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Mo, 20. März 2006, 18:00

Gesellschaft::Politik/Recht

Berner Schulen sollen nicht zu Linux migrieren

Der Berner Stadtrat hat entschieden, dass die Schulen der Stadt Windows und Microsoft Office einsetzen sollen.

Die Entscheidung, die mit 35 zu 27 Stimmen gefällt wurde, war bis zuletzt umstritten. Zur Diskussion stand auch ein Einsatz von Linux mit OpenOffice.org.

Weitgehende Einigkeit herrschte im Stadtrat offenbar darüber, dass die Schulen mit neuen Rechnern ausgestattet werden und dafür mehrere Millionen Franken bereitgestellt werden sollen, darunter allein 4,5 Mio. für die Hardware und jährlich 2 Mio. an Wartungskosten. Als abzusehen war, dass der Rat den Einsatz von Linux ablehnen würde, hatten das Grüne Bündnis und die Junge Alternative einen Antrag gestellt, unter Windows weitgehend auf freie Software wie OpenOffice.org zu setzen. Doch der Rat entschied sich für MS Office, wobei StarOffice oder OpenOffice.org als zusätzliche Software installiert werden sollen. Auch sonstige freie Software »darf« zusätzlich genutzt werden. Das letzte Wort haben nun die Wähler in einer Volksabstimmung, die für den 21. Mai geplant ist.

Der Verein Wilhelm Tux kritisiert die Entscheidung in deutlichen Worten: »Aus Sicht von Wilhelm Tux ist der gestrige Entscheid einer rot-grün verwalteten Stadt im Jahre 2006 nicht zeitgemäss und nicht nachvollziehbar. Es ist legitim, dass Konzerne versuchen, ihre Marktanteile zu vergrössern. Es ist nicht legitim, dass die Vertreter der Öffentlichkeit in diesem Masse darauf reinfallen.«

Wilhelm Tux kritisiert weiter, dass die Stadtverwaltung fast ausschließlich auf proprietäre Software (Microsoft und ähnliche) setze, die viel kostet und kaum offene Standards verwendet. Somit werden viele Menschen gezwungen, kostenpflichtige Software und immer wieder teure Updates zu kaufen, argwöhnt der Verein.

Dabei war der Stadtrat sicher gut über die Vorteile von freier Software informiert. Jedoch sieht Urs Hänni, Leiter der Sektion PC- und Kommunikationstechnik der Informatikdienste der Stadt Bern, den Einsatz freier Software als »Wagnis« an, und seine Dienststelle hatte sicher großen Einfluss bei der Formulierung der Ratsposition. So sagt Hänni, ein Umstieg wäre sehr teuer und man müsse dann wieder bei Null anfangen, da es auch keine Referenzprojekte gebe und keine Synergien hätten genutzt werden können. Dabei betreibt das Amt selbst Webserver mit freier Software. Rund drei Millionen Franken sind für die Softwarelizenzen vorgesehen, dennoch hätte es laut Hänni lange gedauert, bis dieser Betrag sich durch den Einsatz freier Software amortisiert hätte. Das Projekt wird insgesamt in den nächsten sieben Jahren rund 21,5 Mio. Franken kosten.

Ein weiteres Argument von Hänni ist, dass die Schulinformatik keine Insel sei, sondern »Verbindungen gegen aussen, etwa zur städtischen und kantonalen Verwaltung« habe. Diese Verbindungen sowie diverse Fremdprogramme würden Office-Module voraussetzen.

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