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Di, 8. September 2009, 12:46

Unternehmen

Kommentar: Microsoft erklärt Linux

In einer neuen Kampagne erklärt Microsoft seinen Verkäufern die Vorzüge von Windows 7 gegenüber Linux und garantiert ihnen dabei höchst peinliche Momente anstelle einer wirklichen Hilfe - ein Kommentar.

Bereits mit »Compare« hat sich das Redmonder Unternehmen Microsoft das hehre Ziel gesetzt, in vielen Vergleichen herauszustellen, warum Windows-Server besser als Server mit Linux sind. Verglichen wurde seinerzeit in den Bereichen TCO (Total cost of Ownership), Zuverlässigkeit, Sicherheit, Handhabbarkeit und Kompatibilität. Als Referenzobjekt wurde Red Hat Enterprise Linux herangezogen und herausgefunden, dass langfristig gesehen ein Windows-Server preiswerter sei, weniger Sicherheitslücken aufweise und sich auch leichter verwalten lasse.

Im Zuge der Veröffentlichung von Windows 7 und der baldigen Verfügbarkeit des Betriebssystems in Elektronik- und Mediengeschäften widmen sich die Redmonder nun auch dem Netbook-Markt und starten eine neue Kampagne, die die Vorzüge von Windows hervorheben will. So erhielten beispielsweise die Mitarbeiter der US-amerikanischen Elektronikkette »Best Buy« die Möglichkeit, das neue Betriebssystem zum Preis von 10 US-Dollar zu erwerben, sofern sie an einer Schulung für Windows 7 teilgenommen haben. Dass dies allerdings genauso objektiv sein wird wie die vorherigen Kampagnen, war bereits im Vorfeld zu erahnen.

So bemängelt Microsoft, dass unter Linux der Einsatz von Digitalkameras, des iPods oder MP3 nicht möglich sei. Darüber hinaus will das Unternehmen herausgefunden haben, dass nur wenige Drucker und Scanner unter Linux funktionieren. Auch die Softwarekompatibilität und die Zahl der Spiele seien limitiert, wobei Microsoft beim letzten Punkt wohl auch Recht haben könnte. Völlig falsch liegt das Unternehmen dagegen mit der Behauptung, dass es für Linux keinen autorisierten Support gebe, wie eine Vielzahl reiner Linux-Dienst- und Supportleister beweist. Interessant an dem Vergleich ist ebenfalls die Kritik, dass Windows Live Essentials für Linux nicht existiere und das freie Betriebssystem unter anderem Zune und Office 2007 nicht unterstütze.

Wie subtil die Suggestion dabei arbeitet, wird in der Namensgebung der bemängelten Applikationen sichtbar. So hat das Unternehmen, wissentlich oder nicht, bei allen Microsoft-Produkten den ansonsten immer angegebenen Herstellernamen ausgelassen und macht so aus »Microsoft Office 2007« schlicht »Office 2007«. Hier wird auch die Absurdität der Kritik sichtbar - vergleichbar mit einem Autohersteller, der für das größte Manko der Konkurrenz die Tatsache hält, dass seine Originalteile dort nicht eingesetzt werden können. Dabei spielt es keine Rolle, ob er nicht willens war, diese für das Modell anzubieten, oder ob sie schlicht keinen Anklang finden würden.

Doch auch die anderen Kritikpunkte an Linux glänzen nicht durch eine differenzierte Wahrheitsfindung. Zum einen stellt das Unternehmen beispielsweise als eines der Merkmale des eigenen Betriebssystems heraus, dass es ständig aktualisiert wird, zum anderen kritisiert es aber an Linux, dass es zu oft aktualisiert wird. Weiterhin wollen die Redmonder herausgefunden haben, dass es für Ubuntu in einem Monat mehrere hundert Updates geben kann. Darüber hinaus sei nicht klar, ob bei Linux auch Aktualisierungen für Sicherheitslöcher erscheinen werden. Dass es schon alleine deshalb passieren wird, weil die Mehrzahl der Programmierer ihre Software auch einsetzt und sie schon aus Eigeninteresse korrigieren wird, verschweigt das Unternehmen genauso wie die Tatsache, dass zahlreiche Support-Unternehmen bereits seit Jahren Updates für ihre Kunden erstellen.

»Nachdem Sie diesen Kurs abgeschlossen haben, werden Sie in der Lage sein, Kunden die Vorteile von Windows 7 gegenüber Linux zu erklären«, preist das Unternehmen auf der ersten Seite die Intention des Kurses. In Wahrheit müsste jeder Verkäufer, der seinen Kunden die von Microsoft vorgefertigten Argumente liefert, im Gespräch rot anlaufen. Denn sogar der größte Windows-Fan kann nur noch müde lächeln angesichts der Aussage, dass der Windows-Desktop sicherer als der von Linux sei.

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Kommentare (Insgesamt: 214 || Alle anzeigen )
Re: Lob für den guten Kommentar/Artikel (..., Mi, 16. September 2009)
Re[2]: Wurscht (..., Mi, 16. September 2009)
Re: MS Office 2007 und Crossover Linux (me, Di, 15. September 2009)
Re[7]: Microsoft ist Microsoft ist Microsoft (me, Di, 15. September 2009)
Re[6]: Microsoft ist Microsoft ist Microsoft (me, Di, 15. September 2009)
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