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Mo, 11. Februar 2008, 08:39

Der Stand der Open-Source-Bewegung

Bruce Perens hat anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Open-Source-Definition seine Sicht auf die Open-Source-Bewegung zusammengefasst.

Perens gilt als einer der prominentesten Fürsprecher von Open Source und veröffentlichte vor zehn Jahren, am 9. Februar 1998, die Open Source Definition. Zugleich wurde die Open Source Initiative (OSI) angekündigt, die er zusammen mit Eric Raymond startete.

Rückblickend hält er dieses Datum für den Augenblick, an dem die Öffentlichkeit erstmals erfuhr, was Open Source ist. Dabei hatte Richard Stallman bereits vierzehn Jahre zuvor die Grundlage für das GNU-System geschaffen. Der große damalige Fehler der OSI war laut Perens, einen Konflikt zwischen Stallmans »freier Software« und der Definition von »Open Source« durch die OSI zuzulassen. Obwohl von Perens nicht ausdrücklich erwähnt, ging dieser Konflikt wesentlich auf Eric Raymond zurück. Perens hatte nach eigenen Angaben nie die Absicht, in Open Source etwas anderes als freie Software zu sehen.

Aktuell hat freie Software überwältigende Erfolge erzielt und ist aus Unternehmen und eingebetteten Systemen nicht mehr wegzudenken. Auf dem Desktop bleibt die Verbreitung dagegen geringer, selbst wenn man in Betracht zieht, dass große Teile von Mac OS X und kleinere von Windows auf freie Software bauen. Allerdings gibt es laut Perens einen Trend, die Software vom Desktop auf das Netz zu verlegen, einem Bereich, in dem Open Source fest verwurzelt ist. Dies könne nur zu einer Ausweitung der Nutzerschaft von Open Source führen.

Der wichtigste Teil von Open Source ist nach Meinung von Perens immer noch die Tatsache, dass es von Anwendern für Anwender entwickelt wird. Dadurch werden die Entwicklungskosten auf viele Anwender verteilt und die Risiken minimiert. Profite werden nicht durch Lizenzen, sondern durch andere Leistungen erzielt.

Freie Software ist nun auch bei den Regierungen angekommen, was man an der Präsenz von Behörden bei Open-Source-Konferenzen ebenso sieht wie am Einsatz von Linux und anderer freier Software bei einem 200 Milliarden US-Dollar schweren Rüstungsprojekt unter Führung von Boeing. Doch der wichtigste Punkt ist, dass Open Source zu Innovation geführt hat, die öffentlich ist. Damit werden die hohen Kosten eliminiert, die für Rechtsanwälte, Gerichtsverfahren und Lizenzen entstanden.

SCO ist tot, stellt Perens fest, doch beklagt er, dass einige dadurch geschädigt wurden, ohne je Schadensersatz zu erhalten. So hat Ralph Yarro Millionen mit SCO-Aktien verdient, und es dürfte keine Möglichkeit geben, ihn dafür zu belangen. Perens erinnert auch an die Rolle von Microsoft als Unterstützer von SCO. Ferner forderte die SCO-Affäre zwei Todesopfer: Val Noorda Kreidel, Tochter des SCO-Gründers Ray Noorda und Robert Penrose, IT-Leiter der Canopy Group, dem Besitzer von SCO, nahmen sich das Leben.

Für Perens bleibt Microsoft mit seinem rückständigen Geschäftsmodell und »schmutzigen Unternehmenskämpfen« eines der Hauptprobleme von Open Source. Das Abkommen mit Novell wird von Perens heftig kritisiert. Dabei bezeichnet er Novell als drittrangigen Linux-Distributor, der ohne Microsoft im letzten Jahr keinen Gewinn gemacht hätte, und die anderen Vertragspartner von Microsoft als Distributionen, von denen wenige wussten, dass es sie überhaupt noch gibt. Insofern seien Microsofts Aktionen nicht effektiv gewesen. Sollte die Übernahme von Yahoo durch Microsoft stattfinden, hätte das für Perens den Effekt, dass Microsoft einen Großteil seines Vermögens für einen Verlierer hinlegen würde. Allenfalls hätte dies kleine Nachteile für einige von Yahoo geförderte Projekte. Größer wäre die Gefahr, wenn es Microsoft gelänge, DRM in konventionelle Webseiten einzubauen.

Abschließend warnt Perens noch einmal ausdrücklich vor Softwarepatenten. Er kritisiert dabei die Linux Foundation, deren Vorstand aus großen Unternehmen komme, die Softwarepatente unterstützen und daher keine fundamentalen Maßnahmen gegen sie initiieren. Verbündete sieht Perens hauptsächlich bei den kleineren und mittleren Unternehmen, von denen er glaubt, dass sie künftig aufgrund der steigenden Verbreitung von Open Source besser zu erreichen sind. Europa muss sich seiner Ansicht nach vorsehen, dass Softwarepatente nicht mit dem EPLA durch die Hintertür legalisiert werden. Ende dieses Jahres sei mit einer neuen Version der Gesetzesvorlage zu rechnen.

Am Beispiel des Falles JMRI legt Perens dar, wie wichtig eine rechtlich eindeutig formulierte Lizenz sein kann. In diesem Fall hatte das Gericht die einen Verstoß gegen die Artistic-Lizenz lediglich als Vertragsbruch, nicht als Copyright-Verstoß gewertet. Perens sieht in der LGPLv3 und GPLv3 Lizenzen, die allen rechtlichen Prüfungen standhalten würden.

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