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Mi, 11. Juni 2014, 13:46

Gesellschaft::Politik/Recht

Bradley Kuhn: Beitragsvereinbarungen sind überflüssig

Bradley M. Kuhn, der Präsident der Software Freedom Conservancy und Vorstandsmitglied der FSF, hat Beitragsvereinbarungen (Contributor Licensing Agreements, CLAs) generell als überflüssig bezeichnet und rät allen Projekten von ihrer Verwendung ab.

Bradley M. Kuhn

Bradley M. Kuhn

Bradley M. Kuhn

Mit seinem aktuellen Blog-Eintrag macht Kuhn einmal mehr seine Ablehnung von Beitragsvereinbarungen klar, wie sie von manchen freien Projekten gefordert werden. Er steht damit auch im Widerspruch zu Canonical und zum Projekt Harmony, das im Mai 2010 von Canonicals leitender Rechtsberaterin Amanda Brock ins Leben gerufen worden war und vor drei Jahren Musterformulare für solche Vereinbarungen veröffentlichte. Schon zuvor hatte Kuhn Harmony als schädlich bezeichnet.

Eine CLA ist allgemein ein formaler Vertrag zwischen einem Beitragenden zu einem Projekt und dem Projekt selbst, das durch eine gemeinnützige Organisation, eine Allianz oder ein einzelnes Unternehmen vertreten werden kann. In sehr seltenen Fällen ist das Projekt eine Einzelperson. In ihr sichert der Beitragende zu, dass er seinen Beitrag unter eine für das Projekt akzeptable Lizenz stellt und (wo anwendbar) Patentlizenzen erteilt.

Damit wird laut Kuhn die Verantwortung für Copyright- und Patentverstöße auf den Beitragenden abgewälzt. Da aber keine Organisation prüfen kann, ob die Angaben des Beitragenden der Wahrheit entsprechen, haben die Angaben überhaupt keinen Sinn. Insbesondere kann niemand die Recherche für betroffene Patente betreiben. Patentverstöße sind damit unvermeidbar, aber in fast allen Fällen unabsichtlich.

Von Vorteil kann eine CLA sein, wenn sie von einem Unternehmen kommt, das Patente in dem betroffenen Bereich hält. Wäre eine CLA nicht mit diversen Nachteilen verbunden, würde Kuhn aus diesem Grund CLAs befürworten. Doch die Nachteile wiegen für ihn schwer: Sie schaffen eine Bürokratie, die Beiträge erschwert und letztlich doch sinnlos ist. Während es theoretisch möglich ist, dass die Beteiligten über die genauen Konditionen feilschen, werden die Beitragenden in der Praxis dazu gebracht, zu unterzeichnen, ohne das Kleingedruckte zu lesen. Solche Tricks »wie bei Autohändlern«, so Kuhn, sollte ein freies Projekt vermeiden.

Die Software Freedom Conservancy hat laut Kuhn in den letzten Jahren gründlich analysiert, was ein Projekt wirklich an Vereinbarungen benötigt, um zu gedeihen. Das Ergebnis ist sehr einfach: Nichts außer einer klaren Aussage des Beitragenden, unter welche Lizenz er seinen Beitrag stellt. Der Rechtsanwalt Richard Fontana fand dafür den Begriff »inbound=outbound«. Steht das Projekt unter einer Lizenz, die klar formuliert ist, ist keine weitere Erklärung nötig. Die Conservancy empfiehlt Lizenzen, die darüber hinaus eine starke Patentvereinbarung enthalten, wie die GPLv3 oder Apache 2.0.

Unabhängig davon empfiehlt die Conservancy allerdings, dass ein System verwendet wird, bei dem der Beitragende klar kennzeichnen kann, dass er der Urheber eines Beitrags ist und ihn unter die geforderte Lizenz stellt. Die empfohle Vorgehensweise ist das »Developer Certificate of Origin (DCO)«, das im Linux-Kernel erstmals angewandt und seither ein wenig formalisiert wurde. Doch viele Projekte kommen auch ohne DCO aus.

Das Fazit Kuhns bleibt unverändert: Beitragsvereinbarungen sind viel Getue um nichts, schaden mehr als sie nützen und sollten daher nicht verwendet werden.

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