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So, 5. Juni 2005, 00:00

Ubuntu 5.04

Server-Installation

Für eine Serverinstallation empfiehlt es sich, bereits am Bootprompt custom oder custom-expert einzugeben, anstatt einfach Enter zu drücken. Dann wird nur ein Minimalsystem installiert, zu dem man dann leicht die gewünschten Dienste hinzufügen kann. Auch eine grafische Oberfläche wird dann zunächst nicht installiert.

Nach der Installation, die dann genauso abläuft wie die Standardinstallation, befinden sich gut 200 Pakete auf der Platte, die etwa 240 MB belegen. Das System meldet sich mit einem Login-Prompt an der Konsole. Auch hier kann man sich nicht als root anmelden, sondern muß den zuvor definierten normalen Benutzer verwenden. Das einzige installierte Serverprogramm ist Postfix, und auch dieses lauscht nur am Loopback-Device. So kann man seine benötigten Dienste installieren, ohne schon während der Installation einen Einbruch befürchten zu müssen, denn es ist kein TCP- oder UDP-Port nach außen offen.

Sicherheitsupdates

Was Sicherheitsupdates angeht, ist Ubuntu vorbildlich. Man kann sich in eine Mailingliste eintragen, um immer über die neuesten Updates informiert zu werden. Auf dieser Mailingliste erscheint nichts anderes. Ubuntu ist sehr schnell mit Updates, meist mindestens genauso schnell wie Debian, teilweise sogar einen Tag schneller. Allerdings muß Debian die Updates ja auch für viel mehr Architekturen bereitstellen.

Wer sich nicht mit der Mailingliste herumschlagen will, findet die Updates natürlich auch online unter http://www.ubuntulinux.org/support/documentation/usn/.

Live-CD

Die separat herunterladbare Live-CD, die in der Box enthalten ist, bootet ein Ubuntu-System zum Kennenlernen und Ausprobieren, das auf den ersten Blick nicht von einem normal installierten Ubuntu zu unterscheiden ist. Um sie optimal zu nutzen, sollte der verwendete PC einen Netzwerkanschluß besitzen. Ansonsten funktionieren Dienste wie NTP und das Englisch-Wörterbuch nicht.

Die CD bootet nicht automatisch, sondern fragt wie bei einer Installation zunächst Sprache, Tastatur und Land ab. Im weiteren Verlauf des Bootprozesses wird auch noch nach den gewünschten Auflösungen für den X-Server gefragt. Dies erscheint mir unnötig, da die Information vom BIOS oder gar vom Display abgefragt werden kann. Es mag aber sein, daß zuviele Geräte fehlerhafte Informationen liefern.

Die CD bootete bei mir einwandfrei. Geräte wurden erkannt. Das Starten von Anwendungen dauert allerdings, im Falle von OOo kann man getrost einen Kaffee holen gehen. Sind die Applikationen geladen, laufen sie aber durchaus mit normaler Geschwindigkeit.

Beim Beenden der Live-Distribution wird auf die Konsole zurückgewechselt, und ein Prompt fordert dazu auf, die CD zu entnehmen und ENTER zu drücken. Leider sieht man diesen nicht, da der Screensaver der Konsole aktiviert ist und nur einen schwarzen Bildschirm präsentiert.

Wie auch bei der normalen CD enthält die Live-CD keine vollständige Unterstützung der ausgewählten Landessprache. Das bedeutet, daß einige Texte und Dialoge in Englisch erscheinen. Leider dürfte es bei der Live-CD keinen Sinn machen, die Sprachunterstützung nachzuinstallieren. Beim nächsten Booten müßte man das Spielchen von vorne beginnen. Abhilfe dürfte nur eine angepaßte CD schaffen.

Upgrade

Das Upgrade von Version 4.10 auf 5.04 geht problemlos vor sich. Getestet habe ich das Upgrade übers Netz, und zwar einmal die Custom-Variante und einmal die volle Installation eines Warty-Systems.

Beim Upgrade übers Netz ersetzt man einfach in der Datei /etc/apt/sources.list die Bezeichnung warty durch hoary. Ein apt-get update; apt-get dist-upgrade ersetzt den Großteil der installierten Pakete durch neue Versionen. Selbst der Kernel wird aktualisiert, was bei Debian nicht passieren würde. Nur wenige Pakete (ca. 20%) bleiben unangetastet. Nach einem Neustart meldet sich das System korrekt mit

Ubuntu 5.04 "Hoary Hedgehog" ubuntu tty1

Seltsamerweise war der X-Server nicht aktualisiert worden - X11 startete trotzdem, was mich im Nachhinein etwas erstaunt. Es war notwendig, xserver-xorg manuell zu installieren.

Nach dem Update war bei mir in einem Fall kein "sudo" mehr möglich - die Datei /etc/sudoers fehlte einfach. Die Erklärung liegt anscheinend in dem - nicht ganz nachvollziehbaren - Verhalten, kein sudo einzurichten, wenn ein Root-Paßwort gesetzt wird. Dieses »Feature« scheint inzwischen auch bei den Entwicklern eher als Bug angesehen zu werden.

Übrigens wird nur ein Upgrade von der unmittelbaren Vorgängerversion unterstützt. Wer zu lange wartet, muß in mehreren Schritten upgraden.

Fazit

Trotz kleiner Ungereimtheiten gefällt mir Ubuntu 5.04 sehr gut - besser als Version 4.10, da einige Probleme beseitigt wurden. Dafür kamen anscheinend neue hinein, aber welche Distribution ist schon fehlerfrei? Die meisten Probleme, auf die ich während meiner Tests stieß, konnten durch eine kurze Suche auf der Ubuntu-Webseite gelöst werden. Nicht bei allen Problemen habe ich mir allerdings die Mühe gemacht, eine Lösung zu suchen.

Gegenüber Warty gab es keine revolutionären Änderungen. Dafür wurde die Software gründlich aktualisiert und ist somit weitgehend auf dem neuesten Stand. Ein Upgrade der Distribution ist offenbar weitgehend problemlos. Angesichts des halbjährigen Release-Zyklus ist es auch zu empfehlen, mit dem Upgrade nicht zu lange zu warten.

Summa Summarum kann ich Ubuntu 5.04 jedem Interessierten empfehlen. Wenn meine Rechner nicht bereits mit Slackware oder Debian liefen, wäre Ubuntu wohl meine erste Wahl. Für einen Umstieg auf Ubuntu sehe ich zwar im Moment keine Notwendigkeit, schließe ihn aber nicht ganz aus.

Meine Erfahrungen möchte ich noch einmal in ein paar Stichworten zusammenfassen:

Plus:

  • Benutzerfreundlich
  • Aktuell
  • Sicher
  • Stabil
  • Frei
  • Experimentelle Programmversionen verfügbar

Minus:

  • Ohne Internet nur eingeschränkt nutzbar
  • KDE nicht auf der CD

Zum Paket von Open Source Factory möchte ich noch anmerken: Es wäre wünschenswert gewesen, gleich die deutsche Sprachunterstützung auf die CDs zu packen, anstatt die Standard-CDs auszuliefern. Ich denke, auf den CDs waren noch Platzreserven dafür. Das wäre es ein Anreiz mehr gewesen, sich das Paket zuzulegen. Das T-Shirt dürfte wohl kaum ein Kaufargument sein. Es bleibt der angebotene Support, ob dafür aber schon ein nennenswertes Publikum existiert, bleibt abzuwarten.

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