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Mi, 19. Juli 2006, 00:00

Nachgefragt! MySQL-Geschäftsführer Mårten Mickos

Von ThomasS

Leserfrage: Kennen Sie dieses, inzwischen fast schon legendäre, Statement auf der PostgreSQL-Liste und wenn ja, mussten Sie darüber schmunzeln?

Mårten Mickos: Ich finde daran nichts Besonderes. Postgres ist eine gute Datenbank, aber eben nicht für alle Fälle geeignet. MySQL ist eine gute Datenbank. Warum sollten Postgres-Leute nicht MySQL in Bereichen verwenden, in denen MySQL die Nase vorn hat? Das ist für mich keine Schwäche, sondern eine Stärke der PostgreSQL-Community. Es ist ein Zeichen der Stärke der Open-Source-Community allgemein. Bedenken Sie, dass die eigentlichen Konkurrenten geschlossene Datenbanken sind.

Leserfrage: Welche Zukunft hat MaxDB, insbesondere da MySQL selber immer umfangreicher wird? Macht es aus Ihrer Sicht nicht langsam Sinn, die Projekte zu verschmelzen?

Mårten Mickos: MaxDB hat eine loyale und wachsende Nutzerschaft im SAP-Ökosystem, d.h. bei SAP-Kunden. Wir glauben daher, das MaxDB ein langes Leben auf dem Markt beschieden sein wird. Gewiss, es ist nicht die populärste Datenbank weltweit, aber es ist eine sehr leistungsfähige OLTP-Datenbank für alle Einsatzbereiche mit hohen Last-Anforderungen.

Leserfrage: Welche Bedeutung hat der MySQL-Port für Windows?

Mårten Mickos: Die Bedeutung des Windows-Ports ist immens! Viele Leute entwickeln unter Windows und setzen ihre Applikationen dann unter Linux ein, einige setzen sie auch unter Windows ein. Wir sind überzeugte Anhänger von Open Source, aber wir sind nicht Anti-Closed-Source. Microsoft hat mit Visual Studio eine gute Entwicklungsumgebung für Programmierer geschaffen, warum sollte MySQL dann nicht auch Windows unterstützen?

Leserfrage: Verstärkt durch den Erfolg der Open-Source-Datenbanken bieten inzwischen alle großen Hersteller eine kostenfreie bzw. günstige Version ihrer Datenbanken an. Warum sollte der Anwender trotzdem zu MySQL greifen und wie differenziert sich MySQL AB von den Angeboten der Mitbewerber?

Mårten Mickos: Das ist eine Frage, die eigentlich eine ausführliche Antwort verlangen würde. Kurz, MySQL bietet überlegene Leistung und Skalierbarkeit, ohne dabei zu schwierig in der Bedienung oder unerschwinglich teuer in der Anschaffung zu sein. Wir haben in MySQL keine eingebauten Nutzungsbeschränkungen, man bekommt immer das voll funktionsfähige Produkt. Wenn Sie die Express-Edition geschlossener, kostenloser Datenbanken nutzen, dann werden Sie früher oder später an eine gewollte Begrenzung stoßen. Sie werden dann zu einem aufwändigen und teuren Prozess genötigt sein, den die betreffenden Hersteller »Upgrade« nennen.

Leserfrage: MySQL entwickelt sich immer mehr zum »Problem« für etablierte Datenbankanbieter, insbesondere für Oracle. Spürt MySQL AB diesen Druck und wie glauben Sie, diesem dauerhaft standhalten zu können?

Mårten Mickos: Wenn Oracle tatsächlich Probleme haben sollten, dann sind dies hausgemachte Schwierigkeiten. Wir entwickeln eigentlich nur die schnellste und modernste Datenbank der Welt, und dafür stehen wir nach unserer Überzeugung bereits hoch in der Gunst unserer Kunden/Nutzer. Mit 50.000 Downloads pro Tag haben wir bereits eine größere Nutzerbasis als Oracle.

Leserfrage: Könnte sich MySQL AB eine strategische Partnerschaft mit einem finanzstarken Partner (z.B. Google) vorstellen?

Mårten Mickos: Gute Frage. Partnerschaften sind eine unserer Strategien, wie Sie an unseren Partnerschaften mit SAP, DELL, HP, Unisys, Novell, Red Hat, Business Objects, Intel und anderen Herstellern erkennen können. Könnten wir eine Partnerschaft mit Google eingehen? Auf jeden Fall! Dazu sollten Sie aber wissen, dass Google bereits Großkunde bei uns ist.

Leserfrage: Welche Anwendungsbereiche eignen sich derzeit noch nicht für den Einsatz von MySQL?

Mårten Mickos: Alle Bereiche, in denen Sie eine schwerfällige und kompliziert zu konfigurierende Datenbank benötigen, die dazu noch einen Haufen Geld kostet.

Leserfrage: Ist es ein Ziel von MySQL, auch irgendwann in Highend-Benchmarks wie den TPC-Benchmark-Toplisten vertreten zu sein und wenn ja, wann?

Mårten Mickos: Wir führen bereits Highend-Benchmarks durch. Schauen Sie sich nur unsere letzte gemeinsame Presseerklärung mit Sun an, die sich auf den SPECjAppServer2004-Test bezog. Ich glaube nicht, dass wir TPC-Tests machen werden, da diese schon vor langer Zeit, unter anderem mit der Absicht, die Interessen der Hersteller zu schützen, entworfen wurden. Heutige OLTP-Tests testen in ganz anderen Last-Dimensionen, die von TPC-Emulationen gar nicht erfasst werden.

Leserfrage: Welches Betriebssystem wird auf den Rechnern von MySQL AB hauptsächlich verwendet?

Mårten Mickos: Linux, Windows, Mac OS X, Unix.

Zu guter Letzt sollte sich Mårten Mickos eine weitere Frage überlegen, die er dann selbst beantworten sollte. Also:

Frage: Wie kann man zu MySQL beitragen?

Mårten Mickos: Nur durch das Herunterladen und Ausprobieren trägt man bereits zu MySQL bei. Jeder neue Nutzer fügt MySQL einen Wert hinzu, sei es in der Form eines Fehlerberichts oder eines Blogs darüber, wie man MySQL einsetzt oder durch die Schaffung einer Website, die auf MySQL läuft (wie z.B. largestonlinestadium.com). Wenn Sie erfolgreich ein Geschäft mit MySQL aufziehen, machen Sie uns auch erfolgreich, wie sich leicht an den Beispielen OpenBC.com und Spreadshirt.de zeigen lässt. Sie können auch ein Tool oder eine Erweiterung für MySQL entwickeln.

Vielleicht gehören Sie zu den wenigen Entwicklern, die sich mit den Interna von Datenbanken auskennen und auf gute Performance setzen. In diesem Fall würden wir natürlich gerne von Ihnen hören. Wir suchen und stellen die besten Datenbank-Programmierer aus aller Welt ein. Diese können dann von zu Hause aus arbeiten, wo immer sie auch leben mögen.

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