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Fr, 2. August 2002, 12:45

Software

Freie Software langfristig günstiger

Der australische Rechtsanwalt Brendan Scott legt in einem Artikel dar, daß die Gesamtkosten des Einsatzes freier Software langfristig niedriger als die von proprietärer Software ausfallen müssen.

Der Artikel nennt weder Studien noch konkrete Zahlen. Stattdessen geht er von der Copyright-Gesetzgebung und den Gesetzen des Marktes aus und zieht daraus seine Schlüsse. Das Resultat ist quasi ein theoretischer Beweis für die Überlegenheit freier Software und stimmt mit der beobachteten Praxis gut überein.

Copyright-Gesetze wurden ursprünglich geschaffen, um den Publizierern von Büchern einen Anreiz zum Publizieren zu schaffen. Dieser bestand natürlich in der Aussicht, viel Geld zu verdienen. Dazu war es nötig, Konkurrenten davon abzuhalten, die gleichen Werke zu veröffentlichen. Denn diese hätten den originalen Publizierer leicht unterbieten können, da ihre Kosten niedriger liegen. So wurde also jedem Publizierer ein Monopol zugestanden. Dies ist gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, daß der freie Markt in dieser Hinsicht versagt.

Die gleichen Gesetze gelten heute auch für Software. Dies hat zur Folge, daß man proprietäre Software niemals besitzen kann, man erhält höchstens Lizenzen zur Nutzung. Freie Software besitzt man formal gesehen auch nicht, aber man erhält Rechte, die einem Besitz sehr nahe kommen. Aus diesem Grund spricht Scott nicht von der Total Cost of Ownership, sondern der Total Cost of Acquisition and Operation (Beschaffung und Einsatz), behält aber die Abkürzung TCO bei. Bei unfreier Software ist mit Kosten zu rechnen, die gerade daraus resultieren, daß man keine Besitzrechte an der Software hat: Die Total Cost of Non-Ownership (TCnO).

Als Reaktion auf das Versagen des Marktes hat sich freie Software gebildet. Aufgrund des Fehlens von einschränkenden Bestimmungen kann sich rund um freie Software ein freier Markt mit unbegrenztem Wettbewerb bilden. Während die Anbieter auf dem proprietären Markt beliebige Preise verlangen können, sinkt der Preis auf dem freien Markt wegen der starken Konkurrenz auf Null. Gleichzeitig entwickelt sich ein fairer Wettbewerb um Support und andere Dienstleistungen. Damit ist freie Software automatisch günstiger als proprietäre, vorausgesetzt, sie erfüllt den gleichen Zweck.

Nach Scotts Meinung sollte man sich auch dann für freie Software entscheiden, wenn diese nicht ganz den benötigten Funktionsumfang aufweist, sofern die fehlende Funktion für weniger Geld zu haben ist, als die proprietäre Software kostet.

Scott betrachtet auch Szenarien, in denen aus proprietärer Software freie Software wird oder umgekehrt. Beide Formen können auch nebeneinander existieren. Dabei hat es Auswirkungen, welche Lizenz zum Einsatz kommt. Die GPL und GPL-ähnliche Lizenzen verhindern, daß freie Software proprietär wird, daher resultiert aus ihnen die niedrigste TCO. Bei anderen freien Lizenzen kann die TCO höher sein, auch wenn das nicht der Fall sein muß. Proprietäre Software muß langfristig den höchsten TCO haben, in Zeiträumen von 1, 2 oder 3 Jahren kann dies aber auch umgekehrt sein. Selbstverständlich ist die TCO weit mehr als nur die Lizenzkosten, es ist sogar so, daß die Lizenzkosten nur dann einen nennenswerten Einfluß haben, wenn sie sehr hoch sind.

Zuletzt warnt der Advokat vor dem sogenannten "Shared Source"-Modell. Er spricht, wohl in Anspielung auf Microsofts Behauptung von der "viralen Natur der GPL", von der viralen Natur proprietärer Software. Denn wer beispielsweise Software unter Shared Source-Lizenz modifiziert und diese an den Hersteller zurückgibt, hat ggf. nicht einmal Anspruch darauf, diese Modifikation nutzen zu dürfen. Erst recht hat er keinen Anspruch darauf, die Verbesserungen, die von anderen beigetragen wurden, nutzen zu dürfen. Im Gegensatz zur GPL gebe es nicht einmal eine explizite Lizenzvereinbarung, in der der Nutzer vor solchen Folgen gewarnt wird. Denn diese Folgen ergeben sich einfach aus der stillschweigend akzeptierten Existenz der Copyright-Gesetze.

Die Konsequenz aus diesem Artikel ist, daß alle Nutzer auf freie Software umschwenken sollten, wo möglich. Oft werden dadurch die Kosten kurzfristig steigen, doch langfristig wird es sich auszahlen. Daß der Lebenszyklus von freier Software oft länger ist als der von proprietärer, wirkt sich zusätzlich kostensenkend aus.

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