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Mi, 15. Juni 2005, 00:00

Vom FISL zum LinuxTag

Fórum Internacional Software Livre in Porto Alegre

  1. Das Projekt PC Conectado von der Regierung. Dieses Projekt sieht die Finanzierung von mehr als einer Million Computern für Bürger mit niedrigem Einkommen vor, die mit finanzieller Unterstützung der Regierung bereitgestellt werden. Die Community denkt sehr optimistisch über dieses Projekt, schon weil die Computer exakt 100% freie Software beinhalten werden.
  2. Die Gründung des Projektes Free Software Foundation Latin America. Eine Gruppe von Personen arbeitete in den letzten sechs Monaten an der Schaffung einer politischen und philosophischen Basis welche, in der nahen Zukunft, die FSFLA werden wird. Auf dem FISL wird dieses Projekt öffentlich der Community vorgestellt, zusammen mit der Präsentation der Ziele dieser Organisation, welche auch die Stärkung des internationalen Netzes von FSFs beinhaltet, das bereits mit drei Schwesterorganisationen aufwarten kann: Europa, Vereinigte Staaten und Indien.
  3. Das zweite Treffen zum Thema Frauen und freie Software, organisiert vom Projekt PSL-Mulheres, ist ein Parallelereignis zum FISL mit dem Ziel, Fragen zur Respektierung femininer Teilnahme an Technologien zu debattieren. Dieses Jahr zählen wir bereits sechs Vorträge zu diesem Thema während des FISL. Die Idee ist es, Erfahrungen auszutauschen, die zweite Version einer Umfrage durchzuführen und auch Planungen darüber, was getan werden kann, damit Frauen sich aktiver an freier Software beteiligen.

Die großen Debatten, die zur Zeit hier in Lateinamerika stattfinden, sind diejenigen, die in Zusammenhang mit der Annahme freier Software durch Regierungen stehen, was tatsächlich im großen Stil passiert. Die Community, zumindest hier in Brasilien, versucht so weit wie möglich sich in diese Projekte einzubringen, und die Kommunikationswege, die wir mit den Entscheidungsträgern in der Regierung haben, sind sehr gut und offen. Die Regierung verhält sich wie ein Teilhaber der Community, und das scheint ein gutes Beispiel zu sein, dem man folgen sollte.

Mit dem Herannahen des Weltgipfels der Informationsgesellschaft (WSIS) treten nun andere Themen in den Diskussionskreis der Community in Brasilien ein, wie Softwarepatente und allgemein geistiges Eigentum. Zu diesen Themen gibt es zum FISL ebenfalls Vorträge.

Ein anderes Thema, welches diskutiert wird, ist Java. Dieses Jahr wird die zweite Javali stattfinden, das Treffen der freien Java-Entwickler. Dieses Treffen findet statt, um sich auszutauschen und sich artikulieren zu können über die freien Java-Implementierungen und die Lösungen, die es für Entwickler gibt, die mit dieser Technologie arbeiten möchten, aber anstelle von proprietärer Software, die es in großer Zahl auf dem Markt gibt, eine freie Alternative bevorzugen. Große Namen der Java-Community, sowohl national als auch international, werden zu diesem Event da sein, welches ebenfalls zusammen mit dem FISL stattfinden wird.

Zusätzlich gibt es noch einen akademischen Workshop, in dem brasilianische Universitäten Projekte vorzeigen, die mit freier Software erstellt wurden. Dieses Jahr wird der Workshop international ausgerichtet sein, damit zusätzlich zu den hiesigen Universitäten auch weitere teilnehmen können.

Josef Spillner: Wie hoch ist der Grad der Nutzung freier Software unter Endnutzern tatsächlich? Was kann getan werden, um noch mehr freie Systeme einsetzen zu können?

Fernanda Weiden: Ich glaube, dass Bildung fehlt. Die Leute haben kein Bild von den Konsequenzen von Software in ihrem Leben. Sie wissen nicht um die Wichtigkeit, im digitalen Zeitalter auch die Freiheit zu betonen, weil das alles speziell hier in Brasilien sehr neu ist, und gerade einmal 10% der Bevölkerung Zugang zum Internet zuhause hat. Damit also die Personen über die Wichtigkeit der Einführung freier Software Bescheid wissen, muss sichergestellt werden, dass diese Punkte geklärt werden, und die Leute ein Gespür dafür entwickeln, dass freie Software immer wichtiger in unserem Leben wird, und dass wir das Recht haben, sie zu nutzen, zu verändern, und weiterzuverteilen, sie also in diesem neuen Kontext aktiv nutzen können.

Josef Spillner: Reden wir ein wenig über deinen Vortrag hier zum LinuxTag. Kannst du dazu schon ein paar inhaltliche Hinweise verraten?

Fernanda Weiden: Eine der Aktivitäten, auf die ich mich in der freien Software-Community konzentriere, ist die digitale Einbeziehung von Frauen. Als ich begann, mich für Computer zu interessieren, waren alle meine Mitstreiter Männer gewesen. Das hat mich nie gestört, um die Wahrheit zu sagen. Aber mit fortschreitender Zeit wurde ich neugierig über den Grund des Fehlens von Frauen auf dem Gebiet der Informatik. Und ich begann regelrecht, sie zu suchen. Natürlich habe ich einige getroffen, denn auch wenn man denkt sie existieren nicht - sie existieren doch! - aber sie nahmen nicht aktiv an den Communities teil.

Nachdem ich mich zuerst einmal in einer GNU/Linux-Usergroup betätigte und gleich darauf die Gründung des Projektes PSL-Mulheres in Angriff nahm, wurde die Frage nach dem Fehlen der weiblichen Teilnahme an Technologien einer der Hauptpunkte meiner Arbeit.

Nach dem Durchsuchen von Archiven begann ich festzustellen, dass es tatsächlich schon immer Frauen auf dem Gebiet der Informationstechnologie gegeben hat, wie heute auch, aber sie nie die ihnen zustehende Beachtung bekommen haben, was sehr traurig ist. Außerdem führten kulturelle Gründe dazu, dass viele Frauen nie an Nutzergruppen teilnahmen, sich nie für bedeutende Posten beworben haben und auch nie in technische Diskussionen verwickelt wurden, aufgrund von Unsicherheit und weil sie ihre eigenen Fähigkeiten unterschätzten.

Und schließlich haben Frauen zumindest außerhalb der Technologiewelt oft keinen Zugriff auf Computer, kennen keine Technologie und interessieren sich meist nicht dafür. Nachdem ich mit der UNESCO Montevidéu und anderen Frauen zusammen an der Eröffnung eines Telecentros für Frauen arbeitete, merkte ich, dass die Mehrheit der Schülerinnen in den ersten Stunden sagte, dass sie Computer nicht mögen. Nach einigen weiteren Stunden jedoch begannen sie zu merken, wie sie ihre Grenzen überwunden hatten, und von da an sich den Geräten annähern konnten. Also hatten sie sich schon dafür interessiert, aber es war ihnen peinlich, nicht zu wissen, wie sie anfangen sollten.

Also habe ich meine Erfahrungen und meine Materialien über das Thema zusammengefasst für einen Vortrag, der die geringe Teilnahme von Frauen auf technologischen Gebieten zu erklären versucht, und was Frauen in der freien Software-Community alles tun, um dies zu ändern.

Josef Spillner: Vielen Dank für das Interview, und sei im Juni in Deutschland willkommen.

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