Login
Newsletter
Werbung

Thema: Red Hat will Kunden vor Patentklagen schützen

3 Kommentar(e) || Alle anzeigen ||  RSS
Kommentare von Lesern spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
0
Von Kurt Pfeifle am Mo, 6. November 2006 um 22:24 #

Ein paar Gedanken zur jüngsten Microsoft+Novell-Geschichte....

Ich könnte soooo viel darüber schreiben, will aber jetztmal bloß ein paar Details beleuchten, die bisher wohl völlig unbeachtet sind. Scheint wohl, keiner hat so richtig in die Details gekuckt, die öffentlich zugänglich sind. Hier steht also jetzt mal nix über die Sache mit den Patenten, und daß Novell eventuell die Ansprüche von Microsoft anerkannt hat (und sogar dafür zahlt!), was das "Intellektuelle Eigentum" und gewisse Software-Patente an Novell-vertriebener Software betrifft, und damit einen unangenehmen Präzedenzfall für die Community und auch für alle anderen Unternehmen geschaffen hat, die auf Open Source bauen...

Diese wäre die erste "Partnerschaft", die Microsoft eingeht, um dem Partner zu helfen. In der Vergangenheit sind praktisch alle Partner bei lebendigem Leibe aufgefressen worden, wenn sie sich mit Microsoft einliessen.

Die Novell-Oberen, Miguel de Icaza ebenso wie Jeff Jaffe, kennen zwar die Gefahr, hoffen aber (mit welcher Berechtigung eigentlich?), daß diesmal alles ganz anders kommt:

  • Miguel de Icaza in seinem Blog auf die selbstgestellte Frage: "Habt Ihr nix aus der Geschichte gelernt? Microsoft hat in der Vergangenheit allen seinen Partnern Schaden zugefügt!": "I think that we have to give it the benefit of the doubt" (zu deutsch, frei übersetzt: "Hoffen wir mal das Beste")
  • Jeff Jaffe, Novell CTO, im Gespräch mit einem Forbes-Journalisten auf die Frage, was Novell anders macht, um das Schicksal anderer Microsoft-Opfer zu vermeiden: "I think this partnership is breaking new ground." (zu deutsch, frei übersetzt: "Diese Partnerschaft ist der erste Spatenstich, um neue Wege zu beschreiten.") Der Forbes-Schreiber merkt übrigens süffisant an: "Leider wird's wohl der erste Spatenstich Novells zum eigenen Grab sein."

Warum sind sich die Kerle da bloß so sicher? Etwa weil das Novell-Management um sooooo vieles cleverer ist als Steve Ballmer & Co.? Weil die Novell-Rechtsanwälte um so viel durchtriebener beim Dokumente-Schreiben und Vertrags-Formulieren sind als ihre Microsoft-Widerparts?

Ich persönlich traue den Beruhigungspillen nicht. Machen wir mal eine kleine Probe auf's Exempel. Hier sind zwei Beweisstücke dafür, daß die Novell-Seite bei diesem "Agreement" äußerst schlampig gearbeitet hat:

  • Erstens. Microsoft und Novell widersprechen sich auf ihren jeweiligen Webseiten was den "Brief an die Community" angeht:

    Ja, was nun? Ein "gemeinsamer" Brief, unterschrieben von beiden Firmen? Oder bloß einer, der von Novell stammt (wie Microsoft es sagt)? Und warum denkt Novell, daß es ein "gemeinsamer" Brief ist? Könnte es sein, daß sie dieses Dokument insgeheim erstmal den Microsoft-Rechtsanwälten zur Genehmigung vorlegen mußten, bevor sie ihn veröffentlichen durften? Und könnte es sein, daß sie diese Taschenkontrolle verwechselten mit einer offiziellen Absegnung durch Microsoft, daß man dies besten auch als gemeinsames Statement an die Community verkauft?

  • Zweitens. Novell erzählt uns das "eine" über das Microsoft'sche "Versprechen an die Open Source-Entwickler", aber was da tatsächlich drinsteht, ist was "anderes":

    • einerseits versichert uns Novell in dem "Open Letter", die MS-Zusicherung sei "irrevocable". Auf deutsch: sie sei "unwiderruflich" bzw. "unabänderlich";
      (http://www.novell.com/linux/microsoft/openletter.html)
    • andererseits: in dem von Microsoft veröffentlichten entsprechenden Schriftstück selbst finden sich zur Genüge Formulierungen wie "Microsoft reserves the right to terminate and revoke" und "to prospectively update and revise the terms of this pledge" [genauere Bedingungen folgen]. Auf gut deutsch: "Microsoft behält sich das Recht vor, [diese Zusicherung] zu beenden und zurückzunehmen [...]" und "beziehungsweise die Einzelheiten dieser Zusicherungen zu revidieren und anzupassen [...]".
      (http://www.microsoft.com/interop/msnovellcollab/community.mspx)

    Klar, oder? Ich wiederhol's nochmals: die Novell-Oberen verkaufen uns die Microsoft'sche Zusicherung als "unwiderruflich", während die Microsoft-Anwälte natürlich das "Recht auf Widerruf" reinformuliert haben.

Entweder, die Novell'schen Rechtsanwälte haben gepennt. Oder, sie wollen uns an der Nase herumführen.

In jedem Fall ausreichend Grund, dem Braten auf's Äußerste zu mißtrauen.

[
| Versenden | Drucken ]
  • 0
    Von Felix Schwarz am Mo, 6. November 2006 um 22:41 #
    Diese wäre die erste "Partnerschaft", die Microsoft eingeht, um dem Partner zu helfen. In der Vergangenheit sind praktisch alle Partner bei lebendigem Leibe aufgefressen worden, wenn sie sich mit Microsoft einliessen.

    Natürlich verfolgt MS eigene Interessen. Allerdings ist es nun nicht so, dass /jeder/ Partner mit seiner Existenz bezahlt hätte. Apple zum Beispiel geht es heute gut wie nie und sie attackieren sogar Microsoft über die PC-Schiene (auch wenn daraus aus verschiedenen Gründen in absehbarer Zeit keine ernsthafte Bedrohung für MS werden wird). Natürlich sind MS'-Anteile inzwischen deutlich mehr Wert, aber Apple ist trotz der Office-Abhängigkeit kein MS-Zombie.

    fs

    [
    | Versenden | Drucken ]
    • 0
      Von ac am Mi, 8. November 2006 um 01:51 #
      Der wesentliche Faktor bei dem Vorgang war, daß Microsoft Apple damals benötgte, um das Risiko einer Anordnung, das Unternehmen wg. seiner Monopolstellung aufzuspalten, zu minimieren. Apple-Anteile waren billig zu haben und letztendlich muß für die Refinanzierung der Entwicklung von Office für den Mac auch eine akzeptable Nutzerbasis vorhanden sein. Apple mit Kapital zu versorgen, war für Microsoft eine "Peanut-Investition", mit der Microsoft das Ziel verfolgte, Apple zu stützen. Daß Apple kein M$-Zombie ist richtig. Apple ist ein Apple-M$-Zombie.

      Im aktuellen Fall dagegen will Microsoft die faktische Anerkennung patentrechtlicher Vorstellungen durch einen Distributor dokumentieren und mittels Novell Druck auf Red Hat ausüben - Hauptsache die Konkurrenten machen sich gegenseitig das Leben schwer.

      Den Vergleich zum Bruderkuss zwischen dem "evil empire" und dem "little evil empire" zu ziehen, finde ich in der Form daher nicht passed - allerdings scheint es so, als ob Novell letzteren Status anstrebt.

      [
      | Versenden | Drucken ]
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung