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Mo, 7. Juni 2010, 15:38

Gesellschaft::Politik/Recht

Linux-Migration im Kanton Solothurn in der Kritik

Die noch immer nicht abgeschlossene Linux-Migration der Verwaltung in Solothurn hat zu ersten Konsequenzen geführt. Eine Expertise soll im Sommer klären, ob ein erfolgreicher Abschluss möglich ist.

Im Dezember 2001 hatte das Parlament von Solothurn beschlossen, zu Linux zu migrieren. Damit sollten etwa eine Million Franken jährlich an Lizenzgebühren eingespart werden. Die Migration begann entsprechend im Jahr 2002. Sie sollte eigentlich 2007 abgeschlossen sein. Die Verzögerung führte spätestens im Mai 2009 zu deutlicher Kritik. Diese kam von mehreren Seiten. Politiker stellten die Kostenersparnis in Frage, während einige Angestellte auf einer nicht mehr existierenden Webseite die angebliche Verschlechterung der Bedienung der Software beklagten.

Aktuell ist die Umstellung immer noch nicht abgeschlossen. Hauptsächlich scheint die Umstellung von der Windows-basierten Datenbank Konsul auf das Linux-basierte Ambassador alles zu blockieren. Es handelt sich um die zentrale Datenbank zur Bearbeitung von Regierungsratsbeschlüssen. Warum sie noch nicht läuft und der geplante Starttermin von Ende 2009 zunächst auf März und dann auf Ende 2010 verschoben wurde, bleibt unklar.

Die Migration wurde nun von der Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Kantonsrates untersucht. Sie fragt die Regierung nach einem »Plan B für den Fall, dass das laufende Projekt scheitern sollte«, und verlangt bis 1.Oktober einen Bericht. In diesem sollen die bisherigen und noch geplanten Umstellungskosten genannt werden. Auch soll die Regierung aufzählen, welche Windows-Programme weiter genutzt werden. Schon vor einem Jahr wurde ein Windows-Terminal-Server für solche Programme eingesetzt. Die GPK vermutet, dass die Kosten aus dem Ruder laufen könnten. Sie unterstellt ferner, dass der Scalix Webmail Client im Vergleich zu MS Outlook ein Rückschritt sei und dass es mit dem Drucken Probleme gebe.

Die GPK hat außerdem eine Expertise eingefordert, die nach den Sommerferien fertig sein soll und klären soll, ob die Linux-Migration auf dem Desktop bis Ende 2010 erfolgreich beendet werden kann. Ein nicht öffentlicher Zwischenbericht hatte zur Folge, dass die Gerichte bis auf weiteres nicht auf Linux migrieren.

Offenbar wird der weitere Verlauf der Migration vom Ergebnis der Expertise abhängen. Selbst eine Einstellung des Projektes wäre möglich. Laut der Zeitung wurde die Verantwortung für die Migration vom Amt für Informatik und Organisation (AIO) an das Finanzdepartementssekretariat übertragen, und dieses hat das Tempo der Migration bereits stark reduziert, um die Expertise abzuwarten. Es will die Mitarbeiter mehr als Kunden sehen, deren Ansprüche befriedigt werden sollten. Der Umstellungsbeschluss von Solothurn hatte auch keineswegs vorgeschrieben, dass alle Systeme auf Linux migriert werden müssen, sondern dort, wo es nicht sinnvoll erscheint, bei Windows geblieben werden kann. Das Ergebnis könnte eine gemischte Strategie wie im Kanton Basel-Stadt sein, wo aber derzeit wohl nur die Server mit Linux laufen, Linux auf dem Desktop aber nur als Pilotversuch eingesetzt wird.

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