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Do, 29. März 2001, 00:00

Progeny Release Candidate 1 Erfahrungsbericht

Probleme mit ISDN!

Da ich diesen Punkt besonders wichtig finde, hebe ich ihn noch einmal besonders hervor. Leider eignet sich Progeny nicht im geringsten für ISDN-Benutzer. Ein Problem ist, daß der 2.2.18 Kernel ohne das Hisax-Modul kompiliert wurde. Das Problem kann man lösen, indem man den 2.4.2 Kernel verwendet. Das nächste Problem ist, daß auf der CD die "isdnutils" nicht vorhanden sind. Soweit ich weiß, auch nicht auf der zweiten, aber das ist unbestätigt, da ich diese nicht besitze. Das ist sehr ärgerlich, denn ohne isdnutils kein ISDN. Eine Lösung dafür wäre eine alte Potato-CD, von der sich das problemlos nachinstallieren läßt. Aber nicht jeder hat die und die wenigsten werden sich eine Potato-CD extra deswegen brennen wollen.

Und selbst wenn diese beiden Hürden überwunden wären, wäre da noch das Fehlen jeglicher GUI-Unterstützung für die ISDN-Konfiguration. Die Konfiguration von Hand ist einfach, wenn man es schon etliche Male gemacht hat, erfordert aber doch einiges an Einarbeitungszeit, wenn man es zum ersten Mal versucht. Kurz gesagt, Progeny ist grundsätzlich nicht zu empfehlen für ISDN Benutzer, die vor größeren Bastelarbeiten zurückschrecken. Ich hoffe sehr, daß sich das in einer der nächsten Versionen ändern wird. Der Grund, wieso dieser Zustand so katastrophal ist, ist schnell gefunden. Progeny ist eine US-Distribution und in den Staaten kennt man ISDN leider nur vom Hörensagen. Es ist also nur verständlich, daß sich dort im Entwicklungsteam keiner mit ISDN auskennt. Ändern wird sich das vermutlich erst, wenn freiwillige Europäer Debian und Progeny hier etwas unter die Arme greifen, oder wenn Progeny eine Entwicklungsabteilung in Europa gründet.

Ich hoffe nur, daß Progeny nicht schon alleine deswegen chancenlos am deutschen Markt dasteht. Es ist übrigens dennoch möglich mit Progeny und ISDN. Gerade befinde ich mich nämlich im Progeny-System und bin auch online. Das war allerdings nur so einfach möglich, da ich besagte Potato-CD besitze.

Unterschiede zu Debian

Für alle, die einfach nur wissen wollen, was an Progeny denn jetzt so anders ist als an Debian, folgt hier eine kleine Auflösung. Nicht zu vergessen ist, daß Progeny komplett auf Debian basiert, also jeder Debian-Vorteil im gleichen Maße auch für Progeny gilt.

  • Eine neue und fortschrittliche grafische Installation mit bereits sehr guter Hardwareerkennung.
  • Ein grafisches Konfigurationsprogramm, um jedes einzelne installierte Paket noch einmal nachzukonfigurieren, falls dieses debconf unterstützt.
  • "Configlets", das sind spezielle kleine Programme, die bei Progeny vor allem im Gnome Control Center auftauchen und für die Konfiguration des Systems verwendet werden können. Progeny hat hier im Gnome Control Center die selben Module, die auch bei der Installation zur Verfügung stehen. Wobei das "User" Modul nicht zu funktionieren scheint (es taucht gar nicht erst auf).
  • "PkgSets", das sind vordefinierte Listen von zusammenhängenden Paketen, die man per einfachem grafischen Frontend installieren und deinstallieren kann.
  • Ein weiterer grafischer Paketmanager, der hauptsächlich mit den PkgSets arbeitet.
  • Neuer Look, neues Feel. Eine professionelle Distribution, mit abgerundeten Ecken und bezahlten Designern. ;) Schon alleine das Hintergrundbild ist für mich ein Killerargument. ;)
  • Viele andere nette Kleinigkeiten, die eine kommerzielle Distribution nunmal ausmachen.
  • Kommerzieller Support. Der freie Support der Debian-Community ist auch klasse. Der basiert allerdings auf "ich helfe dir wenn ich möchte und wenn nicht, dann hast du nichts zu melden". Mit Progeny hat man jemanden, den man beschimpfen kann, wenn etwas nicht funktioniert. Und dessen Job es ist, dir zu helfen. Ob er will oder nicht. ;)

Tips und Tricks

Da es noch kein Handbuch zu Progeny gibt, kann die Funktionssuche anfangs etwas irritierend sein. Ich verwende Progeny jetzt schon seit einigen Wochen und entdecke immer wieder etwas Neues. Gerade eben erst habe ich den wirklichen Paketmanager in Progeny entdeckt. Über add/remove software kommt man an ein Programm, in dem man die Packagesets installieren kann (das selbe, welches auch bei der Installation erscheint). Wenn man hier auf "search" klickt, kann man nach jedem einzelnen Paket suchen und dieses dann installieren oder deinstallieren.

Mein Fazit

Alles in allem ist Progeny also eine sehr interessante Distribution, die unglücklicherweise noch an vielen Kinderkrankheiten leidet. Für mich ist sie dennoch der derzeit hellste Stern am Himmel und ich wünsche ihr viel viel Glück. Der Ansatz von Progeny begeistert mich jedenfalls sehr und ich bin mir sicher, daß ich mit Progeny noch lange glücklich sein werde. Auf jeden Fall ist dieses Projekt ein riesiger Schritt für Debian im Ganzen und die Luft wird eng für die "alteingesessenen" SuSE, Mandrake und Red Hat. Die Final Version wird ganz sicher bereits ein interessantes Produkt sein. Dennoch werde ich Progeny ein paar weitere Releases Zeit geben, um den Entwicklungsstand der "großen Drei" zu erreichen. Wir werden sehen, ob ich sie über- oder gar unterschätze.

Bei Fragen und Problemen

Weitere Fragen zu Progeny werde ich gerne versuchen zu beantworten. Ob per Email oder Forum spielt keine Rolle. Bei allgemeinen Fragen und Problemen zu Debian oder auch Progeny empfehle ich das Debianforum von powered-by-linux.de. Dort bin ich auch regelmäßig anzutreffen und keine Frage ist uns zu dämlich. ;)

Während ich das hier schreibe, wird übrigens leise still und heimlich die RC2 bereits fertiggestellt. Auf dem Server sind die ISO Files der RC2 bereits verfügbar. Hoffen wir, daß in dieser wieder einige Bugs bereinigt worden sind. :)

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