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Fr, 18. Juni 2004, 21:03

Unternehmen

SCO Berater Gregory Blepp sprach in Jena

Am gestrigen Donnerstag hat der SCO Berater und [a 0.4151]ehemalige SUSE-Mitarbeiter[/a] Gregory Blepp an der Universität Jena zum Thema geistiges Eigentum referiert.

Der Vortrag, der vom Bereich der Medienwissenschaften der Universität Jena initiiert wurde, fand im Rahmen eines Seminars zum Thema geistiges Eigentum statt. Der Schwerpunkt war darauf gerichtet, die möglichen zukünftigen Entwicklungen des geistigen Eigentums in Bezug auf die zunehmende Verbreitung von Open Source darzustellen und zu diskutieren. Der Streit zwischen IBM und SCO sollte dabei exemplarisch betrachtet werden.

Zu Beginn seines Vortrags stellte Blepp seine Sicht dar, in der die Vielfalt von Open Source unbestritten sei. Ebenso sehe er durch Linux und Open Source erstmals Chancen für die dritte Welt, eine »eigene Technologie-Basis« zu entwickeln.

Nach diesen eher allgemeinen Worten folgten jedoch sehr schnell Thesen, die umstritten sind. So ist die Entwicklung von Linux seiner Meinung nach erst durch den massiven Beistand großer traditioneller Firmen, allen voran IBM, auf den Stand gekommen, auf dem sie 1999 schon war: »Der Stellenwert von Linux ohne massives Engagement von traditionellen Organisationen wäre völlig unerheblich.«

Auch andere umstrittene Thesen sorgten bei dem zu großen Teilen aus Open-Source-Nutzern und -Befürwortern bestehenden Publikum für Kopfschütteln. So stellte Blepp es als eindeutig dar, dass Open-Source-Software kein etabliertes Businessmodell habe, und auch, dass Linux nur so sicher sei, da die Verbreitung viel geringer sei als bei anderen Betriebssystemen, und sich damit nicht als Ziel für Cracker lohnen würde.

Auf diese Vorbereitung aber folgte die Betrachtung des Falls der Stadt München, welche vor kurzem eine vollständige Migration von Windows auf Linux beschlossen hat. Nach Blepps Ansicht ist zwar die Migration der Server verständlich und auch sinnvoll, die Migration der Desktops aber nicht zu verstehen. Der einzige Nutznießer dieser Migration sei IBM, welche auch den Prozess der Desktop Migration erst in Gang gebracht hätten. Diese hätten als einzige das nötige Potential wie die nötigen Fähigkeiten, eine solche Migration durchzuführen.

Als Beispiel brachte er an, dass 4.000 Applikationen auf Linux transferiert werden müssten, was nur IBM durchführen könne. Dass viele dieser Produkte aber nicht von IBM stammen, erwähnte er dabei nicht.

Auf die Fallbetrachtung und die Vorwürfe über IBMs Rolle folgten, als Kern des Vortrags, die Situation, die Schritte und die Wege von SCO. Dabei wurde von Blepp zuerst die zum Teil schon bekannte Vierteilung der möglichen Verletzungen des Copyrights vorgestellt, die davon ausgeht, dass Code entweder direkt kopiert, mit falschem Copyright-Hinweis ausgestattet, modifiziert übernommen, oder aber, dass Strukturen und Prinzipien ohne Erlaubnis übernommen werden können.

Der laufende Prozess gegen IBM wurde demnach als einer dargestellt, in dem es konkret darum geht, dass IBM Code weitergegeben hat, den es nicht hätte weitergeben dürfen. Um dies zu belegen, zeigte er den mit Spannung erwarteten und angekündigten »neuen« Ausschnitt aus den Linux-Quellen, die angeblich übernommen worden seien. Diese waren aber schon lange vorher bekannt, wenn sie auch noch nicht offiziell in Deutschland gezeigt wurden. Die Gesamtzahl der im Linux-Kernel 2.4 betroffenen Code-Zeilen schätzte Blepp dabei auf etwa 1,5 Millionen.

Der Prozess selbst sei bis jetzt noch nicht zu einem Abschluss gekommen, da das amerikanische Rechtssystem solche Prozesse hervorbringe. Blepp riet dem Auditorium, sich in Geduld zu üben: »In einem Jahr ist alles vorbei, so oder so. Dann wird entweder irgendwo die Schatzkiste geöffnet, oder woanders gehen die Lichter aus.«

Im weiteren Verlauf des Vortrags kam Blepp wieder auf die möglichen positiven und negativen Folgen der mit Open Source einhergehenden Veränderungen zu sprechen, und pochte darauf, dass die GPL in ihrer jetzigen Form für Firmen nicht praktikabel einsetzbar sei. Sie ermögliche kein Zusammenleben, und würde keine Möglichkeiten für funktionierende Geschäftsmodelle bieten.

Desweiteren müsse »die Community« die Kommunikationswege und die Kommunikationsarten mit normalen, nicht technischen Menschen entscheidend verbessern, um nicht wieder unterzugehen und als Alternative zu verschwinden.

Als er aber auf diese und andere Punkte in der darauf folgenden Diksussionsrunde angesprochen wurde, blieb er den Zuhörern viele Antworten schuldig. So konnte er seine These der Unwirtschaftlichkeit der GPL nicht gegen das Argument halten, dass Firmen wie Red Hat sehr wohl wirtschaftlich erfolgreich mit dieser Lizenz arbeiten können. Auch ging er auf die Frage, wie SCO die GPL ablehnen könne, während es im eigenen UnixWare viel GPL Software anbieten würde, nicht ein. Sein Kommentar zu dieser Tatsache lautete lediglich: »nehmen Sie einen Anwalt, und setzen Sie die [GPL] durch«.

Ein Livestream zu der Veranstaltung soll, ebenso wie die Code-Fragmente, demnächst auf der Seite der Veranstalter abrufbar sein.

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