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Di, 3. November 2009, 14:10

Gesellschaft::Politik/Recht

Interoperabilitätsprogramm der EU droht Einschränkung

Der britische Autor Glyn Moody warnt vor einer Verwässerung der Ziele des European Interoperability Framework (EIF) in der zweiten Auflage.

Das European Interoperability Framework wurde im Jahr 2004 geschaffen, um einen Rahmen und Ziele zur Interoperabilität der Software von Behörden mit anderen Behörden, Unternehmen und Bürgern zu schaffen. Das Dokument steht in Version 1 als PDF-Datei weiter zum Download bereit. Laut Glyn Moody war das Dokument sehr erfolgreich und wurde von verschiedenen Staaten als Muster für ihre eigenen Bestrebungen zur Interoperabilität verwendet. Ein Grund dafür dürfte sein, dass das Dokument klar erkennt, dass Interoperabilität offene Standards voraussetzt, und eine präzise Definition eines offenen Standards gibt. Diese Definition entspricht weitgehend derjenigen, die von der freien Softwarewelt propagiert wird, denn sie fordert neben der kostenlos oder für geringe Kosten erhältlichen Spezifikation auch, dass keine Lizenzzahlungen für die Implementierung und Verwendung des Standards erhoben werden dürfen, und dass alle von den beteiligten Firmen gehaltenen Patente, die den Standard betreffen, kostenlos genutzt werden dürfen. Diese Einsicht wurde beispielsweise von den Niederlanden in ihrem Aktionsplan umgesetzt.

Glyn Moody, bekannt als Beobachter der Open-Source-Entwicklungen und als Autor des Buches »Rebel Code«, warnt nun, dass die bevorstehende zweite Version des EIF durch Konzerninteressen ausgehöhlt werden könnte. Dies dürfte vor allem durch die Patentregelung veranlasst sein, die den Konzernen nicht passt, da sie ja unliebsame Konkurrenz durch kleine und Open-Source-Anbieter ermöglicht. Version 2 wird hinter verschlossenen Türen entwickelt, doch ein Entwurf wurde außenstehenden Personen zugespielt und als PDF-Datei veröffentlicht.

Nach der Analyse von Moody enthält der Entwurf, der möglicherweise bereits nahe an der finalen Version ist, keine Erwähnung von offenen Standards und Open Source mehr. Stattdessen gibt es schwammige Formulierungen von verschiedenen Graden der Offenheit, deren eines Extrem freie Software und Spezifikationen bilden, während das andere Extrem völlige Geschlossenheit ist. Wohin das Dokument zielt, wird klar, wenn man die Behauptung »Interoperabilität kann ohne Offenheit erreicht werden« betrachtet. Laut Moody entspricht dies der Aussage, dass eine Monokultur Interoperabilität ermöglicht - wenn alle beispielsweise Microsoft Word benutzen, wäre Interoperabilität gegeben. Interoperabilität bedeutet jedoch, dass mindestens zwei unterschiedliche Komponenten kommunizieren, ansonsten ist die Aussage trivial, da anzunehmen ist, dass ein Programm mit sich selbst interoperabel ist.

Für Moody ist klar, dass es Zeit ist, sich über diesen Entwurf zu beschweren. Der beste Ansprechpartner dürfte der lokale Abgeordnete des Europäischen Parlaments sein.

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