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Snappy Ubuntu als Betriebssystem für Switches und Router
Canonical hat angekündigt, dass Ubuntu Snappy einen Einsatz in der Telekommunikationsindustrie finden wird. Es soll außerdem die APIs zum Zugriff auf die Cloud-Dienste von Amazon und Microsoft enthalten.
Canonical
Canonical hatte Ubuntu Snappy vor kurzem als Variante der Minimal-Distribution Ubuntu Core
vorgestellt. Ubuntu Core ist ein auf das Minimum reduziertes Ubuntu-Basissystem, das darauf optimiert ist, als virtuelle Maschine in einer öffentlichen oder privaten Cloud zu laufen. Snappy Ubuntu dagegen ist dafür gedacht, auf realer Hardware zu laufen, und darauf optimiert, Dienste in Docker-Containern auszuführen. Snappy Ubuntu beruht auf einem ganz neuen Update- und Paketmechanismus, der durch das gleichnamige Programm realisiert wird. Updates werden ähnlich wie beim
Projekt Atomic von Fedora und Red Hat atomar ausgeführt. Das bedeutet, dass sie entweder komplett eingespielt oder, falls ein Problem auftrat, komplett zurückgerollt werden. Dieser Mechanismus soll die Sicherheit erhöhen, da die vom Distributor bereitgestellten Updates zuverlässig eingespielt werden. Bei Geräten wie Routern und Switches sollen diese Updates automatisch übernommen werden, was eine deutliche Verbesserung gegenüber der heute gängigen Situation wäre, dass Updates manuell oder gar nicht vorgenommen werden.
Bei der ersten Ankündigung von Snappy Ubuntu hatte Canonical lediglich kleinere Unternehmen aus der Maker-Szene als Partner genannt. Nun folgen einige große Partnerunternehmen aus dem Telekommunikations- und Internet-Bereich. Im Telekommunikations-Bereich geht der Trend stark dahin, spezialisierte Geräte wie Router und Switches durch Software-Appliances zu ersetzen, die auf leicht erhältlicher x86- oder ARM-Hardware laufen. Das erhöht die Flexibilität und senkt die Kosten sowohl für die Geräte selbst als auch für die laufende Wartung. Die Deutsche Telekom ist eines der Unternehmen, die Snappy Ubuntu in diesem Bereich evaluieren. Schon jetzt ist Ubuntu bei der Telekom die Basis für die meisten OpenStack-Systeme.
Aber auch Switches und Router sollen schon bald mit Ubuntu Core anstelle anderer, oft proprietärer Betriebssysteme ausgeliefert werden. Cavium plant den Einsatz von Ubuntu Core, auf dem einige ausgewählte Netzwerkprogramme installiert sind. Diese Geräte werden durch Standard- oder zusätzliche Snappy-Pakete nahezu beliebig in ihrer Funktion erweiterbar sein.
Snappy Ubuntu wird künftig auch die Header-Dateien und Bibliotheken zum Zugriff auf die Cloud-Dienste von Amazon und Microsoft enthalten. Entwicklern wird es damit leicht möglich sein, entsprechende Funktionen in ihre Software einzubauen. Dies ist das Resultat einer Partnerschaft zwischen Canonical, Amazon und Microsoft.
Canonical erhofft sich nicht weniger, als mit Snappy Ubuntu einen Standard zu schaffen, der alle Netzwerkgeräte wie Switches, Access Points und Router umfasst. Dieser Markt war bisher stark fragmentiert durch zahllose, oft proprietäre Systeme, und System- und insbesondere Sicherheitsupdates durch die Hersteller ließen oft zu wünschen übrig. Im Zeitalter der allumfassenden staatlichen Spionage sind Sicherheitslücken, die längere Zeit offen sind, aber nicht mehr hinnehmbar, und genau mit diesem Argument bringt Canonical Snappy Ubuntu ins Spiel. Als weitere Maßnahme hat Canonical ein Zertifizierungsprogramm aufgelegt, bei dem Chip- und Board-Hersteller ihre Plattformen für Snappy Ubuntu zertifizieren können.