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Thema: Open Source goes Education: Freie Software für die Bildung

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Von Jörg W Mittag am Mi, 24. März 2004 um 23:19 #
> Ich behaupte jetzt einfach mal kacken-dreist dass es in Deutschland KEINEN EINZIGEN Informatik-Unterricht, -Vorlesung oder -Kurs gibt, der ganz ohne Rechner auskommt.

Keinen Informatik-Unterricht, der ohne Rechner durchgeführt wird oder der ohne Rechner auskommt? Das macht durchaus einen Unterschied aus: wenn es keinen Informatik-Unterricht gibt, der ohne Rechner durchgeführt wird, dann heißt das ja nur, dass der Dozent sich entschieden hat, im Unterricht Rechner zu benutzen. Wenn der Unterricht dagegen nicht ohne Rechner auskommt, dann bedeutet das, dass der Dozent vom Rechner abhängig ist. Das wäre ein sehr schlechtes Zeichen, da es nämlich bedeutet, dass der Dozent die Informatik nicht gut genug verstanden hat, um sie den Hörern zu vermitteln.

Außerdem: selbst wenn es tatsächlich so wäre, dass aller Informatik-Unterricht mit Rechnern durchgeführt wird, dann hat das für meine Aussage genau gar keine Bedeutung. Meine Aussage war, dass Rechner nicht nötig seien, um Informatik-Unterricht durchzuführen. Daraus folgt insbesondere nicht die Aussage, dass tatsächlich ein Informatik-Kurs existierte, der ohne Rechner auskäme.

> Wer will seinen Unterricht denn komplett Theoretisch abhalten?

Ich weiß nicht. Ich nicht.

Wie kommst du jetzt überhaupt darauf?

> Dann könnte man ja niemals einen neuen Algoritmus auf Fehlerfreiheit testen.

Bei Algorithmen spricht man im allgemeinen nicht von "Fehlerfreiheit" sondern von "Korrektheit", von Fehlerfreiheit spricht man üblicherweise bei der Implementierung von Algorithmen (sprich: Programmen).

Aber das ist hier nicht der Punkt. Jedem Informatiker ist bekannt, dass es unmöglich ist, einen Algorithmus oder ein Programm auf Fehlerfreiheit zu testen - egal ob mit oder ohne Rechner. Jeder Informatiker kennt das berühmte Zitat von Prof. Edsger Wybe Dijkstra aus seiner Dankesrede ("The Humble Programmer") zum Erhalt des ACM Turing Award 1972: "program testing can be a very effective way to show the presence of bugs, but it is hopelessly inadequate for showing their absence." Anders ausgedrückt: ein Test, der keine Fehler findet, sagt lediglich aus, dass der Test keine Fehler gefunden hat, er sagt jedoch nicht aus, dass keine Fehler vorhanden sind.

Man kann allerdings die Fehlerfreiheit bzw. Korrektheit beweisen. Dazu allerdings wiederum benötigt man keinen Rechner. Im Gegenteil: obwohl die KI-Forscher schon vor Jahrzehnten behaupteten, "kurz vor dem Durchbruch" zu stehen, gibt es bis heute keine automatischen Beweis-Systeme. Inzwischen hat man wohl auch die Forschung daran aufgegeben.

> Schule, Berufsschule, Informatik-Studium Uni Dortmund, Fachhochschule Dortmund -
> Einen Informatikunterricht ohne Rechner gibt es nicht.

Es gibt aber auch außerhalb Dortmunds Informatik-Unterricht. Und da gibt es durchaus auch Unterricht ohne Rechner. An der Universität Karlsruhe beispielsweise ist ein komplettes Informatikstudium ohne Rechner möglich. Ich zum Beispiel musste während des ganzen Studiums gerade einmal ein paar Dutzend Zeilen Programmtext schreiben - und viel davon war in fiktiven Programmiersprachen (wie z.B. die LOOP-Sprache oder die WHILE-Sprache oder MIMA-Assembler oder natürlichsprachlicher Pseudocode) und teilweise für fiktive Rechnerarchitekturen (wie z.B. die mikroprogrammierte Minimalmaschine "MIMA"). Der Rest war Gofer, Python, C, C++ oder Java. Ein paar dieser Programme habe ich am Rechner getestet, aber das wäre nicht erforderlich gewesen. Tatsächlich muss teilweise auch in Klausuren programmiert werden und da ist selbstverständlich kein Rechner erlaubt. Sprich: selbst Programmieren ist ohne Rechner möglich. Es ist kein Zufall, dass das berühmteste Programmierbuch, sozusagen die Bibel, "The Art of Computer Programming" von Prof. Donald Ervin Knuth, durchgehend eine fiktive Assemblersprache für eine fiktive Computerarchitektur mit einer fiktiven CPU zur Implementierung der Algorithmen verwendet. Und in diesem Buch ist die Korrektheit sämtlicher Implementierungen bewiesen - natürlich ohne Rechner, nur auf Papier.

So ziemlich das einzige, was man am Rechner macht, ist programmieren. Und programmieren ist nicht eine Tätigkeit für Informatiker sondern für Programmierer. Ein Informatiker muss nicht mal programmieren können, auch wenn es sicher nicht schaden kann.

> Außerdem weißt du nicht, um welche Klasse es sich handelt.
> Vieleicht machen sie nur Computer-Grundlagen für Kids und nennen das Ganze dann eben populär 'Informatik'-Unterricht.

Was ist denn das für ein Argument? "Der OP hat zwar X geschrieben, meinte aber vielleicht in Wirklichkeit Y." Mit dieser Argumentation kann man alles und nichts begründen.

jwm

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