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Di, 29. November 2005, 12:06

Software::Büro

Massachusetts: ODF doch nur eine Option

Die Schlagzeilen der letzten Wochen sahen den Siegeszug des OpenDocument-Formats (ODF) als Standard in Behörden voraus, offenbar scheint sich Massachusetts anders zu besinnen.
Von ThomasS

Ursprünglich hatte der US-Bundesstaat Massachusetts im Enterprise Technical Reference Model (ETRM) den politischen Willen zum Ausdruck gebracht, das vom OASIS propagierte ODF als Standardformat für Text-, Tabellen- und andere Office-Dokumente festzuschreiben. Damit wollte sich der US-Bundesstaat aus dem Griff proprietärer Formate lösen und plante, nach Microsofts offener Weigerung ODF zu unterstützen, gar ab dem 1. Januar 2007 auf die Software der Konkurrenz umzusteigen.

Offenbar ist es den Redmondern jedoch gelungen, gegen die nahende Entscheidung eine wirksame Gegenmacht aus Politiker und Bürgern zu mobiliseren, die sich gegen die Adaption von ODF als Standard in Massachusetts stark machte. Das Thema wurde zu einem brisanten Politikum, wie das jüngste Statement von Tom Trimarco, dem Staatssekretär für Verwaltung und Finanzen in Massachusetts zeigt. Er hatte auf Microsofts eilige Offerte, das eigene proprietäre Format als Standard bei der International Standards Organization (ISO) und der European Computer Manufacturers Association (ECMA) einzureichen, positiv reagiert. In seinem Statement drückte der Staatssekretär nach Berichten der australischen LinuxWorld seine Zuversicht aus, dass der eingereichte Vorschlag die amtlichen Vorgaben für "akzeptable Standards" doch noch erfüllen würde, wenn Microsoft seine Pläne tatsächlich umsetzt.

Dieses Statement hat Suns Direktor für Standards Carl Cargill veranlasst, einen offenen Brief an den Bundesstaat zu schreiben, in dem er auf die Umsetzung der ursprünglichen Pläne pocht. In seinem Schreiben erinnert Cargill daran: "Dieser Prozess begann mit dem Wunsch, ein Spielfeld zu schaffen, in dem Innovationen florieren können, um der staatliche Nachfrage besser gerecht zu werden." Es wäre nach Cargills Ansicht ein "schwerer Fehler", wenn der Bundesstaat ausschließlich auf das proprietäre Format eines einzigen Herstellers setzen würde. Das von der OASIS entwickelte ODF erlaube es jedem Hersteller auf dem Format aufzubauen, was ein durch die ISO und ECMA abgesegnetes Format nicht erlaube. Daher sei ODF als Standardformat der Wahl durch seine zertifizierte Offenheit auch weiterhin unverzichtbar, mahnte Cargill.

Die neuere Entwicklung hat auch die Konkurrenten Sun und IBM erneut zusammengeschweißt, die sogleich gemeinsam zu einem Treffen mit vielen anderen Herstellern wie Adobe, Google, Apple, Computer Associates, Intel und anderen Firmen auf IBMs Campus eingeladen hatten. Auf diesem Treffen sollten gemeinsame Gegenmaßnahmen beraten werden, um das Blatt doch noch zugunsten von ODF zu wenden. Nähere Informationen zur Vorgehensweise gegen die aktuelle Entwicklung wurden nicht bekannt, daher scheint die Zukunft des ODF in Massachusetts, anders als bisher angenommen, wieder in den Sternen zu stehen. In dem Fall einer Annahme von Microsofts proprietärem Format OpenXML könnte Massachusetts seine Migrationspläne noch einmal überdenken und weiterhin Microsoft Office benutzen.

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