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Do, 28. Dezember 2006, 00:00

Das Open-Source-Jahr 2006

Ein kleiner Rückblick

Massachusetts, einer der Vorreiter bei der Umstellung auf langfristig archivier- und nutzbare offene Dokumentenformate, sieht sich weiterhin von Problemen geplagt. Nun monieren sehbehinderte Benutzer, dass sie, wenn sie nicht MS-Office für die Dokumente einsetzen können, ihre Sehhilfen nicht verwenden können, und bringen damit die Umstellung in Verzug. Man munkelt, das Microsoft diese Bedenken stark gefördert hat. Am 10. Oktober erklärt zum zweiten Mal ein CIO des Staates seinen Rücktritt, nachdem die Politiker das Budget für die IT-Behörde zusammengestrichen haben.

Am 25. August jährt sich zum 15. Mal die Ankündigung von Linus Torvalds, dass er an einem freien Betriebssystem arbeite. Kein rundes Jubiläum, aber Grund genug, mal wieder einen kleinen Rückblick zu halten.

An Streitigkeiten aller Art war das Jahr 2006 gewiss nicht arm. Der lange schwelende Streit zwischen dem Autor von cdrecord, Jörg Schilling, und anderen Entwicklern treibt auf einen neuen Höhepunkt zu, als Schilling Teile des Codes unter die GPL-inkompatible Lizenz CDDL stellt. Ein Fork des Projekts erfolgt kurz darauf und cdrecord dürfte unter Linux bald vergessen sein.

Glaubt man dem - bisweilen umstrittenen - Unternehmen Linspire, war ihr »Click'N'Run«-System außerordentlich erfolgreich. Daher macht der Anbieter das System nun kostenlos.

Der letzte Tag des zu kalten August heizt mit Gentoo 2006.1 und CentOS 4.4 gleich zweifach ein. Gentoo bringt einen Update auf GCC 4.1 und viele weitere Updates, aber keine umwälzenden Änderungen. CentOS, ein freier Nachbau von Red Hat Enterprise Linux mit auf Wunsch langfristigem Support, zieht mit den letzten Updates von Red Hat gleich.

September

DOS lebt! Zumindest tut es am 4. September noch einen Atemzug, als das lang erwartete FreeDOS 1.0 erscheint.

GNOME 2.16 erscheint planmäßig am 7. September. Erstmals sind Mono-basierte Programme mit dabei, was nicht unumstritten ist. Auf der anderen Seite haben die Entwickler die Geschwindigkeit der Programme gesteigert und die Bedienung weiter vereinheitlicht.

Am 20. September erscheint Kernel 2.6.18 mit zahlreichen Erweiterungen und Änderungen, darunter einem neuen Interrupt-Subsystem. Netzwerkpakete sollen mit dem neuen Framework GSO (Generic Segmentation Offload) performanter behandelt werden. Darüber hinaus gibt es viele neue oder erweiterte Treiber.

Am gleichen Tag stellt Mandriva den Corporate Server 4.0 vor. Gegenüber Version 3.0 soll er modularer und aktueller sein. Ferner unterstützt er die Virtualisierung mit VMWare, OpenVZ und Xen.

Und noch eine Nachricht dieses Tages: Das LiMux-Projekt startet, das heißt, die Umstellung von Rechnern der Münchner Stadtverwaltung auf Linux beginnt.

Eine folgenschwere Gründung erfolgt am 21. September: Der Dunc-Tank, der die Debian-Release-Manager zeitweise aus Spenden bezahlen will, startet. Ob dies im Endeffekt dazu beiträgt, dass der Release sich verzögert, ist unklar. Einige Entwickler haben nämlich aus Protest gegen die Organisation verstärkt Fehler in das Bugtracking-System eingetragen, so dass der Arbeitsaufwand für den Release erheblich steigt.

Glück im Unglück hat Kernel-Entwickler Alan Cox, als wenige Meter von ihm entfernt der Akku seines Notebooks explodiert. Er kommt mit einigen durch Splitter verursachten leichten Verbrennungen davon.

Streit gibt es auch zwischen Mozilla und Debian. Mozilla pocht auf sein Markenrecht, nach dem modifizierte Versionen von Mozilla-Produkten nicht mehr unter dem ursprünglichen Namen vertrieben werden dürfen, wenn Mozilla das nicht genehmigt. Dies führt am 20. Oktober dazu, dass Debian die Namen der Produkte ändert. Bereits in Debian 4.0 wird man sich an die Namen IceWeasel, IceDove und IceApe gewöhnen müssen, sofern man nicht die Originalsoftware von Mozilla herunterlädt.

Mandriva Linux 2007 erscheint am 27. September. Es kommt mit einem 3D-Desktop und einem neuen Theme, unter der Haube wurde es aktualisiert, unter anderem mit Kernel 2.6.17 und dem neuen Firewall-System »Invictus«.

Oktober

Slackware 11 erscheint. Das Konzept von Slackware ist unverändert, eine recht minimalistische, aber sehr stabile und dennoch aktuelle Sammlung von Linux-Software zu liefern. Konfigurationshilfen liefert Slackware nicht, aber die relative Einfachheit und gute Anpassbarkeit stehen bei vielen Systemverwaltern immer noch hoch im Kurs. Auch wird Slackware gern als Grundlage für erweiterte Distributionen verwendet. So erscheint bereits zwei Tage später easys Linux 3.0 (früher PocketLinux) auf Basis von Slackware 11.

Das KDE-Projekt kündigt eine Feier anlässlich den zehnten Geburtstags am 13. Oktober in Stuttgart an. Es soll eine gute Fete gewesen sein.

Fünf Wochen, nachdem Hans Reisers Frau Nina spurlos verschwunden ist, wird Reiser verhaftet. Auch nach einer Anhörung im November bleibt der Mordverdacht bestehen. Nina Reiser bleibt weiter spurlos verschwunden, Hoffnung für sie gibt es kaum noch. Die finanziellen Verhältnisse von Reiser sind angespannt, was ein Motiv für die Tat sein könnte. Zwingende Beweise gibt es jedoch noch keine. Ende Dezember versucht Reiser, finanziell aus der Klemme zu kommen und einen Käufer für seine Firma Namesys zu finden.

Nach langer Entwicklung erscheint Firefox 2.0 am 23. Oktober. Unter der kaum geänderten Oberfläche bringt Firefox zahlreiche Änderungen in der Funktionalität, wovon der eingebaute Phishing-Schutz eine der wichtigsten ist.

Am 24. Oktober, dem Tag, an dem Firefox 2.0 erst offiziell erscheint, ist auch Fedora Core 6 verfügbar. Eingebaut sind Virtualisierung und ein grafischer Manager, dazu wie schon seit längerem SELinux, dieses Mal mit einem grafischen Diagnosetool, Kernel 2.6.18, GNOME 2.16, KDE 3.5.4 und viele andere neue Funktionen und Aktualisierungen.

Mit einem eigenen Red-Hat-Klon will Oracle Red Hat das Wasser abgraben. Lange kursierte das Vorhaben als Gerücht. zunächst tat sich jedoch nichts, letztlich wurde es doch Realität. Red Hat bleibt gelassen, antwortet mit einem »Unfakeable!«-Statement und verweist auf die bessere Qualität des Supports, den es leisten könne.

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