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So, 21. August 2005, 00:00

OpenSolaris

OpenSolaris

OpenSolaris in der aktuellen Form ist keine Distribution. Das bedeutet, dass es kein unabhängiges Betriebssystem ist, das man installieren kann. Schauen wir uns nun an, was bereits offengelegt wurde und was in Zukunft offengelegt wird.

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Robert Milkowski

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Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels, also gleich nach der Offenlegung von OpenSolaris, sind die Quellen der Os/Net-Konsolidierung (ON) verfügbar - des größten und wichtigsten Systembestandteils aus dem Nevada-Baum (Entwicklerversion von Solaris), also der Kernel, die Bibliotheken, die meisten Treiber und Systembefehle (ca. 10 Mio. Codezeilen). Zur Erläuterung: Solaris ist in sogenannte Konsolidierungen (ON, X, GNOME, Install etc.) eingeteilt, aus denen die gesamte Distribution besteht. In ON befinden sich auch alle neuen Funktionalitäten von Solaris 10, z.B. Zonen, SMF oder DTrace. Auffallend ist, dass zur Zeit ein kleiner Teil der Software ausschließlich in binärer Form erhältlich ist (der meiste dieses Codes wird nach einiger Zeit freigegeben oder neu geschrieben) - hauptsächlich wegen des unklaren Rechtsstatus der jeweiligen Codesequenzen. Das Ganze wird in einer Form geliefert, dass es möglich ist, einen lauffähigen Kernel und lauffähige Applikationen zu bauen. Die Arbeiten an der Offenlegung des restlichen Solaris-Codes werden weiter geführt und sie nehmen noch ein bisschen Zeit in Anspruch - bisher wurde nur der erste Schritt gemacht, allerdings war das der wichtigste Schritt. Danach werden weitere Konsolidierungen, also weitere Teile der Distribution, offengelegt.

Seit ungefähr anderthalb Jahren wird von Sun jeden Monat Solaris Express (SX) geliefert, das ein monatlicher Auszug der Entwicklerversion von Solaris (Nevada) in Form einer kompletten installationsfertigen Distribution ist. Mit dem Erscheinen von OpenSolaris wurde auch ein Solaris Express Community Release bereitgestellt - das ist ebenfalls ein Auszug der gesamten Distribution, jedoch mit der Ausnahme, dass es nicht allen Tests, die das typische SX absolvieren muss, unterzogen wird, es wird aber häufiger und schneller generiert. Diese Version ist hauptsächlich für diejenigen konzipiert, die an OpenSolaris arbeiten. Dies bedeutet, dass Solaris Express eine aktuell auf OpenSolaris basierende Distribution ist. Um am komfortabelsten an OpenSolaris arbeiten zu können, sollte man tatsächlich Solaris Express installieren (die aktuellsten Versionen zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels waren: build 15 für die Basisversion von SX und build 16 für das Community Release). Auf der so installierten Distribution kann man die Quellen kompilieren - dadurch hat man die neueste Version der gesamten Distribution zusammen mit den Quellen. Dies bedeutet aber nicht, dass man bei der Arbeit an Solaris nach dem jeweiligen Erscheinen einer neuen Version von SX das System aktualisieren muss, aber je nachdem, woran man aktuell arbeitet, kann sich eine Aktualisierung als praktisch oder sogar als nötig erweisen. Daraufhin kann man mit Hilfe der mitgelieferten Tools den selbstständig kompilierten Kernel oder auch die gesamte ON-Konsolidierung austauschen.

Lizenzen

Eines der wichtigsten Elemente von OpenSolaris ist die Lizenz, die Sun zur Veröffentlichung der Solaris-Quellen gewählt hat. Die CDDL basiert auf der Mozilla Public License (MPL) - die Änderungen ermöglichen unter anderem mehr Freiraum bei der Nutzung dieser Lizenz durch andere Projekte. Die CDDL wurde von der OSI genehmigt, was sehr viel Freiheit bei der Nutzung des Codes garantiert. Es garantiert auch, dass allerlei Änderungen im Code öffentlich verfügbar sein werden - ähnlich wie bei anderen bekannten Open-Source-Lizenzen. Dies bedeutet, dass Solaris von keiner Institution mehr, einschließlich Sun, geschlossen werden darf.

Ein wichtiger Aspekt der CDDL-Lizenz ist, dass sie auf Dateien basiert, d.h. dass sie sich auf einzelne Dateien bezieht. Dadurch kann man CDDL-basierte Software mit Software verknüpfen, die unter einer anderen Lizenz veröffentlicht wurde, einschließlich geschlossener Software. Diese Eigenschaft kann sich für viele Unternehmen als sehr günstig erweisen. Wichtig ist auch, dass man CDDL-Code nicht in GPL-Code einbeziehen darf, z.B. in den Linux-Kernel. Im Userspace von Linux könnten dagegen nur CDDL-basierte Applikationen existieren, oder auch Applikationen, die unter anderen, dies ermöglichenden Lizenzen veröffentlicht wurden, z.B. BSD.

Bei der Besprechung der Lizenzen sollte man noch erwähnen, dass Sun die Rechte von ungefähr 1600 Patenten, die Betriebssysteme betreffen, an die CDDL-Community übergeben hat.

Infrastruktur

Eines der wichtigsten Elemente des Projektes ist auch seine Infrastruktur, also Diskussionslisten, das Quellen-Repository, die Dokumentation, FAQ etc. All diese Dinge finden Sie unter der Adresse http://www.opensolaris.org/.

Die allgemeine Liste, in der aktuell die größte Anzahl Personen eingetragen ist, ist OpenSolaris-discuss. Dort wurden auch die meisten Diskussionen geführt, während das Programm Pilot realisiert wurde. Bezugnehmend auf das NDA wurden leider die Archive der Diskussionsliste aus dieser Zeit nicht veröffentlicht. Außerdem kann man auf dieser Seite viele andere Diskussionslisten mit engerer Thematik finden. Auch die Sun-Entwickler gehören zur Community, also kann man in diesen Listen Programmierer (und nicht nur sie) finden, die für die jeweiligen Teile von Solaris zuständig sind. Wie man sich überzeugen kann, versucht Sun der Öffentlichkeit möglichst viele Entwicklungsarbeiten zu zeigen.

Ein weiteres wichtiges Element ist die Bug-Datenbank. Zurzeit stehen darin alle Bugs und Verbesserungsvorschläge (RFE - Request For Enhancement) betreffend des bereits geöffneten Codeteils. Viele Kunden, die den Solaris-Support bestellt haben, finden dort sicherlich ihre Vorschläge wieder, obwohl diese Datenbank nicht solche Informationen berücksichtigt, die Sun wegen des Schutzes seiner Kunden nicht veröffentlichen darf.

Ein weiteres sehr komfortables Tool ist der Source Browser, mit dessen Hilfe man nach einem String, einer Funktionsdeklaration oder nach einer Variable etc. in den bereitgestellten Quellen suchen kann - das ist ein sehr komfortables und schnelles Tool. Es erweist sich bei Systemproblemen als sehr nützlich , und zwar, wenn man eine nicht sehr aussagekräftige Fehlermeldung erhält. In solchen Fällen kann man für gewöhnlich den für diese Fehlermeldung zuständigen Codeabschnitt schnell herausfinden und daraus erkennen, was nicht stimmt.

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