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Mo, 8. Mai 2006, 00:00

»Jetzt ist Kubuntu gleichwertig«

Interview mit Mark Shuttleworth

Von none

Mark Shuttleworth

Mirko Lindner

Mark Shuttleworth

Die nächste Version soll in November/Dezember herausgebracht werden und wird massiv neue Technologien integrieren. Wir werden das Pendel von Zuverlässigkeit uns Stabilität in Richtung der neuesten Technologien schwingen lassen. Sie wird Virtualisierung enthalten, wahrscheinlich mit Xen, sowie Xgl oder eine Alternative. Es gibt zwei konkurrierende Visionen, wie man mehrdimensionale Desktops darstellen kann. Wir werden definitiv so etwas in der Art integrieren.

Wir werden ebenfalls Multiarch nutzen, was uns erlauben wird, z.B. ein System mit AMD Opteron zu unterstützen, das einen 64-Bit-Kernel hat, aber auch 32-Bit- Applikationen und Bibliotheken ausführen kann. Das Betriebssystem weiß, wenn man eine 32-bit Anwendung installiert, dass es es dann 32-Bit-Bibliotheken braucht. Es verfügt über 64-Bit-Bibliotheken, braucht aber auch 32-Bit- Bibliotheken, um diese Anwendung zu unterstützen.

Ich denke, bis jetzt hat das noch niemand richtig lösen können. Wir wollen die ersten sein, und wenn wir es geschafft haben, wird die Lösung auch für Debian verfügbar sein. So werden Debian und auch andere Distributionen davon profitieren.

Pro-Linux: Ist Linux reif für den Desktop?

Shuttleworth: Linux auf dem Desktop steht heute dort, wo es auf dem Server vor fünf Jahren stand. Wir sehen gerade den Anfang des Einsatzes auf dem Desktop. Die Akzeptanz wird in entwickelten Ländern langsamer und in aufstrebenden Märkten schneller sein, aber der Entwicklungsprozess freier Software ist so viel besser als der hinter proprietärer, dass wir unausweichlich mehr Innovation, Effizienz, Kosteneffektivität, Verwaltbarkeit, Zuverlässigkeit und Vorhersagbarkeit und weniger Viren liefern werden. Wenn Sie wie ich daran glauben, dass die Prozesse freier Software die bessere Software liefern, dann ist es nur eine Frage der Zeit. Wir haben es auf den Servern gesehen. Wir beginnen es nun an einigen Anwendungen wie Firefox zu sehen. Mit der Zeit werden wir es am ganzen Desktop sehen.

Pro-Linux: Denken Sie, dass Digital Rights Management-Systeme und Trusted Computing eine Gefahr für freie Software sind?

Shuttleworth: Man kann keinen Krieg gegen die eigenen Kunden gewinnen. Das, was die Leute DRM nennen, ist in Wirklichkeit Copy Control. Wir leben in einer Zeit, die den Übergang von physischen Medien zu digitalen Medien markiert.

Mark Shuttleworth

Mirko Lindner

Mark Shuttleworth

Für die Content-Industrie ist das ein sehr schwieriger Übergang. Sie ist so daran gewöhnt, CDs, Schallplatten und andere physische Güter zu verkaufen, dass es sehr schwer für sie ist, die neuen Chancen zu erkennen, die ihnen die digitale Welt bietet. Daher glaube ich, dass neue Geschäftsmodelle entstehen werden, die sich für die Leute als effizienter und nützlicher erweisen. Diese werden keine Begrenzung der Kopien enthalten, sondern sich auf das Prinzip stützen, dass es umso besser für sie ist, je mehr Kopien im Umlauf sind. Firmen, die dieses Verfahren anwenden, werden erfolgreicher sein als solche, die die Kopien begrenzen wollen.

Wir können dies sehr genau in der Enzyklopädie-Industrie sehen. Wenn man auf Britannica.com geht, gibt es Einschränkungen, welche Inhalte man sehen kann. Bei Wikipedia dagegen gibt es keine Einschränkungen. Man kann jeden Eintrag, sogar jede Version jedes Teils eines Dokumentes sehen, das je vorhanden war. Die Kehrseite ist, dass man daran beteiligt wird, den Inhalt besser zu machen. Es ist also ein anderes Modell. Es baut nicht auf das Limitieren der Inhalte, es baut darauf, die Inhalte so weit wie möglich zu verbreiten, verbunden mit der Aufforderung, Beiträge zu leisten. In jeder Industrie, in der es eine Tendenz zu DRM gibt, erscheinen neue Geschäftsmodelle und neue Unternehmen, die das ablehnen und sagen: »Wir wollen keinen Krieg gegen unsere Kunden führen und wollen ihnen nicht vorschreiben, was sie tun dürfen«. Sie lassen die Kunden tun, was sie wollen. Im Gegenzug bauen sie eine Gemeinschaft, z,B. einen Markt oder eine Benutzerbasis. Das ist dann ihre Stärke.

Ich glaube nicht, dass DRM und Trusted Computing eine Bedrohung für freie Software sind, denn sie irritieren die Leute. Sie halten die Leute davon ab, zu tun, was sie wollen. Im Grunde ist es ein Krieg gegen die Kunden. Wenn Kunden eine Alternative haben, die keine Limitierung von Kopien mit sich bringt, wählen sie diese Alternative.

DRM hat der Musikindustrie in den letzten drei Jahren massiv geschadet. Die Musikindustrie war über das freie Kopieren von Musik so verängstigt, dass sie Apple ermöglichte, ihr das DRM-System »Fairplay« zu verkaufen. Das führte zu dem Ergebnis, dass Apple einen riesigen Marktanteil unter den Playern erlangen konnte. Sie brachte sich selbst in die Position, die meiste von der Musikindustrie online verkaufte Musik nur im Apple-Player abspielbar zu machen. Daher besitzt heute der Hersteller des DRM-Systems größere Macht als das Unternehmen, das den Inhalt produziert hat.

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