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Thema: »Windows Subsystem for Linux 2« unterstützt GUI-Anwendungen

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Von kraileth am Do, 28. Mai 2020 um 16:12 #

Wenn die einzelnen Mitarbeiter zufällig gerade die sind, die ein globales verteiltes Streaming-Netz aufbauen können, dann ist deren Meinung nicht ganz unwichtig. Wie gesagt: Sieh Dir an, wie es in der IT läuft - die Gurus einer Sache haben immer ziemlich weitgehende Freiheiten. Klassisches Unternehmerwissen besagt: „Wenn ein Mitarbeiter unentbehrlich geworden ist, muß man ihm kündigen“.

In der IT-Welt wurde und wird dagegen sehr häufig verstoßen - meist auch aus der Not heraus, daß man einen brillianten Architekten schlicht nicht nur nicht einfach mit dem nächsten Realschüler ersetzen kann, sondern daß der nächste brilliante Kopf wahrscheinlich ebenfalls sehr starke persönliche Vorlieben einbringt und das bisherige entweder zu erheblichen Teilen einreißen und neu planen wird, oder aber wahrscheinlich über kurz oder lang das Weite suchen wird, weil er das Gegebene haßt.

Die Folge davon: Es bilden sich teilweise regelrechte Diven heraus (man kann auf jeder Konferenz einige solche Prachtexemplare treffen). Solche Leute hältst du nicht, weil es in der Firma frisches Obst und einen Kicker für die Pause gibt. In meinem Unternehmen herrscht eine relativ lockere Kultur - lange Haare und eine aus der Jugend mitgebrachte und nie abgelegte Angewohnheit, Black-Metal-Bandshirts zu tragen, interessieren keinen. Mit den richtigen Fähigkeiten kommst du aber mit dem Aussehen auch in Läden rein, bei denen der Rest Anzug und Krawatte trägt. Und dann ist es auch nicht mehr egal, ob du ein Projekt magst oder nicht.

Netflix konkurriert übrigens nicht mit Open-Source-Projekten wie FreeBSD. Sie nutzen es „nur“ für ihre Infrastruktur und haben verstanden, daß sie damit ganz gut fahren, wenn sie sich beteiligen. Auch weiß ich nicht, wie du darauf kommst, daß sie die wichtigen Teile des Codes behalten hätten. Die Menschen, die FreeBSDler und Netflix-Angestellte sind sprechen meines Wissens nicht mit zusammengebissenen Zähnen über die Zusammenarbeit. Es ist wohl eher so gewesen, daß Netflix in der Vergangenheit Dinge angeboten hatte, die zu speziell waren und deswegen nicht in FreeBSD eingeflossen sind.

Bezüglich des Sponsorings sind wir uns einig, wie ich sehe: Es zahlt sich auch für einen profitorientierten Konzern aus, eine Open-Source-Gemeinde zu unterstützen, obwohl die Lizenz ausdrücklich nicht dazu zwingt. :up:

Linux -> BSD: Ich habe gesagt, daß die Unzufriedenheit im Linux-Lager erkennbar ist und daß einige der Radikalsten sogar den Absprung vorbereiten. Es ist übrigens kurz davor auch das Gegenteil passiert: FreeBSDler, die sich jahrelang um Beastie auf dem Desktop bemüht haben, schmissen hin und gingen zu Linux, weil sie in erster Linie die Treibersituation leid waren.

Da die Lizenzierung einer der Vorteile der BSDs ist, bin ich etwas verwirrt, warum Du diesen nun als Nachteil aufführst.

Bei der Langzeitperspektive sind wir beieinander: Es hat Firmen gegeben, welche sich von der Freiheit der Lizenz haben locken lassen und dann eine dumme Entscheidung getroffen und ihr Projekt geschlossen haben. Bestes Beispiel ist Juniper. Kurzfristige Gier ist ein schlechter Ratgeber. Man hat zu FreeBSD 6-Zeiten oder so in der Art das System geforkt. Und das war es auch, was man mehr oder weniger noch immer hatte, als der Rest der Welt schon auf FreeBSD 9 war. Das wieder aufzuholen, muß sehr schmerzhaft und teuer gewesen zu sein.

Deswegen haben Gierige mit Verstand die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Xinuos nutzt intern die aktuellste Entwicklungsversion von FreeBSD, um beim Erscheinen einer neuen Hauptversion möglichst geringe Abweichungen zu haben. Das sind übrigens die Leute, die quasi SCO fortführen und wenn man mal einen Moment neutral über diese Firma spricht, dann bist du hier bei einem Unternehmen, das Support im Rahmen von 20+ Jahren leistet. Dagegen ist Linux mit Platzhirsch RedHat Spielzeug, da Ende diesen Jahres schon der Extended Support für RHEL Version 5 ausläuft, obwohl diese Version erst 2007 eingeführt wurde. Deine Befürchtung, daß man sich auf FreeBSD nicht verlassen könne, ist unbegründet. Banken und Firmen, die als „systemrelevant“ gelten, setzen auf BSD-Lösungen. Die Bundesdruckerei z.B. hat sich bei Genua eingekauft, einem der Hauptunterstützer von OpenBSD.

Ja, mir ist bewußt, daß Linux voll im Rampenlicht steht und über solche Dinge weniger gesprochen wird. Was aber eben nicht heißt, daß *BSD keine Sache ist. Das Gegenteil ist der Fall. Aber BSD tut in den meisten Fällen still und ruhig seine Arbeit - und wer nicht direkt damit befaßt ist, bekommt meist gar nichts davon mit. Man könnte auch sagen: In Sachen Außendarstellung sind wir ziemlich schlecht - und der König in dieser Disziplin ist NetBSD: Die machen ganz viel und reden praktisch nicht darüber. Selbst für interessierte Leute aus der größeren BSD-Gemeinschaft ist immer mal wieder die Verblüffung groß, wenn man plötzlich von Rump-Kerneln, npf und dergleichen erfährt, nachdem man den Eindruck hatte, daß das Projekt wohl bald eingeht. Aber das paßt schon.

Ich bin aber grundsätzlich bei Dir. Mein Herz gehört Open Source, und wenngleich ich es richtig finde, daß Firmen geschlossene Forks machen dürfen, sollte uns das eher anspornen noch besser zu werden. Denn letzten Endes gewinnt die Offenheit: Versuche mal nach kapitalistischer Logik „gut genug und kostenlos“ zu schlagen. Da will ich hin. Und da ist es schade, wenn sich der Pinguin vorher quasi verkauft.

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