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Mi, 13. September 2006, 10:29

Gesellschaft::Politik/Recht

Wizards of OS 4

Alle zwei Jahre trifft sich eine Mischung aus Theorie- und Nerd-Elite zum Informationsaustausch auf dem dreitägigen »Wizards of OS« in Berlin, diesmal vom 14. bis 16. September in der Columbiahalle.

Das Gipfeltreffen kümmert sich um die »entstehende Wissensordnung digitaler Medien. Der Fokus liegt auf dem Potential von PC und Internet, freie Kommunikation und offene Kooperation bei der Schaffung von Wissen zu ermöglichen«, so die Selbstbeschreibung. Der Kongress findet zum vierten Mal statt und wird diesmal von der AG Informatik & Gesellschaft der Humboldtuniversität zu Berlin, der c-base und dem Tesla veranstaltet. Angesichts der Internet-Entwicklungen wurde als Thema »Information Freedom Rules« gewählt.

Erstmals wird Larry Sanger, Mitgründer der Wikipedia, sein neues Enzyklopädie-Projekt vorstellen. Blockweise widmet sich dann die »WOS 4« ab Ende dieser Woche an jedem Tag einem Schwerpunkt: Der Donnerstag hat das Motto »Autorenschaft & Kultur« und streift dabei die Lizenz-Gepflogenheiten in Brasilien oder die Veröffentlichungspraxis der Netzlabels und lässt Rechtsprofessor Lawrence Lessig sein Verständnis von der »Read-Write Society« erklären: Die »Read-Only« Gesellschaft im 20. Jahrhundert, also einer »nur lesenden« Gesellschaft, die Informationen nur rezipieren kann, aber nicht aktiv dazu, sei »totalitär, zentralistisch und kontrollierbar« gewesen, so Lessig in der Ankündigung. Im 21. Jahrhundert sei die Gesellschaft wieder zu einer »Read-Write«-Gesellschaft geworden, einer Gesellschaft, die analog zu den Nutzerrechten auf einem Betriebssystem Informationen lesen und schreiben darf, sich also aktiv am Mediengeschehen beteiligt.

Der Themenkomplex »Wirtschaft & Arbeit« am Freitag beschäftigt sich unter anderem mit der Informationsfreiheit, mit Businessmodellen im Web 2.0-Kontext oder mit dem spannenden Thema Open-Source-Biotechnologien. Der Samstag läuft unter dem Motto »Rules & Tools of Freedom« und behandelt Patentrechte, freie Software und Standards. Zur Auflockerung Abends finden am Freitag und Samstag Netlabel Parties statt, es gibt unter anderem eine freie Burn Station. Und entspannt kann man die Veranstaltungen mit Free Beer, also mit Bier, das unter der Creative-Commons-Lizenz gebraut wurde, genießen.

Unter den vielen neuen Projekten, die auf der »WOS 4« präsentiert werden, soll auch ein neuer Web-Service für eine sichere Registrierung von Audio-, Video-, Bild, und Textdokumenten vorgestellt werden: RegisteredCommons. Bereits seit einigen Jahren stellen kreativ Schaffende ihre Veröffentlichungen unter weniger restriktiven Lizenzbedingungen online, zum Beispiel unter Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen. Große Medienunternehmen scheinen dagegen noch ratlos im Umgang mit den Möglichkeiten digitaler Distribution und daraus resultierenden Businessmodellen: Bedenken gegenüber illegalen Distributionen dominieren und lähmen deren Fähigkeit, auf diese Situation innovativ zu reagieren. Gerichtliche Klagewellen und Einführung von Kopierschutzverfahren scheinen mehr Ausdruck von Hilflosigkeit als zukunftsorientierte Strategie. Währenddessen erfahren viele Musiker oder Fotografen durch ihre alternativen Lizenzmodelle viel mehr Aufmerksamkeit, die bei nicht wenigen zu professionellen Karrieren geführt hat.

Zu dem Modell der offenen Lizenzen entwickelt nun RegisteredCommons ein zuverlässiges Verfahren zur Registrierung, das es Urhebern erlauben wird, ihre Werkrechte besser zu wahren: RegisteredCommons soll das Creative-Commons-Lizenzmodell auch für professionell Kreativschaffende attraktiver machen. Schließlich muss ein Autor im Fall von Urheberrechtsstreiten vor Gericht einen Beweis erbringen, wann und wo genau das betroffene Werk lizenziert wurde. Genau diese Informationen werden bei RegisteredCommons in Form eines von einem autorisierten Zertifikatanbieter erstellten Timestamps für sieben Jahre aufbewahrt. (fspa)

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