Es wird kritisiert, dass ein Großteil der Crowdfunding-Einnahmen in die Weiterentwicklung der Software (Sailfish OS) investiert wurde, statt es komplett in die Entwicklung der Hardware (des Tablets) zu stecken. Ich finde diese Kritik nicht nachvollziehbar und scheinheilig. Erstens sieht sich Jolla in erster Linie als Softwareunternehmen. Es ist historisch aus der Meego-Softwareabteilung von Nokia hervorgegangen. Folglich war für Jolla die Hauptmotivation der Tablet-Kampagne von Anfang an, Sailfish OS für Tablets tauglich zu machen, mit dem Hintergedanken, es später an interessierte Hardwarehersteller lizensieren zu können. Das Jolla-Tablet ist so etwas wie ein Vorzeige- und Demonstrationsgerät. Die Crowdfunding-Kampagne war sicherlich auch eine Art Gradmesser für Jolla, ob für Tablets mit Sailfish OS überhaupt grundsätzlich Interesse besteht. Das war (und ist wohl trotz allen Verzögerungen noch immer) eindeutig der Fall.

Weiters sehe ich in diesem Vorwurf ein wenig die zugrundeliegende Prämisse, dass Software eh gratis ist und schon irgendwie entwickelt wird. Das ist einfach falsch. Auch viele große Open Source-Projekte, wie z.B. der Linux-Kernel, leben heute von hauptberuflichen Entwicklern, die für ihre Arbeit an der Software bezahlt werden.
In einem Kommentar las ich die Idee, dass Jolla das Crowdfunding-Geld in die Hardwareentwicklung hätte stecken hätte sollen, das Tablet mit dem bestehenden Sailfish OS 1.x ausliefern und die Weiterentwicklung auf Sailfish OS 2.0 dann gemeinsam mit der Community erledigen sollen. Ich finde, diese Vorgehensweise wäre viel zu riskant und wenig zielführend gewesen. Die Weiterentwicklung der Software wäre wahrscheinlich wesentlich langsamer gewesen, weniger vorhersehbar und womöglich gepflastert mit vielen Streitereien, wie das bei Open Source Projekten so üblich ist. Das Tablet wäre dann ziemlich lange, wenn nicht auf ewig, in der Nerd-Ecke geblieben.

Persönlich bin ich mit der Weiterentwicklung auf Sailfish OS 2.0 als Besitzer des Jolla Smartphones sehr zufrieden. Insofern habe ich zumindest ein wenig von der Tablet-Kampagne profitiert. Gut, Tablet-Finanzierer, die noch kein Smartphone besitzen, schauen da bisher durch die Finger. Dieser Kritikpunkt ist ein wenig berechtigt.