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Mo, 4. August 2008, 12:40

Xgl offiziell begraben

Der einstige Visualisierungsstar und Vorreiter für 3D-Effekte unter dem X.org-Server ist nun nach über drei Jahren Arbeit zu Grabe getragen worden – Ein Nachruf.

Geboren im Jahre 2005 in den Techniklabors von Novell, entwickelte sich Xgl recht früh zum Liebling der Marketingabteilungen. Noch nie konnte man unter dem X-Server so schön und elegant die Arbeitsflächen umschalten oder Fenster beim Verschieben »wabbeln« lassen. Mit der Freigabe von Suse 10.1 implementierte Novell als einer der ersten Hersteller die neue Xgl-Technik in einem regulären Produkt. Sie erlaubte es, Operationen, die unter »normalem« X sehr lange Zeit in Anspruch nehmen, erheblich schneller mit OpenGL zu erledigen. So war es unter Xgl möglich, Gimmicks wie zum Beispiel transparente Fenster oder die Rotation des Desktops - moderne Hardware vorausgesetzt - auch auf einem Linux-Desktop zu realisieren.

Doch hatte der junge Spross bereits bei der Geburt einen gravierenden Herzfehler zu verkraften. Während eine weitere aufstrebende Hoffnung unter dem Namen AIGLX von Red Hat gezeugt wurde und die Beschränkungen von OpenGL aufhob, war Xgl auf proprietäre Erweiterungen in Treibern angewiesen. Ohne die künstliche Stütze seitens der kommerziellen Treiberhersteller blieb Xgl flügellos.

So musste sich Xgl bereits bei der letzten OpenSuse-Version erstmals mit existenziellen Sorgen auseinander setzen. Die einstigen Väter der Erweiterungen adoptierten den jüngeren Konkurrenten und verbannten Xgl in OpenSuse 11 in die Rolle des Statisten. Bereits da war es Fans und Beobachtern klar, dass Xgl sterben wird.

Das endgültige Todesurteil kam am 12. Juni dieses Jahres, als Adam Jackson feststellte, dass sich Xgl nicht mehr mit der aktuellen Version des Servers compilieren ließ. Xgl wurde vollständig aus dem offiziellen Git-Verzeichnis von freedesktop.org entfernt. Die Technik wurde entbehrlich, denn mit AIGLX wurde dem Anwender eine Technologie vorgestellt, die dank DRI2 eine zukunftssichere Architektur auch für die kommenden Jahre bieten wird. Dementsprechend sind auch die kommerziell genutzten Tage von Xgl gezählt. Aller Voraussicht nach wird auch Novell in der kommenden OpenSuse-Version Xgl nicht mehr anbieten. Die Zukunft gehört AIGLX.

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