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Mi, 10. Juli 2013, 16:36

Software::Grafik

Mark Shuttleworth: Zwei Wochen mit Mir

Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth verteidigt in seinem Blog nochmals die Entscheidung, Mir zu entwickeln, statt Wayland zu fördern. X-Anwendungen seien unter XMir bereits jetzt schneller als unter X11 und Compiz direkt.

Wie Shuttleworth schreibt, setzt er seit zwei Wochen auf seinem Dell-Laptop, der auf Intel-Chips beruht, die aktuelle Ubuntu-Testversion mit Mir ein. Dabei fühlen sich Anwendungen, die für X11 und Compiz geschrieben wurden, unter XMir, der X11-Emulationsschicht von Mir, schneller an als unter X11 direkt, obwohl XMir noch gar nicht optimiert sei. Diese Beobachtung sei auch von anderen Entwickern gemacht worden. Bis auf ein Problem mit dem Browser Chromium, das sicher bald behoben werde, laufe das System bisher sehr gut.

Für Shuttleworth bedeutet das, dass Mir in der kommenden Ubuntu-Version 13.10 erfolgreich starten wird. Die Entwickler von Mir haben von den konkurrierenden Systemen – SurfaceFlinger, Wayland und X11 – gelernt und mussten zusätzlich darauf achten, dass das System auf Mobilsystemen schnell und effizient läuft. Die Kritik, dass Ubuntu mit Mir einen Alleingang unternimmt, der im Gegensatz zu der Möglichkeit, Wayland zu unterstützen, der Gemeinschaft nichts bringt, weist Shuttleworth zurück. Mir sei nach der sorgfältigen Betrachtung der technischen Faktoren entstanden. Der Grafik-Stack von Mir müsse zuverlässig auf einer sehr großen Hardware-Palette laufen, sich vorhersagbar verhalten und eine konsistente Benutzungsqualität unter vielen verschiedenen Desktopumgebungen bieten.

Letztendlich sei die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Systemen nützlich, meint Shuttleworth. Allerdings glaubt er, dass Mir der Konkurrenz davoneilen werde, weil die richtigen Entwurfsentscheidungen getroffen wurden. So gebe es kein festes Protokoll wie bei Wayland und X11, sondern ein API, dessen Implementation im Lauf der Zeit verbessert werden kann.

Ubuntu legt laut Shuttleworth Wert darauf, dass jede X11-Anwendung unter Mir so gut läuft wie unter X11 direkt. Zu verschiedenen Projekten werden Patches beigetragen, die die direkte Lauffähgkeit unter Mir herstellen, beispielsweise Qt und WebKit. Gleiches gilt für alle Desktopumgebungen. Dies war eine Voraussetzung für die Entscheidung, Mir zum Standard-Display-System in Ubuntu 13.10 zu machen. Andere Distributionen sollten ohne große Mühe in der Lage sein, ihren Benutzern Mir-Pakete zum Testen anzubieten, da keine großen Eingriffe ins System nötig sind. Der Patch, um den X-Server unter Mir lauffähig zu machen, sei nur knapp 500 Zeilen groß.


Alle Ubuntu-Varianten als Demo unter XMir

Einige Kommentatoren zweifeln allerdings Shuttleworths Optimismus an. Es sei leicht, die Geschwindigkeit von X11 und Compiz zu übertreffen, selbst mit einem wenig optimierten XMir. Allerdings sehen einige Benutzer keinerlei Beschleunigung bei XMir, sondern eine deutliche Verlangsamung. Zudem müsste ein richtiger Vergleich zwischen Wayland und Mir erfolgen. Hier werde, sobald mehrere CPU-Kerne ins Spiel kommen, Mir den kürzeren ziehen, da es Puffer auf der Server-Seite verwaltet. Die Wayland-Entwickler halten es für wesentlich effizienter, die Puffer auf der Client-Seite, also in den Anwendungen, zu verwalten.

Außerdem werde es noch Jahre dauern, bis es native Anwendungen für Mir gibt, so ein weiterer Kommentator. Wayland ist deshalb schon Jahre in der Entwicklung, weil Unterstützung in diverse Toolkits eingebaut werden musste, mit dem Ergebnis, dass jetzt viele Anwendungen nativ unter Wayland laufen können. Toolkit-Unterstützung für Mir wurde dagegen noch nicht einmal begonnen, mit der Ausnahme von Qt für Mobilgeräte.

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