sorry.

Ich will auf keinen Fall jemand verurteilen oder diskriminieren, also meine postings nicht falsch verstehen.

@Linkfinger
Nun, das abschaffen aller religionen ist vielleicht etwas krass, aber die gefahr, daß ein "guru" leichtgläubige menschen für seine nicht unbedingt gute sache gewinnen kann, ist imho einfach zu groß.
Du hast recht, ich hab wirklich keine große ahnung von religionen und habe auch nicht viel dafür übrig. Ich finde halt, daß es seltsam ist, daß die intelligenteste spezies auf der welt irgendwelchen tausende jahre alten kritzeleien folgt.

Das wäre ansich nicht tragisch, wenn alle darin stehenden regeln befolgt werden würden, aber jeder sucht sich nur das raus was er für richtig hält.

Im Koran steht glaube ich auch etwas von feindesliebe und ähnliches, aber auch etwas "rassistisches", z.B. daß alle andersgläubigen zu verdammen oder vernichten sind.

Und jetzt eine Frage an ALLE:
Braucht man eine Religion um ein "guter" Mensch zu sein?
Meine Meinung:
Nein, denn es gibt keinen "Gott". Denn wenn es einen geben würde, wäre vieles ganz anders. (Wenn es dann z.B. schlecht wäre, daß die amis afghanistan bombardieren, würden alle ami-flugzeuge unterwegs abstürzen, und die Flugzeugträger würden einfach so versinken.)

Gut, die Abschaffung der Religionen wäre kein Allheilmittel, aber schon mal ein Anfang.

Auf eure Antworten bin ich gespannt.

Gruß

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Re: Dritte Welt

#28 Post by Stormbringer »

ähm ..... Steffen ...... also, Indien als islamischen Staat, noch dazu als eine Diktatur zu bezeichnen, schießt ein ganz klein wenig über die Realität hinaus .... <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/Wilk.gif" border="0" align="middle">
Vorherschende Religion in Indien ist immer noch der Hinduismus, in einigen Bereichen auch der Buddhismus, und selbstredend auch der Islma. Bekannste Vertreter des Islam in Indien sind die Sikh. es gibt aber auch christliche Glaubensgebiete.
Kann es sein, daß Du evtl. Indonesien (Militärregime) gemeint hast?

Gruß
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bakunin
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Re: Dritte Welt

#29 Post by bakunin »

Hi!

@Sulu
> Das Ganze ist aufgrund seiner Jugend halt etwas Schwarz-Weiss geraten.

Aber vielleicht bedeutet Jugend ja manchmal auch nicht Unwissenheit, sondern vorurteilsfreie Beurteilung? Wenn man genau hinschaut (d.h.: vorurteilsfrei hinschaut *grins*), so ist das, was PeterM schreibt, ganz und gar nicht schwarz-weiß (vor allem, weil er nicht in Anspruch nimmt, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben), sondern lediglich in größter Deutlichkeit auf den Punkt gebracht, ohne dabei undifferenziert zu sein. Ich jedenfalls gebe grundsätzlich erst einmal mehr auf die Worte eines Neuntklässlers, der an einer ernsthaften Diskussion interessiert ist, als auf die Worte von jemandem, der einen Diskussionspartner aufgrund seines Alters gleich für dumm erklärt. Damit meine ich nicht dich, Sulu.

@mso
> Aber auch in Afrika gibt es anderes und positiveres als nur Diktatur, Hunger und Aids.

Das ist wohl doch hoffentlich jedem der Anwesenden längst bekannt, oder? *fragend umschau*

> Ihr Aussenminister (ehemaliger Frankfurter Strassenkaempfer) sichert heute den USA die militaerische Unterstuetzung der Deutschen zu.

Als Michail Bakunin sagte, dass alle Arten von besonderen Vorrechten ihre Inhaber korrumpieren, sprach er eine unsterbliche Wahrheit aus, so absolut die Aussage auch klingt. Könnte Fischers Wandel vom Straßenkämpfer zum machtbesessenen Politiker vielleicht auch etwas damit zu tun haben? (Vorsicht, suggestive Frage! <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/TooHappy.gif" border="0" align="middle"> )

Du hast lediglich Recht damit, dass die Welt nicht so einfach ist, wie sich die Grünen das am Anfang vorstellten (und wie Attac-Mitglieder das heute tun). Die Konsequenz, vor der Komplexität der Welt zu resignieren (und damit aufzuhören sie zu analysieren), dabei alle idealistischen Intentionen über Bord zu werfen und brav alle Spiele mitzuspielen (Hallo, Herr Fischer!) ist aber keinesfalls der bessere Weg. Den richtigen Weg benennst du selbst, wenn du sagst:

> Das einzige, was wirklich etwas bringt, und mit dem man auch vor sich selber bestehen kann, ist ein Vorbild geben.

Danke also - und das ist jetzt gänzlich unpolemisch - für diesen Satz!

Cheers,
GNU/Wolfgang

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Re: Dritte Welt

#30 Post by linkfinger »

@Steffen
Die Frage ist nicht richtig gestellt. Deine Frage, ob man eine Religion braucht, um ein guter Mensch zu sein, setzt voraus, dass eine Religion als Ziel einen guten Menschen hat.

*grübelt in sich gekehrt nach* Du solltest eine Definition von "gut" vornehmen. Ich scheitere schon daran.

Meiner Erfahrung nach geht es zumindest der abendländischen christlichen Religion keineswegs darum, durch Anhängerschaft ein guter Mensch zu werden. Es gibt zwar bei den Katholiken den Weg, durch gute Werke "gerecht" zu werden, doch auch hier ist der gute Mensch nicht das Ziel. Bei den Protestanten ist das übrigens anders. Hier hat good old Martin den Spruch geprägt: "Allein durch Gnade".

Den Weltreligionen geht nicht um das hiesige Leben. Also nicht um das Menschsein, sondern um eine geist(l)iche Beziehung zu einem Gott. Also um eine Haltung jenseits dieser Welt. Diese Beziehung ist vom Hiersein abgetrennt. Sonst könnte jeder Humanist z. B. ein Christ sein, was nicht der Fall ist, weil der Humanismus nur ein Teil des Christseins darstellt, wenn man so will.

Wenn Du also als Ziel Deines Lebens dir gestellt hast, ein guter Mensch zu sein, dann brauchst Du dafür keine Religion. Dann reicht es aus, wenn Du Humanist bist.

Deshalb ist Deine Frage nicht korrekt.

*grübelt sinnend vor sich hin* Diese Haltung bei den Fanatikern würde wohl in der Tat die Welt insgesamt friedlicher machen.

Im übrigen denke ich, daß Religion eh nicht das non plus ultra ist. Der Glaube ist viel wichtiger, denke ich. Zumindest unterscheide ich da sehr strikt.
Differences between "god" and "root"? One made ya, the other your OS!

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