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So, 19. September 2004, 00:00

Linux-Kongress 2004 in Erlangen

Freitag, 10.9.2004

Ich wachte rechtzeitig auf (auf dem Nachtisch stand ein Radiowecker, doch ich war gar nicht auf die Idee gekommen, ihn einzuschalten) und ging gegen 8 Uhr hinüber zum Frühstück. Eine Stunde später checkte ich aus und machte mich auf zu einer weiteren Orientierungsfahrt. Ich war schon wieder am Verzweifeln, da sich kein Hinweisschild zum Uni-Campus fand, bis ich auf die Straße stieß, auf der ich am Tag zuvor von der Autobahn zum Campus gefahren war. Der Rest des Weges war kein Problem.

Der zweite Kongress-Tag

Jon »Maddog« Hall in Aktion

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Jon »Maddog« Hall in Aktion

Es ging los mit der Keynote von Jon »Maddog« Hall von Linux Intergalactical (LI). Linux Intergalactical? Genau, die Nachfolgeorganisation von Linux International, die sich im Jahr 2098 darum bemüht, die Geschichte freier Software aufzuarbeiten. Jon Hall erzählte in eindringlichen Worten davon, daß die Software nun wieder den Usern gehöre, was aber zumindest zwischen 1980 und 2010 nicht der Fall war. Er erläuterte, wie es zum großen Börsencrash von 2010 kam, der das Ende von Microsoft, IBM und all den anderen Konzernen bedeutete. Diese Konzerne waren im Jahr 2010 wegen Verstößen gegen Milliarden von Softwarepatenten, gehalten von Chinesen und Indern, verklagt worden. Es war ein unterhaltsamer und Optimismus einflößender Vortrag und eines der Highlights des Kongresses.

Nun schaute ich mir den Vortrag von Kurt Pfeifle über NX an, den ich auf dem LinuxTag verpaßt hatte. Er führte NX live vor, räumte mit Vorurteilen auf, zum Beispiel damit, daß NX nicht frei sei, und machte klar, daß NX eine große Zukunft haben wird. Ganz klar ist es in jeder Hinsicht besser als VNC.

Nach der Kaffeepause ging es weiter mit »NFS: The Greatest Networked File System« von Olaf Kirch. Der Titel war offenbar ironisch gemeint, denn die Schwächen von NFS sind allgemein bekannt. Doch allgemein einsetzbare Alternativen sind nur wenige vorhanden. Vielleicht könnte CIFS einmal eine Alternative werden, doch das bleibt abzuwarten. Von NFSv4 zeigte sich Kirch jedenfalls wenig beeindruckt. Seine Empfehlung für den Moment war, NFSv3 über TCP einzusetzen. Amüsant war, daß jede von Kirchs Folien mit einer anderen Interpretation des Akronyms NFS übertitelt war: »Nightmare File System«, »Not Fully Serviceable« und so weiter.

Die nächsten beiden angebotenen Vorträge, »Journalled Quota« und »The kexec Way to Lightweight Reliable System Crash Dumping« ersparte ich mir mangels Interesses. Nach dem Mittagessen in der Mensa (diesmal akzeptabel, aber trotzdem relativ teuer) ging es weiter mit »mISDN - a modular ISDN driver stack« von ISDN-Veteran Karsten Keil. Ein kompletter Rewrite des seit Kernel 2.0 bestehenden ISDN-Stacks war wirklich überfällig und wird nun allmählich Realität. Eingeschlossen eine breitere Hardware- und Protokollunterstützung und natürlich CAPI, was in der Anfangszeit des ISDN-Treibers noch nicht möglich war. Leider brachte der Referent kaum mehr rüber, als auf den Folien stand. Jemand sollte ihn mal in einen Kurs über guten Vortragsstil stecken.

Komplete Konfusion Kuiz

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Komplete Konfusion Kuiz

Auf die beiden nachfolgenden Vorträge »Cluster Snapshot Block Device« und »Persistent device names with udev« verzichtete ich wiederum. Nun war der ernsthafte Teil der Konferenz vorüber, denn nach der Kaffepause stand nur noch das »Komplete Konfusion Kuiz« auf dem Plan, ein unterhaltsames Ratespiel, das dem »großen Preis« nachempfunden ist und vor zwei Jahren bereits einmal auf dem Kongress gespielt wurde. Jos Visser und sein »Assistent« Jos Vos führten auf spontane und humorvolle Weise durch die vier Runden. Die Sieger der ersten drei Runden trafen im Finale auf den Titelverteidiger Ted Ts'o, der sich wiederum souverän ganz vorne plazierte. Vor allem sein Wissen über die Abartigkeiten der Sendmail-Konfigurationsdatei brachte ihm viele Punkte ein, obwohl er sich nach eigenen Angaben seit fünfzehn Jahren nicht mehr damit beschäftigt hatte.

Abreise

Nun war es Zeit, sich allmählich zu verabschieden. Die Heimfahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ich konnte mir Zeit lassen, machte nur eine kurze Pause zum Tanken und kam gegen 21.30 Uhr zuhause an. Dort brachte ich mich informationstechnisch auf den neuesten Stand und ließ den Tag allmählich ausklingen.

Fazit

Wie in jedem Jahr hatte der Linux-Kongress den Entwicklern wieder einiges zu bieten und dürfte keinen enttäuscht haben. Die Teilnehmerzahl lag mit etwa 235 dennoch recht niedrig. Das ist irgendwie schade, auch wenn die GUUG dennoch recht zufrieden ist. Doch wäre es schön, wenn sich der steigende Einsatz von Linux auch in mehr Entwickler-Interesse niederschlagen würde. Für einige sind sicher die Kosten ein Hinderungsgrund, zum Kongress zu kommen. Dazu kann ich nur sagen, daß man als GUUG-Mitglied und bei Ausnutzung des Frühbucher-Rabattes diese Kosten im Prinzip ignorieren kann. Dann sind Fahrt- und Übernachtungskosten der dominierende Faktor, und die hat man auch, wenn man zu einer kostenlosen Veranstaltung fährt.

Dazu kommen noch die zahlreichen anderen Konferenzen, die in den letzten Jahren hochgezogen wurden und natürlich auch Publikum abziehen. Dennoch ist der Linux-Kongress eine der drei wichtigsten Konferenzen weltweit, wenn es um Kernel- und Systemprogrammierung unter Linux geht. Die anderen beiden sind die linux.conf.au in Australien und das Ottawa Linux Symposium.

Die Webseiten des Kongresses werden auf absehbare Zeit online verfügbar sein. Leider weiß ich nicht, ob die Unterlagen zu den Vorträgen zum allgemeinen Download bereitgestellt werden. Letztes Jahr war dies in Betracht gezogen worden, doch finden konnte ich die Unterlagen nicht. Auf den Homepages der einzelnen Referenten kann man mit etwas Glück fündig werden. Wer lieber etwas Gedrucktes in der Hand haben will, kann die Unterlagen, die fast alle Vorträge enthalten, unter der ISBN-Nummer 3-86541-058-8 im Buchhandel bestellen (siehe nachfolgenden Link).

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