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Mi, 6. Juli 2005, 00:00

KIO: I/O Slaves unter KDE

Die unendlichen Möglichkeiten im Netz

Deutlich interessanter und nützlicher als die lokalen Protokoll-Handler sind die netzbasierten. Sie verbinden Ressourcen im Netz auf transparente Art und Weise mit dem Desktop des Arbeitsplatzrechners und ermöglichen bzw. vereinfachen dadurch Kommunikation und Zusammenarbeit. Die deutlichste Unterscheidung zwischen lokalen und entfernten Handlern ist, dass die entfernten immer auf ein Doppel-Slash (//) enden.

Das einfachste Beispiel ist das HTTP-Protokoll (http://), welches die meisten Anwender wohl bereits einmal im Konqueror in der Adresszeile benutzt haben, um im Internet zu surfen. KDE und der Konqueror unterstützen aber noch weitere Protokolle wie FTP (ftp://) oder SMB (smb://), um auf FTP- bzw. Windows oder Samba-Server lesend und schreibend zuzugreifen.

Viele Protokolle (wie z.B. https://) werden auch SSL-verschlüsselt (erkennt man meist am s am Ende des Handlers) angeboten, um die Sicherheit zu erhöhen.

Der Konqueror ist nichts anderes als ein Webbrowser, der auch auf die lokale Systemumgebung zugreifen kann, allerdings deutlich besser integriert als der Windows-Explorer von Microsoft, der diese netten Taschenspielertricks des Konqueror erst noch lernen muss.

Netzprotokolle mit Hilfe eines Browsers benutzen zu können, mag auf den ersten Blick nichts Besonderes oder Neues sein, der Aha-Effekt kommt spätestens dann, wenn man verstanden hat, dass alle nativen File-Dialoge in KDE dasselbe ermöglichen. Man kann also unter KDE Dateien, die man lokal bearbeitet hat, mit Hilfe von entsprechenden Protokoll-Handlern einfach auf entfernten Servern abspeichern oder gleich von dort laden. Das bedingt aber wie gesagt die nativen File-Dialoge von KDE. Applikationen wie Open Office oder Firefox benutzen aufgrund ihres plattformübergreifenden Ansatzes eigene File-Dialoge - KOffice hingegen funktioniert wunderbar.

Diese einfache Einbindung von Netzprotokollen ermöglicht ein deutlich flüssigeres Arbeiten, ohne ständig spezielle Clients (wie z.B. FTP-Clients oder eine Shell für SSH-Befehle) öffnen zu müssen. Mit mehreren offenen Instanzen von Konqueror lassen sich Dateien zwischen lokalen und entfernten Rechner einfach hin und herbewegen oder gleich lokal bearbeiten. Die Adressvervollständigung von Konqueror erleichtert die Arbeit noch einmal zusätzlich. Die einzige Begrenzung bei dieser Arbeitsweise ist die Geschwindigkeit der Netzanbindung.

Falls jetzt ein Leser dieses Artikels auf die Idee kommt, zu versuchen, ob auch SSH als File-Handler unterstützt wird, dann muss ich diesen enttäuschen. Es gibt keinen File-Handler ssh:// unter KDE, allerdings existiert fish://, das die Anforderungen an ein transparentes Einhängen eines entfernten Servers über das SSH-Protokoll wunderbar erfüllt. Fish sollte mit annähernd jedem POSIX-kompatiblen und UNIX-basierten Netzrechner arbeiten können. Die genaueren Anforderungen an Fish (z.B. Vorhandensein bestimmter Befehle, einer Bash oder alternativ Perl) können der Fish-Doku im Infozentrum von KDE entnommen werden.

Die Art und Weise, wie KDE den Benutzern Netzressourcen verfügbar macht, ist wohl einer der größten Pluspunkte von KDE. Selbst Microsoft Windows und Mac OS X haben noch einen langen Weg vor sich, bis sie eine solch robuste und transparente Art und Weise der Netzeinbindung unterstützen, wie es KDE im Wesentlichen schon seit der Version 2.0 tut.

Eine Auswahl der unter KDE unterstützten Netzprotokolle:

Handler Beschreibung
ftp://host/ Ein vollwertiger FTP-Client. Host steht auch nachfolgend jeweils für den Hostnamen, die IP-Adresse oder die Domain des Rechners, der den Dienst anbietet.
http://host/
https://host/
Ein vollwertiger Webbrowser.
imap://host/
imaps://host/
Zugriff auf einen IMAP-Server.
ldap://host/
ldaps://host/
Ein LDAP-Directory-Browser.
nntp:// Zugriff auf Usenet News-Server
pop3://
pop3s://
Zugriff auf einen POP3-Server
webdav://
webdavs://
Ein Webdav (Webfolder)-Client
nfs:// Einhängen von NFS-Exports
fish:// Ein vollwertiger SSH-Zugriff auf einen Server.

Beispiele für netzbasierte KIO-Protokolle mit zugehörigen Handlern

Über den Autor

Holger Blaschka arbeitet nach seinem Diplomstudium zum Wirtschaftsinformatiker (BA) als Laboringenieur im Studiengang Wirtschaftsinformatik an der Berufsakademie Lörrach, wo er auch viel mit Open-Source-Produkten arbeitet. In seiner Freizeit engagiert sich der bekennende User von Mac OS X (»Darwin ist ein Unix, nur weil es einfach funktioniert und ich mir viel Tippen sparen kann, bin ich nicht gleich böse...«) in der Linux User Group Lörrach, wo er hin und wieder als Dozent Neulinge an Linux heranführt. Seinen Traum, spätestens mit 30 sein erstes Buch zu veröffentlichen, musste er vor drei Jahren mangels Zeit feierlich begraben, weshalb er hin und wieder sein schlechtes Gewissen mit Artikeln wie diesem zu beruhigen versucht.

Lizenz

Dieser Artikel unterliegt den Bestimmungen der Attribution-ShareAlike License 2.0 (einer Creative Commons License) und basiert in Teilen auf einem englischsprachigen unter der selben Lizenz auf osdir.com veröffentlichten Artikel des KDE-Hackers George Staikos.

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