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Di, 15. Dezember 2009, 00:00

Erfahrungsbericht zum Wacom Bamboo

Stifttabletts unter Linux

Die Funktionstasten des Wacom

Gabriel Böhme

Die Funktionstasten des Wacom

Express Keys

Ein weiterer und etwas heikler Punkt (zumindest wenn man die Belegung ändern möchte) der Tabletts sind die sogenannten Express Keys. Diese werden in Distributionen, die die xorg.conf nutzen, dort eingetragen und konfiguriert. Das sollte auch mit dem »wacomcpl« (enthalten im Paket »wacom-tools«) gehen, nur eben grafisch.

Wer eine Ubuntu Distribution ab 8.10 verwendet, hat allerdings ein Problem: Hier laufen diese Einstellungen über HAL. Wer die Belegung von Funktionen per HAL vornehmen möchte, muss dazu eine neue *.fdi-Datei anlegen (in Ubuntu unter /etc/hal/fdi/policy), außerdem sollte der Aufbau und die Funktionsweise bekannt sein; wer dieses Wissen nicht mitbringt, wird es etwas schwer haben, zumal sich kaum Tutorials oder Anleitungen dazu finden.

Im Netz liest man immer wieder, dass man sich per »xsetwacom« behelfen kann, einem kleinen Programm, welches in der Konsole arbeitet und mit welchem die Einstellungen ebenfalls getroffen werden können.

Zur Hilfe nun eine kleine Anleitung, Schritt für Schritt:

An erster Stelle steht das Anstecken des Wacom und das Öffnen einer Konsole, danach lässt man sich in Konsole durch den Befehl xinput list alle Eingabegeräte anzeigen, die mit dem Rechner verbunden sind. Darunter sollten mehrere Einträge zu Wacom erscheinen, in unserem Fall interessiert uns der Eintrag, welcher das Wörtchen Pad enthält, in meinem Fall also »Wacom Bamboo pad«. Da auch die Groß- und Kleinschreibung wichtig ist, kopiert man sich den Namen zur Sicherheit besser.

In meinem Fall habe ich einfach alle vier Tasten mit Programmen belegt. Leider lassen sich diese nicht direkt eintragen, womit jeweils Tastenkombinationen für die Programme nötig werden. Dies lässt sich zum Beispiel in KDE per Rechtsklick auf das K-Menü unter dem Punkt Menü-Editor erledigen, so wäre für Gimp z.B. [Strg] + [G] denkbar, für Xournal anstelle von [G] ein [X]. In Gnome ist sicherlich eine ähnliche Vorgehensweise möglich. Wenn man dies erledigt hat, kann man auch direkt damit beginnen, mit »xsetwacom« die Tasten zu belegen.

Der nächste Schritt führt uns wieder in die Konsole, dieses Mal arbeitet man mit dem Befehl »xsetwacom«. Die genaue Funktionsweise und eine Liste aller Funktionen, inklusive vieler Beispiele findet sich auf der Website des Linux Wacom Project unter HOWTO.

So würde der Befehl für GIMP lauten:

xsetwacom set "Wacom Bamboo pad" Button1 "core key ctrl g"

Welche Nummer die einzelnen Tasten haben, lässt sich schnell durch Probieren herausfinden.

Leider gibt es ein Problem: Die Einstellungen werden zwar übernommen und funktionieren tadellos, jedoch werden sie nicht gespeichert, was bedeutet, dass sie nach einem Neustart wieder verloren sind. Abhilfe schafft hier ein einfaches Skript, welches die Befehle beinhaltet und in den Autostart gelegt wird. Ein Skript mit Einträgen für MyPaint, Xournal, Digikam und GIMP könnte so aussehen:

#/bin/bash
xsetwacom set "Wacom Bamboo pad" Button1 "core key ctrl m"
xsetwacom set "Wacom Bamboo pad" Button2 "core key ctrl x"
xsetwacom set "Wacom Bamboo pad" Button3 "core key ctrl d"
xsetwacom set "Wacom Bamboo pad" Button4 "core key ctrl g"

Fazit

Wer sich einmal dazu durchgerungen hat, sein Geld in ein Stifttablett zu investieren, wird es nie wieder hergeben wollen. Nicht nur, das es enormen Spaß macht, damit herum zu probieren, Kritzeleien zu machen, fix ein Bild zu zeichnen oder Skizzen anzufertigen ­ auch das Arbeiten mit einem solchen Brettchen ist sehr praktisch. Dabei reichen die Möglichkeiten nicht nur zum einfachen Maus-Ersatz, auch das Aufschreiben von kleinen Notizen oder ganzen Texten ist möglich, das sehr genaue Bearbeiten von Fotos genauso wie das Zeichnen professioneller Bilder. Anmerkungen und Notizen in PDF-Dokumenten sind weitere Varian- ten, sein kleines (oder großes) Tablett zu nutzen.

Wer Windows oder Mac, aus welchen Gründen auch immer, nutzen muss, wird keinerlei Probleme mit der Einbindung haben. Viel erfreulicher ist es aber, dass sich auch die Nutzung unter Linux fast als Kinderspiel herausstellt. Die Einbindung erfolgt dank Linux-Treiber vollkommen automatisch. Auch die Express-Tasten sollten zumindest theoretisch irgendwie belegt sein; wer die Einstellungen nun aber ändern möchte, muss etwas Hand anlegen und die Konsole bemühen. Das ist zwar nicht ganz so leicht wie in Windows, bringt aber die Möglichkeit mit, wirklich jede Einstellung bis ins letzte Detail vorzunehmen ­ von der Tastenbelegung bis zu Stiftmodi und Druckstufeneinstellungen.

Nach nun fast einem Monat mit einem Wacom Bamboo bin ich noch immer höchst zufrieden und habe viel Spaß damit. So sind schon einige Fotoarbeiten entstanden, Gruß- und Einladungskarten gestaltet worden, oder einfach nur kleine Notizen und Skizzen haben beim Arbeiten geholfen. Ein PDF-Dokument wurde gleich digital ausgefüllt und zurückgesendet und die Möglichkeit der digitalen Unterschrift war auch schon hier und da nützlich.

Etwas schade sind im Vergleich zu Windows zwei kleine Details aufgefallen: Das Textschreiben per Hand und anschließende Einfügen gehen deutlich besser, als es der »Cellwriter« bisher kann, auch wäre es schön, wenn sich die Notizzettel für den Desktop einfach per Hand beschreiben lassen würden (ich habe kein Programm gefunden). Unter Windows nur per Extra-Software möglich und in OpenOffice ebenso fehlend ist die Möglichkeit, einfach Notizen, Text etc. per Stift in Dokumente zu bringen ­ die Zeichenfunktion ist keine echte Alternative. Wobei dies natürlich in gewisser Weise schon Luxuswünsche sind.

Abschließend lässt sich also sagen, dass ein Stifttablett zumindest für Leute, die mit Fotos, Bildern oder anderen Grafikanwendungen arbeiten, eine uneingeschränkte Empfehlung darstellt. Für alle anderen könnte es auch einen praktischen Maus-Ersatz darstellen, mit vielen nützlichen Zusatzfunktionen. Auch preislich kann man mit einer Investition von 40 Euro zum Einsteigen nicht sonderlich viel falsch machen, zumal die Nutzung auch unter Linux dank des aktiven Linux Wacom Project keine Probleme macht und Linux so um eine »Attraktion« bereichert.

Referenzen

Dieser Artikel ist in YALM 10/2009 erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Kommentare (Insgesamt: 3 || Alle anzeigen )
zu schnell (welches ubuntu?, Do, 18. Februar 2010)
welches ubuntu? (betriebssystem, Do, 18. Februar 2010)
Cellwriter (Alex, So, 3. Januar 2010)
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