Linux-Distributionen für spezielle Fälle: Eine kleine Auswahl
Parted Magic: Partitionierungs-Legende Gparted an Bord
Parted Magic hat sehr bescheidene Hardware-Anforderungen: Eine CPU mit 300 MHz und 256 MB Speicher sind bereits ausreichend. Das Live-System bringt nebenher auch einen Webbrowser und Dateimanager mit, im Zentrum aber steht der Partitionierer Gparted, der gleich nach dem Booten automatisch geladen wird.
Die Darstellung der Laufwerke und Partitionen ist Linux-typisch, aber für Windows-Benutzer ungewohnt: Die Datenträger werden über Ihre Gerätedatei benannt – die erste Festplatte /dev/sda
, die zweite /dev/sdb
. Partitionen auf den physischen Festplatten erhalten nachfolgende Nummerierung als /dev/sda1
, »/dev/sda2«, /dev/sdb1
, /dev/sdb2
und so fort. Logische Partitionen werden mit Zahlen ab »5« gekennzeichnet.
Nach der Auswahl der Festplatte über die Liste rechts oben lässt sich die gewünschte Partition markieren und dann beispielsweise über den Menüpunkt
bearbeiten. Bei gedrückter Maustaste können Sie dazu die rechte Begrenzung im Balkendiagramm verschieben oder im Feld den Wert eingeben.Besonderheiten: Beachten Sie, dass Gparted alle Aktionen in einer To-do-Liste sammelt, aber erst dann realisiert, wenn Sie dies mit
explizit anfordern.
Hermann Apfelböck
Redo Backup: Das Klon-System ist die kleine hübschere Schwester von Clonezilla. Es verzichtet auf Profi-Funktionen und richtet sich mit grafischer Oberfläche an normale Anwender
Clonezilla und Redo Backup: Partitionen kopieren
Clonezilla, aktuell in Version 2.2.1-25, ist mit einem ISO-Image von circa 130 MB schnell bezogen und auf ein bootfähiges Medium kopiert. Das Live-System beherrscht alle verbreiteten Windows-, Mac- und Linux-Dateisysteme wie Ext[x], Btrfs, ReiserFS, XFS, JFS, FAT, NTFS und HFS+. Als Speicherort für das Image kommen interne oder externe Festplatten, USB-Sticks oder Netzwerkfreigaben in Betracht. Clonezilla ist gegenüber Redo Backup das deutlich umfangreichere Werkzeug, aber seine Bedienung mit archaischen Menüs im Textmodus eignet sich nur für erfahrene Nutzer, die mit Linux-Laufwerksbezeichnungen und Backup-Terminologie vertraut sind.
Das benutzerfreundlichere Redo Backup bietet zwar nur eine Teilmenge der Clonezilla-Funktionen, aber die fundamentalen Klon-Aufgaben erledigt es genauso gut, und das unter einer komfortablen Oberfläche. Da Redo den Browser Chromium, das Datenrettungs-Tool Photorec und den Partitionierer Gparted mitbringt, taugt es zugleich als allgemeines Notfallsystem. Im Zentrum steht aber wie bei Clonezilla das Klon-Tool Partclone, das beim Systemstart auch gleich automatisch geladen wird:
Nach Klick auf
folgt die Auswahl des Quell-Laufwerks, von dem Partitionen gesichert werden sollen, danach die der zu sichernden Partition(en). Redo packt dabei komplette Linux-, Mac- oder Windows-Partitionen in eine Sicherungsdatei, die Sie später mit der Option zurückschreiben können. Als Zielorte für die Backup-Images kommen lokale Datenträger, aber auch Windows-Freigaben und FTP-Server in Betracht. Das Klonen kompletter Festplatten beherrscht Redo Backup allerdings nicht.
Hermann Apfelböck
Mediencenter XBMC: Die Medienzentrale kann als Software unter Linux, Windows und Mac-OS arbeiten, ist aber auch als eigenständiges System Xbmcbuntu verfügbar
XBMCbuntu: Mediencenter und Medienserver
Für Linux gibt es XBMC in zwei Varianten: Auf einem gut ausgestatteten PC kann XBMC als Software-Paket laufen. Damit bleibt der PC auch für andere Aufgaben benutzbar. XBMC steht in den Paketquellen vieler Distributionen zur Verfügung und kann etwa unter Ubuntu mit
sudo apt-get install xbmc
nachinstalliert werden.
Die kompromisslose Variante ist das Spezialsystem Xbmcbuntu (siehe »XBMCbuntu« unter http://xbmc.org/download/). Sie hat den Nachteil, dass Sie damit den PC nur noch als Mediencenter nutzen können oder für andere Aktivitäten umbooten müssen. Sie hat den weiteren Nachteil, dass Änderungen etwa bei den Netzwerkeinstellungen den manuellen Eingriff in Konfigurationsdateien auf der Konsole erfordern.
Ob als Software oder als System: In jedem Fall wird der Rechner mit XBMC zur unschlagbaren Medienzentrale. Wir können in diesem Rahmen nur das Wichtigste andeuten:
Nach der Installation aktivieren Sie über
die nötigen Funktionen: Unter UPnP macht die Option XBMC zum Streaming-Server, mit kann es Medien von anderen UPnP-Servern abspielen.Unter
aktivieren Sie den eingebauten Webserver, wonach XBMC über den Browser von jedem Netzwerkgerät gesteuert werden kann, sofern Sie zusätzlich die Option einschalten. Diese Option dient ausschließlich der Fernsteuerung: Der Client-Rechner spielt also die im Browser angezeigten Medien nicht selbst ab, sondern am XBMC-Rechner.Der Dienst
ermöglicht die Remote-Steuerung über Smartphones und Tablets. Es genügt dort die erste Option , um das XMBC im eigenen LAN mobil steuern zu können.Add-ons für Webdienste: Die Projektseite xbmc.org bietet zahllose Add-ons, die Sie in XMBC über einbinden. Das Angebot reicht von XBMC-Optimierungen wie Skins zu Cover- und Songtextdiensten, Radiostationen bis hin zu Videoportalen und Mediatheken. Das erweitert das lokale Medieninventar um ein riesiges Musik-, Film- und Nachrichtenangebot. Installierte Add-ons finden Sie unter der jeweiligen Kategorie wie »Musik« oder »Video«. Nach Rechtsklick auf ein Add-on und mit der Option können Sie die Module konfigurieren oder auch wieder deinstallieren.
Zwei weitere Empfehlungen im Steckbrief
Auf PCs mit UEFI-Firmware benötigt das System zum Booten Bios-Kompatibilität. Ferner sollte auf Windows-8-Rechnern im Bios »Secure Boot« deaktiviert werden.
Linux-Live-System für (Un-)Sicherheitsexperten: Kali Linux 1.0.6 liefert auf drei GB ein umfassendes Arsenal zum Abklopfen von Sicherheitslücken. Seriöserweise nutzen Administratoren und Sicherheitsexperten das professionelle Werkzeug, aber vice versa sind Systeme wie Kali auch als »Hacker-DVD« verrufen.
Dieser Artikel stammt von unserem Kooperationspartner PC-WELT.