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So, 6. Juli 2003, 00:00

Mandrake 9.1 auf einem IBM Thinkpad T40p

Der IBM Thinkpad T40p basiert auf einer recht aktuellen Hardware, die unter Linux gegenwärtig nur begrenzt unterstützt wird. Ein Versuch zeigt, daß Mandrake 9.1 auf dieser Hardware nur mit erheblichen Einschränkungen genutzt werden kann.

Der IBM Thinkpad T40p

Nun ist er also da, der neue Thinkpad T40p. Der Rechner (Typ 2373-G1G) ist mit einem Intel Pentium M Prozessor (Centrino) und dem entsprechenden Chipsatz ausgerüstet. Als Grafikkarte kommt eine ATI Mobility FireGL 9000 zum Einsatz. Zusätzlich ist ein IBM Wireless Lan Adapter eingebaut (made by Philipps), zwei PCMCIA Slots (TI Chipsatz PCI-1529) sowie in internes Modem (Agere Systems AC'97) mit zusätzlichem Bluetooth-Modul.

Der Rechner wird mit vorinstalliertem Windows XP ausgeliefert. Das soll nicht so bleiben, ein Linux muß her. Die Hardware ist insgesamt recht aktuell, was für einem Betrieb mit Linux das eine oder andere Problem erwarten läßt. Insbesondere der Centrino Chipsatz wird noch nicht komplett unterstützt. Außerdem benutzt das Noteboot ACPI für das Powermanagement, was für Linux ebenfalls noch im Entwicklungsstadium ist. Gemäß einem Statement von IBM ist der Rechner mit Linux (Red Hat) nutzbar, allerdings ohne 3D-Hardwareunterstützung und ohne Nutzbarkeit der integrierten WLAN-Karte und des internen Modems. Wenn man ein wenig »googelt« und in den verschiedenen Mailing-Listen und Newsgroups stöbert, stellt man schnell fest, daß bereits für viele Teile der Hardware Module für den 2.5-Kernel und auch Backports für den 2.4-er Kernel existieren. Gute Chancen müßte man also mit einer Distribution haben, die auf einem möglichst aktuellen Stand ist. Aufgrund vergangener guter Erfahrungen mit Mandrake auf Laptops und dem Umstand, daß die Distribution auf einer vergleichsweisen aktuellen Kernelversion (2.4.21pre) basiert, fiel die Wahl auf eben diese Distribution. Zum Ausprobieren kam die Download-Edition zum Einsatz.

Platz schaffen: Verkleinerung der Windows-Partition

IBM liefert die Systemsoftware nicht mehr auf einer CD aus, sondern stattdessen in einem geschützten Bereich der Festplatte. Dieser belegt die letzten ca. 3 GB, ist allerdings nicht als Partition eingetragen und auch nicht sichtbar! Vielmehr wird per BIOS zusätzlich zu den physikalisch korrekten Hardwaredaten gemeldet, dass die Platte einen geschützten Bereich enthält, und für die Anzahl an Spuren/Köpfen/Sektoren werden entsprechend korrigierte Werte ausgegeben (das kann im Konfigurationsmenü des BIOS geändert werden). Auf diese Weise wird dieser Bereich durch das Betriebssystem im Normalfall bereits ignoriert. Mandrake verhält sich in diesem Punkt wie vorgesehen (aber Vorsicht, SuSE z.B. sieht unter bestimmten Umständen die gesamte Platte und kann diesen Bereich trotz BIOS-Schutz überschreiben).

Beim ersten Einschalten des Rechners wird automatisch die Windows-Installation ausgeführt. Dabei wird die gesamte Platte (hier 37 GB) als eine Partition genutzt. Bootet man Mandrake, kann man im Verlauf der Installation bei der Partitionierung die Windows-Partition menügesteuert verkleinern - sehr komfortabel. Dies funktioniert auch im Prinzip, allerdings ließ sich bei meinen Versuchen die Windows-Partition nicht weiter als auf rund 17 GB verkleinern, obwohl definitiv nur ca. 4 GB Daten vorhanden sind. Das war mir nicht klein genug.

Zum Verkleinern habe ich erfolgreich ntfsresize (erhältlich über die Projektseite oder auf dem SuSE Rescue System in /sbin) eingesetzt. Dabei kann man wie folgt vorgehen:

  • Nach der Installation XP normal starten und eine Defragmentierung durchführen (zu finden unter Zubehör, Systemprogramme).
  • Anschließend ein Linux Rescue System booten. Hier kam die nächste Enttäuschung mit Mandrake: Das Rescue System läuft per default mit englischer Tastatur, eine menügesteuerte Anpassung ist nicht vorgesehen. Also nochmal booten, diesmal mit dem SuSE Rescue System (und dabei habe ich mir jenen versteckten Datenbereich beschädigt).
  • Mit dem Aufruf nftsresize -s <newSize>[k|M|G] /dev/hda1 wird das NTFS-Volume entsprechend verkleinert. Bei 6 GB als neue Größe lautet der Aufruf entsprechend: ntfsresize -s 6G /dev/hda1
  • Die (physische) Partition selbst bleibt dabei unverändert. Sie wird mit dem Programm fdisk zunächst gelöscht und dann mit dem gleichen Anfangszylinder entsprechend kleiner wieder angelegt.
  • Vorsichtshalber und zur Vereinfachung kann man im vorigen Schritt das NTFS-Volume stärker verkleinern als eigentlich gewollt. Man legt dann mit fdisk die neue Partition in der gewünschten Größe an und kann dann das NTFS-Volume durch erneuten Aufruf nftsresize /dev/hda1 (also ohne den Parameter -s) an die tatsächliche Größe der Partition anpassen lassen. Das erspart die Rechnerei.

Dieses Vorgehen hat bei mir einwandfrei funktioniert. Noch einfacher ist es natürlich, die NFTS-Partition gleich ganz zu löschen. Falls aber nicht noch ein anderer Rechner mit Internetzugang zur Verfügung steht, ist das zu Anfang nicht empfehlenswert.

Installation

Die Installation von Mandrake verlief insgesamt recht unspektakulär. Tastatur, Maus, Grafikkarte, Soundkarte, Netzwerkadapter wurden erkannt, die Installation lief automatisch im Grafikmodus ab. Bei der Partitionierung fiel störend auf, daß Mandrake es nicht ermöglicht, logische Volumes im LVM mit Namen zu versehen, sie werden automatisch schlicht durchnummeriert. Andere große Distributionen ermöglichen das. Sehr gelungen ist, wie bereits bei den Vorversionen, die gut gegliederte und strukturierte Paketauswahl. Bei den einzelnen Kategorien sind die (nach Mandrakes Auffassung wichtigen) Pakete direkt aufgeführt, weitere werden dann unter der Rubrik andere gelistet. Etwas merkwürdig ist, daß die Konfiguration des Grafiksystems extra angewählt werden muß, aber das ist wohl nicht spezifisch für den Laptop. Übel war allerdings ein Fehler bei der Installation des Bootmanagers. Ich hatte im Installationsverlauf extra angewählt, die Installation des Bootmanagers zu überspringen (ich wollte einen vorhandenen Systemstarter nutzen). Bei dem ersten Boot nach dem Kopieren des Systems blieb der Rechner mit dem Cursor in der oberen linken Ecke stehen. Mandrake hatte doch den Bootsektor der Platte »angekratzt«. Hier kam dann gleich die nächste Enttäuschung mit dem Mandrake Rescue System: es erkennt und verarbeitet die LVM-Partition nicht selbstständig. Wäre man auf Mandrake angewiesen, wäre jetzt eine Orgie auf der Kommandozeile fällig, und das auch noch mit falscher Tastaturanpassung. Naja, Red Hat Rescue System booten, das erkannte brav die Mandrake-Partition im LVM und ließ eine Korrektur der Partition /boot durchführen.

Probleme hat Mandrake mit der Erkennung des PCMCIA-Systems des T40p. Auch die eingesteckte WLAN-Karte wurde nicht erkannt auch nicht eingebunden. Eine andere Unzulänglichkeit ist, daß während der Installation bei der Einrichtung des Benutzers es auch im Expertenmodus nicht möglich ist, ein vom Benutzerkürzel abweichenden Namen des Homeverzeichnisses zu vergeben, und auch die ID des Benutzers ist nicht wählbar. Das schafft in speziellen Situationen Probleme, SuSE etwa ist da flexibler.

Ein anderes Problem während der Installation ergab sich mit dem Powermanagement. Wenn Maus und Tastatur längere Zeit nicht genutzt werden, z.B. während des Kopierens der Dateien von CD, wird der Bildschirm per BIOS-Default ausgeschaltet. Aus diesem Zustand ließ sich das Laptop nicht mehr zurückholen. Das System arbeitete im Hintergrund weiter, aber das Display blieb dunkel, man hätte raten müssen, welche weiteren Installationsabfragen denn nun auftreten. Es half nur ein harter Reset und ein erneuter Start der Installation, diesmal dann mit regelmäßigem Herumschieben der Maus.

Nach dem Reboot wurden noch einige kleinere Konfigurationsschritte durchgeführt, dann war das System arbeitsfähig.

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