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So, 14. Juni 2009, 00:00

Fedora 11

Kurze Vorstellung der elften Fedora-Ausgabe

Multimedia

Die vereinfachte Lautstärkenregelung ist eine der größten Änderungen in Fedora 11 im Multimedia-Bereich. Es ist ein Programm, das nur auf PulseAudio einwirkt und es für Benutzer viel einfacher machen soll, den richtigen Kanal zu regeln. Das Programm hat derzeit noch Mängel, die wohl auch mit der schwierigen Erkennung der genutzten Audio-Ausgänge zusammenhängen. Auch hat das Programm keinen Einfluss auf die Einstellungen von ALSA. Wenn die Ausgabe in ALSA zu leise ist, ist es machtlos. Daher ist die bisherige Laustärkenregelung weiterhin als »Advanced Volume Control« verfügbar, die aber den Nachteil hat, alle Regler der Soundkarte darzustellen, was bei komplexerer Hardware unübersichtlich wird.

KDE bringt seine eigene Lautstärkenregelung mit KMix mit, mit den gleichen Nachteilen wie die GNOME (Gstreamer)-Lautstärkenregelung. Daneben gibt es im Kontrollzentrum unter Multimedia die Möglichkeit, die Prioritäten und anderes zu regeln. Dies mag komplex erscheinen, ermöglicht aber eine feine Kontrolle für alle Bedürfnisse.

Aus den bekannten Gründen kann Fedora, ebenso wie die meisten anderen Distributionen, nur wenige Medienformate abspielen, da es viele benötigte Codecs nicht mitliefern kann. Wenn man versucht, ein Video abzuspielen, dann erhält man mit dem KDE-Videoplayer DragonPlayer nicht einmal eine Meldung, dass etwas nicht geht. Kaffeine meldet immerhin, dass es das Format nicht kennt. Nur Totem bietet auch die Option an, über die Paketverwaltung nach passenden Plugins zu suchen. Dazu muss man aber vorher in der Paketverwaltung die zusätzlichen Repositorien eintragen. Wenn man weiß, wie es geht, ist es im Prinzip ganz einfach. Über die Webseite von RPM Fusion kann man Pakete installieren, die die Repositorien hinzufügen. Danach lassen sich die fehlenden Pakete finden und auch installieren.

Unter GNOME funktionierte diese Methode einwandfrei. Zwar erschien nach jeder Installation in Totem eine Meldung, dass noch ein Codec fehle, aber wenn man Totem neu startete, war das Video abspielbar.

Ein kompletter Fehlschlag war dagegen unter KDE zu verzeichnen. Zunächst wurde beim Versuch, ein nicht unterstütztes Video-Format abzuspielen, vom Paketmanager nichts Passendes gefunden. Nach der manuellen Installation der gleichen GStreamer-Module wie bei GNOME konnten MP3- und einzelne Videodateien abgespielt werden, aber nicht alle. Bei manchen stürzte DragonPlayer einfach ab. Daraufhin installierte ich Xine nach, was ja von Phonon, der Multimedia-Schicht von KDE 4, als Backend genutzt werden kann. Doch Xine stürzte im ersten Versuch bei jedem einzelnen Video ab. Ich vermutete als Ursache inkorrekte Videotreiber-Einstellungen (anders gesagt, die Standardeinstellung funktionierte hier nicht), und so war es. Mit den richtigen Optionen für Video und Audio funktionierte Xine einwandfrei.

Flash-Videos ließen sich unter GNOME nach der Installation von Gnash problemlos in Firefox abspielen. Unter KDE mit Konqueror war das Gnash-Plugin unbrauchbar.

Weitere Neuerungen

Da der Hash-Algorithmus SHA-1 zunehmend unsicher wird (der Aufwand, um eine Hash-Kollision zu berechnen, konnte jüngst weiter gesenkt werden, ist aber immer noch sehr hoch), geht Fedora 11 dazu über, SHA-2 zu verwenden, speziell SHA-256 mit 256 Bit Hash-Länge (MD5 hat 128, SHA-1 160 Bit).

Bei der Virtualisierung hat es eine Reihe von Verbesserungen gegeben. VNC-Verbindungen zu virtuellen Maschinen (VMs), die mit KVM oder Qemu laufen, können nun über SASL authentifiziert werden. Dadurch werden alle Methoden der Authentifizierung möglich, die SASL unterstützt, einschließlich sicherem Single-Sign-On in Kerberos-Umgebungen. Die grafische Konsole von VMs kann nun in höheren Auflösungen als 800x600 laufen und verfügt über eine bessere Kontrolle des Mauszeigers. VMs unter KVMs können nun exklusiven Zugriff auf ein PCI-Gerät bekommen. Die Pakete kvm und qemu wurden vereinigt. Qemu kann damit als VM sowohl eigenständig als auch hardwarebeschleunigt mit KVM laufen.

Eine weitere interessante Entwicklung ist die Integration von SELinux in die Virtualisierung. Dadurch wird es möglich, die Rechte von VMs noch detaillierter zu kontrollieren. Außerdem haben die Entwickler die Möglichkeit geschaffen, Images von VMs von außerhalb der VM zu inspizieren und zu ändern. Dazu gibt es die Bibliothek libguestfs und zugehörige Tools wie guestfish (eine interaktive Shell) und virt-inspector.

Der neue X-Server (Version 1.6.2 RC1) wurde so konfiguriert, dass die Tastenkombination STRG+ALT+RÜCK standardmäßig deaktiviert ist, was bedeutet, dass man den Server nicht mehr aus Versehen, aber auch nicht mehr gezielt per Tastendruck beenden kann. Das versehentliche Abschießen des X-Servers war für viele Benutzer ein Problem, beispielsweise wenn sie eine ähnliche Tastenkombination verwenden wollten, aber die falsche erwischten, oder mit Feststelltasten arbeiten.

Fedora kommt selbstredend ohne proprietäre Grafiktreiber von NVidia, ATI oder anderen Herstellern. Dass die freien Treiber Nouveau und Radeon diese noch nicht vollständig ersetzen können, ist auch bekannt. Bei den meisten Grafikchips sollten sie zumindest zweidimensionale Grafik darstellen können, in einigen wenigen Fällen muss man vielleicht bei der Installation auf den VESA-Treiber ausweichen oder das Kernel Mode Setting deaktivieren. Gegebenenfalls kann man später einen proprietären Treiber nachinstallieren, wenn die Leistung des freien nicht ausreicht.

Der Paketumfang der Distribution ist auf 18.000 Pakete gewachsen, davon stammen nur noch 550 von RPMFusion. Vor einem halben Jahr ermittelte ich erst 12.000 Pakete, wovon rund 2.000 von RPMFusion kamen.

Fazit

Die Änderungen und Verbesserungen in Fedora 11 sind so umfangreich, dass selbst die offiziellen Release-Notes, die zahllose Details aufführen, kein komplettes Bild geben können. In diesem Bericht konzentrierten wir uns notgedrungen auf die augenfälligsten Änderungen und diejenigen, die leicht zu prüfen sind.

Fedora hat nach eigenen Angaben das Ziel, die neuesten Entwicklungen aus der Open-Source-Welt schnell zu den Anwendern zu bringen. Dieses Ziel wurde wieder einmal erreicht. Der Preis für die große Aktualität ist jedoch, dass eine Vielzahl von Features unfertig ausgeliefert wird. Spätestens wenn irgend etwas nicht wie erwartet funktioniert, muss man wohl oder übel die Release Notes lesen oder sich anderweitig informieren. Während selbst Debian Sid in aller Regel nur stabile Softwareversionen enthält, liefert Fedora 11 einige Programme in Betaversionen mit, beispielsweise den X-Server oder Firefox. Ob dies nötig wäre, ist die Frage. Andererseits können Fehler in jeder Software, auch in »stabilen« Versionen auftreten. Wichtig ist letztlich, dass die Fehler korrigiert werden.

Auch wenn in Fedora 11 einige Baustellen zu beobachten sind, sind viele Komponenten gegenüber Fedora 10 verbessert und gereift, so dass größere Probleme während des Tests ausblieben. Größter Schwachpunkt ist derzeit wohl die schlechte Multimedia-Funktionalität und andere kleinere Probleme in KDE. Ich rechne aber damit, dass KDE 4.3 diese weitgehend beseitigen wird.

Es bleibt bei meiner Einschätzung, dass Heimanwender, denen die neueste Version eines Programms ziemlich gleichgültig ist, von Fedora Abstand halten sollten. Sie sind mit einem zuverlässigeren System wie Debian besser bedient. Benutzer, die die gelegentlich auftretenden Probleme selbst lösen können, könnten von der Aktualität und den zahlreichen Innovationen angetan sein. Auch als Desktopsystem in Firmen und Organisationen ist Fedora 11 durchaus geeignet, allerdings nur, wenn die Wartung von erfahrenen Administratoren übernommen wird.

  • Dieses Werk wurde unter der GNU Free Documentation License veröffentlicht. Das Kopieren, Verbreiten und/oder Modifizieren ist erlaubt unter den Bedingungen der GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation.

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