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Do, 9. Februar 2012, 14:16

Gemeinschaft

Mozilla will Nutzerverhalten messen

Ein Vorschlag des Mozilla Metrics-Teams ist auf erhebliche Datenschutzbedenken gestoßen. Das Team will umfangreiche Statistiken sammeln, um in Erfahrung bringen, wie häufig und wie der Browser genutzt wird - und warum viele Benutzer offenbar zu anderen Browsern wechseln.

Wenn eine Software Statistiken sammelt und an den Hersteller sendet, müssen sofort die Alarmglocken bezüglich Datenschutz und Privatsphäre läuten. Auch wenn der Hersteller eine gemeinnützige Stiftung ist und angeblich nur die Verbesserung des Produktes im Sinn hat. So erfährt auch ein aktueller Vorschlag von Mozilla einige Kritik, insbesondere da Mozilla plant, die Datensammlung standardmäßig zu aktivieren.

Der Entwurf des »Data Ping« ist umfangreich und hat nach Angaben des Mozilla Metrics-Teams das Ziel, die Verbreitung, Einstellung der Benutzung, Stabilität, Geschwindigkeit und Zählung der Suchvorgänge für jede Suchmaschine zu messen. Einer der Anlässe für den Vorstoß dürfte sein, dass Firefox möglicherweise wieder Marktanteile verliert und Mozilla bisher keine konkreten Anhaltspunkte hat, warum.

MetricsDataPing will unter anderem eine Liste aller Plugins samt Installationsdaten senden. Jede Browser-Installation erhält eine eindeutige ID. Mit dieser will Mozilla feststellen, wann Firefox installiert wurde und ob und wie häufig er benutzt wurde. Tauchen für eine gewisse Zeit keine neuen Einträge auf, wurde der Browser mutmaßlich aufgegeben. Ursachen für einen Browserwechsel sollen mit Hilfe der Zählung der Abstürze und Messung der Geschwindigkeit herausgefunden werden. Mit den gesammelten Daten könnte Mozilla die Zahl der installierten und aktiven Browser, aufgeschlüsselt nach Versionen und Ort, recht genau angeben. Der Ort soll aus der IP-Adresse ermittelt werden, wonach der Ort, aber nicht die IP-Adresse gespeichert wird. Die Daten sollen sechs Monate gespeichert werden, und nur Mitglieder des Metrics-Teams und einige wenige vertrauenswürdige Mozilla-Mitarbeiter sollen Zugriff auf sie erhalten.

Im Grunde könnte Mozilla solche Daten auch mit Umfragen erheben. Da die Teilnahme an Umfragen jedoch freiwillig ist, sind die Ergebnisse wahrscheinlich zu einem gewissen Grad verzerrt. Dies bewog das Team zu der Erwägung, die Datensammlung in Firefox einzubauen und standardmäßig zu aktivieren. Eine Möglichkeit zur Abschaltung ist vorgesehen. Die Statistiken sollen auch für den lokalen Benutzer einsehbar sein, beispielsweise über die neue URL »about:metrics«.

Kritiker bemängeln viele Punkte an dem Plan. Eine standardmäßige Aktivierung der Funktion wäre in einigen Ländern, darunter Deutschland, nicht gesetzeskonform. Aber auch die Hoffnung von Mozilla, eher repräsentative Daten zu erhalten als mit Umfragen, könnte sich als unhaltbar erweisen. Denn die Benutzer, die keine Daten preisgeben wollen, werden die Funktion abschalten. Doch das Abschalten setzt voraus, dass man um die Funktion weiß. Zwar plant Mozilla durchaus, die Benutzer zu informieren, aber diese Information wird wohl viele Benutzer nicht erreichen, die somit ungewollt ihre Daten preisgeben würden.

Es ist unwahrscheinlich, dass der Vorschlag in der ursprünglichen Form umgesetzt wird, da er nach Ansicht vieler Kommentatoren massive Datenschutzprobleme hätte. Er würde sogar die Privatsphären-Prinzipien von Mozilla selbst verletzen, die Ben Adida in einem Blog-Beitrag ausgeführt hatte, und die »keine Überraschungen, echte Alternativen, sinnvolle Einstellungen, begrenzte Daten und Kontrolle durch den Benutzer« fordern. Verschiedene Alternativen wurden in den Vorschlag bereits eingearbeitet und zur Diskussion gestellt.

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