Login
Newsletter
Werbung

Mi, 28. Mai 2014, 15:00

Retten von verlorenen Daten mit PhotoRec

Der Suchvorgang läuft

Hans-Joachim Baader

Der Suchvorgang läuft

Die Suche kann auf einem Medium im Terabyte-Bereich einige Tage in Anspruch nehmen; bei den für Kameras usw. gängigeren Größen dauert sie von einigen Minuten bis zu etwa einer Stunde. Gefundene Dateien erhalten von PhotoRec eine Endung, die dem erkannten Dateityp entspricht. Den Dateinamen oder gar die Verzeichnishierarchie kann PhotoRec allerdings nicht mehr herstellen, da es keine Inodes analysiert.

Dementsprechend muss man die gefundenen Dateien von Hand überprüfen und ihnen wieder einen sinnvollen Namen geben. Bei Bildern und Videos ist die Identifikation offensichtlich: Man schaut sie sich an. Audio-Dateien kann man in einem Player abspielen. Um zu prüfen, ob Audiodateien fehlerfrei sind, kann man sie in Audacity öffnen. Dort sieht man korrupte Daten auf einen Blick. Sind die Daten beschädigt, hat man Pech gehabt, eine Abhilfe ist nicht mehr möglich.

Eine kleine Orientierung bietet der erste Buchstabe des Dateinamens: PhotoRec extrahiert auch verkleinerte Vorschaubilder, wo möglich, und speichert diese unter Namen ab, die mit t beginnen, beispielsweise t7228086.jpg. »Normale« Dateien beginnen mit f. Auch das Erstelldatum der Datei wird unter Umständen wiederhergestellt; zumindest auf einem FAT-Dateisystem klappte das. Auf anderen Dateisystemen geht das nicht, da die Information wie der Dateiname im möglicherweise nicht mehr vorhandenen Inode gespeichert ist.

Testweise ließ ich PhotoRec über die 4 GB große CF-Karte meiner Kamera laufen. Das ergab über 1000 gefundene Bilder, die ältesten davon fast sechs Jahre alt. Stichproben zeigten, dass die Bilder größtenteils unbeschädigt waren. Eine vollständige Historie aller Aufnahmen ergab sich allerdings nicht, da zweifellos zwischenzeitlich viele Bilder überschrieben worden waren. Doch wenn man nur die neuesten Bilder retten will, was der Normalfall sein dürfte, hat man ausgezeichnete Chancen.

Anders sieht es bei stark beschädigten Dateisystemen aus, wie dem eingangs erwähnten. Dabei war die Suche nur mäßig erfolgreich. Nach fünf Tagen Suche waren 7,5 Mio. Dateien in knapp über 15.000 Verzeichnissen extrahiert. Trotz dieser Datenflut war es ein Leichtes, die für mich interessanten .wav-Dateien darin zu finden, da ihre Zahl sich nur auf ein paar Dutzend belief. Viele davon waren jedoch korrupt und nicht mehr brauchbar. Witzigerweise konnten auch einige Dateien wieder hergestellt werden, die ich Wochen zuvor gezielt gelöscht hatte. Doch auch diese waren für mich nutzlos. Der Grund für den geringen Erfolg dürfte in erster Linie die Größe der Dateien (um 400 MB) sein, die eine sequentielle Abspeicherung ohne Lücken unwahrscheinlich macht.

Die Definition neuer Dateiformate, die PhotoRec erkennen soll, ist leider anders als bei »file« nicht mit Konfigurationsdateien gelöst, sondern im Quellcode beschrieben. Daher ist eine Erweiterung zwar möglich, erfordert aber etwas C-Programmierkenntnisse.

Fazit

PhotoRec ist ein hervorragendes Programm, um einen letzten Versuch zu machen, verlorene Daten zu retten. Dabei muss man zwar mit der Einschränkung leben, dass es die Original-Dateinamen nicht rekonstruieren kann, aber in vielen Fällen kann es fast Wunder wirken. Gute Chancen hat man bei kleinen Dateien wie z.B. JPEG-Bildern, da es prinzipbedingt um so besser funktioniert, je kleiner die Dateien sind.

Wer Dateien wiederherstellen will, die nicht auf Flash-Medien liegen, sollte es zuerst mit spezialisierten, auf das jeweilige Dateisystem zugeschnittenen Werkzeugen versuchen. Erst wenn das nicht möglich ist, sollte als letztes Mittel der Wahl PhotoRec zum Einsatz kommen.

Der Entwickler von PhotoRec nimmt auch Spenden entgegen, und es dürfte eine Menge dankbarer Benutzer geben, die hier gerne etwas beitragen.

  • Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.

    - Weitere Informationen
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung