Linux als ISDN-Telefon
Mit einer FRITZ!Card PCI kann man ein ISDN-Telefon mit einem Headset einrichten.
Einführung
Die Tests wurden mit einem Standard-Headset mit Klinkensteckern, einem Bluetooth-Headset (Plantronics Voyager 520) und einem USB-Headset (Logitech H360) durchgeführt. Das USB-Headset hat den Vorteil, dass es in Ant-Phone als Ton-Eingabe-/Ausgabegerät fest eingestellt werden kann (front:CARD=Headset,DEV=0).
Leider muss auch darauf hingewiesen werden, dass der Gesprächspartner ein, wenn auch leichtes, Rauschen oder Knistern im Hintergrund hört. Das wurde bei allen drei Headsets festgestellt.
Diese Beschreibung bezieht sich auf Ubuntu Lucid Lynx. Sollte man versuchen, diese Beschreibung auf anderen Linux-Distributionen nachzuvollziehen, so muss zumindest die Konfiguration im Abschnitt »ISDN-Karte konfigurieren« anders ausgeführt werden.
Headset testen
Die Funktion des Headsets sollte man testen. Dazu unter
die Audio-Einstellungen prüfen. Unter dem Tab das richtige Verbindungsglied auswählen. Bei Headsets, die am Front-Panel angeschlossen sind, wird das meistens sein. Die Eingabe und Ausgabe testen, dazu unter eine Testaufnahme machen und diese wiedergeben. Funktioniert das Headset, dann kann mit der Konfiguration der ISDN-Karte fortgefahren werden.
ISDN-Karte konfigurieren
Da bei Ubuntu Lucid Lynx kein Kernel-Modul (fcpci) vorhanden ist, das für die FRITZ!Card benötigt wird, um mit der Software-Schnittstelle CAPI 2.0 zu kommunizieren, muss dieses selbst übersetzt werden.
Der Quellcode ist auf dem Server der Berliner Linux User Group e.V. zu finden. Weitere Informationen liefert ein HowTo der LUG. Das Archiv für Lucid Lynx heißt fritz-fcpci-src-2.6.31_untested.tar.bz2.
Die Pakete, die für die Übersetzung und den Betrieb benötigt werden, muss man nötigenfalls noch installieren:
aptitude install build-essential capiutils libcapi20-dev
Das Entpacken und Compilieren des Archivs sollte man als normaler Benutzer machen. Nahezu alles andere muss man als Root erledigen.
tar xvjf fritz-fcpci-src-2.6.31_untested.tar.bz2
Das Modul je nach System (32/64 Bit) übersetzen:
cd fritz-fcpci-src-2.6.31_untested/lib rm fcpci-lib.o #ln -s 64_fcpci-lib.o fcpci-lib.o ln -s 32_fcpci-lib.o fcpci-lib.o cd ../fcpci_src make clean make all
Die Pakete capiutils und libcapi20-3 werden für den Betrieb benötigt und dürfen nicht gelöscht werden.
Das Modul installieren:
mkdir /lib/modules/`uname -r`/extra cp fcpci.ko /lib/modules/`uname -r`/extra/ depmod -a
Das bereits geladene avmfritz-Modul deaktivieren und das fcpci-Modul aktivieren:
modprobe -rf fcpci modprobe -rf avmfritz modprobe -v fcpci
Das auf dem System vorhanden avmfritz-Modul darf bei einem Reboot nicht mehr geladen werden. Dazu muss man die Datei /etc/modprobe.d/blacklist-avmfritz.conf anlegen:
blacklist avmfritz
Die FRITZ!Card für CAPI bekannt machen, die Raute (#) vor dem Eintrag entfernen in Zeile 12 in /etc/isdn/capi.conf:
fcpci - - - - - -
CAPI und das fcpci-Modul beim Systemstart automatisch laden durch einen Eintrag in /etc/modules:
# Fritz!Card capidrv capi fcpci
Die Fritz!Card initialisieren:
capiinit start
Wenn alles richtig konfiguriert wurde, sollte man nun Informationen über die Karte erhalten. Wichtig ist, dass 2 B-Kanäle (BChannels: 2) vorhanden sind:
$ capiinfo Number of Controllers : 1 Controller 1: Manufacturer: AVM GmbH CAPI Version: 2.0 Manufacturer Version: 3.11-07 (49.23) Serial Number: 1000001 BChannels: 2 ...
Um sicherzustellen, dass beim Systemstart alle Treiber und Module geladen werden, kann nun ein Reboot durchgeführt und alles noch einmal mit capiinfo
überprüft werden.