Login
Newsletter
Werbung

Do, 10. Februar 2011, 15:00

KVM am Ubuntu-Root-Server

Virtuelle Maschine installieren

Mit dem Kommando virt-install richten Sie eine neue virtuelle Maschine ein. An das Kommando können unzählige Optionen übergeben werden (siehe man virt-install): --os-variant gibt an, welches Gastsystem installiert werden soll. Diese Angabe hilft bei der Optimierung der emulierten Hardware-Komponenten. --name gibt der virtuellen Maschine einen Namen für die libvirt-Verwaltung.

--ram gibt die Größe des RAMs in MByte an. --cdrom gibt den Ort der ISO-Datei mit dem Installationsmedium an. --disk gibt den Ort der Image-Datei an, die als virtuelle Festplatte dienen soll. Wenn diese Datei noch nicht existiert, wird sie erzeugt, wobei size die Größe in GByte angibt. Den Ort für die Image-Datei können Sie beliebig wählen, üblich ist aber das Verzeichnis /var/lib/libvirt/images.

--vnc gibt schließlich an, dass das Grafiksystem der virtuellen Maschine via VNC gesteuert werden soll. virt-install muss mit root-Rechten bzw. mit sudo ausgeführt werden.

# virt-install --os-variant ubuntulucid --name kvmblog --ram 512 --cdrom ubuntu.iso --disk /var/lib/libvirt/images/kvmblog.img,size=10 --vnc

Wenn Sie keine Tippfehler gemacht haben, erzeugt virt-install jetzt die neue Image-Datei und startet dann die virtuelle Maschine. Davon können Sie sich mit dem Kommando virsh list überzeugen, das alle laufenden virtuellen Maschinen aufzählt.

# virsh list
Id Name                 State
----------------------------------
5 kvmblog              running

Über welchen VNC-Port die virtuelle Maschine bedient werden kann, verrät virsh vncdisplay name.

# virsh vncdisplay kvmblog
:0

Die eigentliche Installation führen Sie nun mit einem VNC-Viewer zuhause durch. Dabei stellen Sie via SSH eine Verbindung zum Root-Server her. Wenn Sie zuhause unter Ubuntu arbeiten, installieren Sie dort am besten das Paket vncviewer und starten das Programm dann so:

zuhause$ vncviewer -via ihrlogin@ihr-root-server localhost:0

Dabei müssen Sie Ihr SSH-Login-Passwort angeben. Die Portnummer nach localhost muss dem Ergebnis von vncdisplay entsprechen. Normalerweise ist das :0, wenn nur eine virtuelle Maschine läuft. Wenn mehrere virtuelle Maschinen laufen, bekommt jede virtuelle Maschine einen eigenen Port. Im Fenster des VNC-Clients sollten Sie nun das Ubuntu-Installationsprogramm sehen:

Ubuntu-Installationsprogramm in VNC

Michael Kofler

Ubuntu-Installationsprogramm in VNC

Die Ubuntu-Installation beginnen Sie mit der Auswahl der Sprache und dann mit der Funktionstaste F4, mit der Sie die Variante Eine minimale virtuelle Maschine installieren wählen können. Gegenüber einer normalen Server-Installation hat das den Vorteil, dass ein für virtuelle Hardware optimierter Kernel zum Einsatz kommt.

Wenn Sie die Installation fortsetzen, wechselt das Installationsprogramm die VGA-Auflösung. Das wirft den VNC-Viewer möglicherweise aus der Bahn. Starten Sie das Programm einfach neu, die Installation geht weiter, die virtuelle Maschine läuft noch.

Der weiterer Installationsverlauf ist genau gleich, als würden Sie Ubuntu auf physikalischer Hardware installieren. Meine Empfehlung zur Partitionierung der (virtuellen) Festplatte: Verwenden Sie LVM, dann können Sie die virtuelle Maschine später unkompliziert um eine zweite virtuelle Festplatte erweitern und so den LVM-Speicherpool vergrößern.

Noch eine Anmerkung zur Netzwerkkonfiguration: Da hier bei virt-install keine genaueren Angaben gemacht wurden, kommt (vorerst) das virtuelle Netzwerk default der libvirt-Werkzeuge zum Einsatz. Die virtuelle Maschine erhält deswegen ihre Netzwerkparameter via DHCP. Sie befindet sich in einem internen Netzwerk (IP-Adressbereich 192.168.122.*) und ist nur vom Host-Rechner aus erreichbar. Die virtuelle Maschine kann via NAT mit dem Internet kommunizieren, ist aber (noch) nicht aus dem Internet erreichbar.

Während der Ubuntu-Server-Installation können Sie auswählen, welche Server-Dienste Sie nutzen möchten. Es ist in der Regel zweckmäßig, hier die zwei Punkte Basic Ubuntu Server und OpenSSH server auszuwählen.

Wenn die Installation abgeschlossen ist, wird die virtuelle Maschine gestoppt. Um sie neu zu starten, führen Sie virsh start aus.

# virsh start kvmblog

Anschließend können Sie (wieder via VNC) innerhalb der virtuellen Maschine Konfigurations- und Administrationsarbeiten durchführen - z.B. Updates durchführen, Ihren Lieblingseditor installieren etc. Damit Sie die virtuelle Maschine mit virsh shutdown durch ein ACPI-Signal geordnet herunterfahren können, müssen Sie innerhalb der virtuellen Maschine das Paket »acpid« installieren.

kvmblog# apt-get update && apt-get dist-upgrade
kvmblog# apt-get install acpid

Damit ist Ihre virtuelle Maschine im Prinzip einsatzbereit. Sie kann durch virsh-Kommandos gestartet und gestoppt werden. Aufpassen sollten Sie allerdings bei einem Reboot des Root-Servers: Fahren Sie vorher alle virtuelle Maschinen herunter, sonst werden diese einfach ausgeschaltet! Nach dem Reboot müssen Sie die virtuellen Maschinen nach Bedarf neu starten. (Der Neustart lässt sich durch virsh autostart automatisieren, das Herunterfahren bei Bedarf durch ein entsprechendes Init-Script.)

Sollte beim Einrichten der virtuellen Maschine etwas schief gehen und Sie den Vorgang vollkommen neu starten möchten, können Sie die Ausführung der virtuellen Maschine mit virsh destroy radikal stoppen und die Definition der virtuellen Maschine dann mit virsh undefine löschen. (Dieses Kommando löscht die Datei name.xml im Verzeichnis /etc/libvirt/qemu. Diese Datei beschreibt die Parameter der virtuellen Maschine.) Wenn Sie auch die Image-Datei (also die virtuelle Festplatte) löschen möchten, verwenden Sie dazu rm:

# virsh destroy kvmblog
# virsh undefine kvmblog
# rm /var/lib/libvirt/images/kvmblog.img

Kommentare (Insgesamt: 6 || Alle anzeigen )
Fehlermeldung (Andreas Kn., Sa, 10. März 2012)
Re: Nett aber... (hannes w, Di, 15. Februar 2011)
KVM am Ubuntu-Root-Server (Stefan Brenner, Sa, 12. Februar 2011)
Nett aber... (Ministry, Fr, 11. Februar 2011)
vielen Dank (ThorstenS, Fr, 11. Februar 2011)
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung